Titel |
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01. Better with You |
02. Just Like You |
03. Let Your Hair Down |
04. Shades 22 |
05. It Wouldn't Be Me |
06. Never Be Gone |
07. Too Long At The Fair |
08. Slapbang |
09. Hey Mister |
10. Just Like You, Pt. 2 |
11. Butterflies |
12. Earth In A Lonely Space |
Musiker | Instrument |
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Mick Hucknall | Vocals |
Dave Clayton, Andy Wright, Gary Sanctuary | Piano |
Roman Roth | Drums |
Kevin Robinson | Trumpet, Percussion |
Steve Lewinson, Gavin Goldberg | Bass |
Ian Kirkham | Saxophone, EWI |
Kenji Suzuki, Mark Jaimes, Andy Wright | Guitar |
Der Zahn der Zeit nagt an uns allen. Natürlich auch an Mick Hucknalls Stimme. Der Rotschopf aus dem Norden Englands, der einst im Jahre 1985 auszog, um mit seiner Band SIMPLY RED die Welt zu erobern, klingt als habe sich ein leichter Schleier auf seine Stimmbänder gelegt. Die annähernd vierzig Jahre, die seitdem ins Land gingen, haben dem Lockenkopf aus Manchester, wie so vielen anderen Sängern im Alter, leider ein wenig Brillianz und Durchschlagskraft in den hohen Tönen geraubt.
Nichtsdestotrotz hat sich der inzwischen 63-jährige Shouter aufgemacht, mit "Time" ein neues und ziemlich frisch klingendes Album einzuspielen. Ein Großteil seiner alten musikalischen Weggefährten, unter anderem auch Langzeit-Saxofonist Ian Kirkham und Gitarrist Kenji Suzuki, sind ebenfalls wieder mit am Start.
Frönte Mick Hucknall auf seinem letzten Album "Blue Eyed Soul" (2019) noch relativ gekonnt eben jenem Genre und überzeugte mit guter, alter Stimmkraft, spürt und hört man nun auf "Time" die gesanglichen Kompromisse, die er mit seiner eigenen Stimme eingehen muss. Aber auch wenn Hucknalls markantes Organ einen Gutteil von SIMPLY REDs Charme ausmacht, krankt "Time" natürlich nicht komplett an gesanglichen Defiziten. Nein, nein. Der gute Mick klingt eben ein klein wenig anders als gewohnt.
Eine seichte Popnummer wie It Wouldn't Be Me klingt aber schon ein wenig saft- und kraftlos und könnte auch ein vergessenes Outtake von WET WET WET sein. Ganz im Gegensatz zum gepfefferten Dancefloor Knaller Just Like You, wo der Rotschopf fast wie gewohnt singt. Noch überzeugender agiert die Band bei der 'alternative version' von Just Like You, Part 2. Ein erfrischend anderer Mix, deutlich weniger Gesang, geänderte Instrumentierung und feine Soli von Sax, Trompete, Gitarre und Orgel. Eine vitale Nummer, die sich im Live-Kontext garantiert zum Vorstellen der Band eignen würde.
Auch wenn sich SIMPLY RED zu Beginn des Albums mit ihrem extrem an die modernen Hörgewohnheiten angepassten Better With You gleich einen Fehltritt leisten und irgendwie den Feeling Good Tra La La Stadion-Sound von COLDPLAY kopieren möchten, leistet sich das Album in der Folge kaum noch wesentliche Ausfälle.
SIMPLY RED liefern wie gewohnt Pop as Pop can be. Nach hinten raus wird Mr. Hucknall sogar richtig abwechslungsreich und zieht seine Stirn auch textlich etwas in Falten. Das schunkelnde Too Long At The Fair beklagt in nachdenklichem Ton den kritischen Zustand unserer in die Jahre gekommenen Welt. Das nachdrücklich inszenierte Hey Mister nötigt dem alten Fahrensmann sogar ein paar harsche Töne in Richtung Politiker ab. Welche Despoten hier gemeint sind, kann man sich an fünf Fingern abzählen.
Die Krönung der Scheibe folgt schließlich ganz zum Schluss mit dem wunderbaren Earth In a Lonely Space. Ein fein durchdachter Popsong alten Schlages, der geschickt mit BEATLES und David Bowie Zitaten kokettiert. Und mit der Zeit fängt man sogar an, dieses neue SIMPLY RED Album zu mögen.