Sideburn

Cherry Red

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.01.2000
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Cherry Red, Hangloose Records, 2008
Roland PierrehumbertLead Vocal, Harp, Slide Guitar
Fred GuditRhythm Guitar
BorisLead Guitar
Michel DemierreBass
Lionel BlancDrums
Produziert von: Sideburn, Jürg Naegeli, Serge Christen, Raphael Crivelli Länge: 45 Min 29 Sek Medium: CD
01. Gimme The Way07. Down And Dirty
02. Hurricane Race08. Bring The Hammer Down
03. Six Feet Under09. Ghost Of 1980 To Bon Scott
04. Cherry Red10. Lipstick Lady
05. Lane11. Wild Boy
06. Rock And Roll Queen12. Stand Your Ground

SIDEBURN dürften außerhalb der Schweiz nicht allzu vielen Hardrockern bekannt sein. Die Touraktivitäten der letzten Jahre, sauber auf ihrer Homepage gelistet, geben schnell die Ursache her. Man kommt einfach nicht über die Landesgrenzen hinaus.
Der Otto Normalo unter den Rockfans bringt mit rockigen Klängen aus der Alpenrepublik meist Acts wie KROKUS, GOTTHARD oder den erfolgsmäßig eine Liga tiefer anzusiedelnden SHAKRA in Verbindung. SIDEBURN unverdientermaßen, wie das neue Album "Cherry Red" beweist, leider nicht.
An der Musik kann es nicht liegen, denn ihr Boogie-lastiger Hardrock spielt die letzten Releases der genannten Acts locker an die Wand. Das Frontmann Roland Pierrehumbert stimmlich in der Nähe von Steve Lee (GOTTHARD) oder Marc Storace (KROKUS) anzusiedeln ist lässt selbstverfreilich den einen oder anderen Vergleich aufkommen.
Bereits der Opener Gimme The Way zeigt deutlich an, wohin die Reise während der folgenden dreiviertel Stunde gehen wird. Frühe AC/DC treffen KROKUS zu Beginn von deren Glanzzeit ("Metal Rendez-Vous" - 1980 - und "Hardware" - 1981 -), wobei die Rhythm-Section der Aussies dem Angus-geprägten Solo mächtig Pate gestanden hat. Diese Melange besitzt jedoch genug eigenständigen Charakter, um sich aus der breiten Masse hervorzuheben.
Während des an ROSE TATTOO erinnerndem Wild Boy greift Sänger Pierrehumbert zur Slide-Gitarre. Seine Blues Harp sorgt beim bluesigen, AEROSMITH-lastigen Stand Your Ground für die nötige Atmosphäre.

Wer sind denn nun SIDEBURN? Zumindest keine blutigen Anfänger, das macht "Cherry Red" direkt im ersten Durchlauf unmissverständlich klar.
Ihren Anfang nimmt die Bandhistorie irgendwann in den frühen Achtzigern. Allerdings soll es bis 1989 dauern, ehe die Sache ernsthaftere Züge bekommt. Unter dem Namen GENOCIDE nimmt man in Hamburg unter der Leitung von Dirk Steffens (u.a. ACCEPT) das Mini-Album "Roots In Rock" auf. Der Titel behält bis in die Gegenwart seine Gültigkeit, denn bis heute sehen sich die Musiker nicht als reinrassiger Heavy-Act, wie deren Website verrät. "Pure Rock Band" steht in unübersehbaren Lettern auf der Startseite.
Nach einer dreijährigen Ochsentour sprich vielen Konzerten auf dem Buckel kommt man mit Jürg Naegeli ins Gespräch. Der Mann, zu dessen Reputation u.a. Arbeiten mit dem Schweizer Hardrock Export KROKUS zählen, begibt sich mit GENOCIDE in studiotechnische Klausur und tütet das elf Tracks beinhaltende "Showtime" (1992) ein. Obwohl der Heavy Rock sich in jenen Jahren in der Gunst des Publikums auf dem absteigenden Ast befindet, wird die Gruppe 1994 von der BMG gezeichnet und nimmt das Album "Stranded" auf. Bis dahin hat man sich in der regionalen Szene einen ausgezeichneten Ruf erspielt, was zur Folge hat, dass GENOCIDE im Folgejahr mit den Lokalmatadoren KROKUS touren dürfen.
Stilistisch entwickeln sich die Musiker immer weiter vom reinen Hard Rock weg, was 1997 auch zur Umbenennung in SIDEBURN führt. Im Sog der Veröffentlichung von "Sell Your Soul For Rock'n'Roll" bringt man es kurz darauf zum Opener für den KISS-Auftritt im Züricher Hallenstadion.

Bis zum Jahresende 2000 erfolgen diverse Wechsel im Line-Up. Aufgrund der positiven Erfahrungen arbeiten SIDEBURN erneut im Jürg Naegeli, der bei den Recordings zu "Crocodile" als Produzent und Toningenieur fungiert. Orientierungspunkt ist harter australischer Rock, was u.a. zur Aufnahme von ROSE TATTOOs Remedy führt.
Im Januar 2002 über Point Music erschienen, folgen zur Promotion diverse Shows im Vorporgramm von THIN LIZZY, DIO und SLADE. "Crocodile" wird zwar europaweit vertrieben, der endgültige Durchbruch bleibt trotzdem aus. SIDEBURN geben Auftritte als Headliner bei Bikertreffen oder in kleineren Clubs des Landes, während der Rest der Welt erneut wenig Kenntnis von den Eidgenossen nimmt.
Das Frühjahr 2003 sieht die Band beim Schreiben und Aufnehmen der Songs zu "Gasoline", einem weiteren von Jürgen Naegeli betreuten Album. Nachdem man im Folgejahr beim Münchener Label Point Music einen europaweit geltenden Deal abgeschlossen hat, scheint man erneut den Sprung über die Landesgrenzen vor Augen zu haben. Das Songmaterial erweist sich gegenüber dem Vorgänger als ausgereifter. Der Sound wird immer präziser auf die angepeilte Richtung zugeschnitten und die einzelnen Tracks kommen einfach "catchier" herüber.
Im Februar 2006 erscheint mit "Archives" ein Best Of-Album, welches durch einige neue Songs aufgepeppt wird. Zudem gibt es mit dem Einstieg des Leadgitarristen Boris einen erneuten Wechsel im Bandgefüge zu verzeichnen. Wieder schaffen es SIDEBURN ins Vorprogramm von DEF LEPPARD, MOTÖRHEAD, Ted Nugent oder ihren alten Kumpels von KROKUS.

Seit Mitte Oktober gibt es nun das neue Album "Cherry Red" käuflich zu erhalten. AC/DC räumen mit ihrem heißdiskutierten "Black Ice" mächtig ab und lassen die wenigen Moneten vieler Käufer über den Tresen wandern. Das Leben ist hart, aber es ist auch ungerecht. Wer Ghost Of 1980 To Bon Scott um die Lauscher geprügelt bekommt dürfte sich unweigerlich fragen, warum ein solches Juwel nicht von den Gebrüdern Young geschrieben wurde.
Die klassische Besetzung von KROKUS schraubt an einem neuen Langeisen. Ob sie einen solchen harten Good Time Rocker wie Lipstick Lady auf die Kette auf die Kette kriegen werden? Die Smelly Nelly hat Jahrzehnte auf ihrem Buckel, und so einen Groove plus sägender Slide brachte sie ebenfalls nicht.
Klar gibt es trotz Abstammung aus den Alpen vergleichsweise Flaches á la Rock And Roll Queen, aber bei einem Dutzend Tracks wird der eine oder andere Faux Pas gerne verziehen. Solange es stampfenden Hard Rock wie Six Feet Under zu bestaunen gibt freut sich der Freund heftiger, treibender und mächtig groovender Klänge. Wobei wir wieder bei einem Album namens "Hardware" angelangt sind. Ein Highlight des Genres, und genau so eines haben SIDEBURN ebenfalls hingelegt. Die Stärke der Gruppe, eingängige Hooklines in Kombination mit melodischen Refrains druckvoll herauszupusten, wird in Hurricane Race beispielhaft dargeboten.

Wenn die Hausfrauen Rocker von GOTTHARD mal mächtig rocken, spielen sie so etwas wie Lane. Der geneigte Fan freut sich. Auf "Cherry Red" ist das Standard. Hoher Standard wohlgemerkt. Wieso und warum der Name Roland Pierrehumbert bis dato nicht längst einem größeren Kreis geläufig ist fällt wie so oft unter die Rubrik "Schicksal". Rockers & Rollers, das darf nicht sein. Höret den Klängen von Cherry Red. Das Ding geht in die Beine. Geradeaus Rock mit einem absolut souveränen Organ, der jede Klippe zu meistern weiß. Einen Höhepunkt hat die Scheibe gewiss in Stand Your Ground, welches ein unschlagbares Southern Feeling in die heimische Stube transportiert.

Vocals, Leadgitarre, Rhythmusgitarre, Bass, Schlagzeug.das klingt nach einer weltberühmten australischen Combo. Und genau dieses Niveau fahren SIDEBURN auf ihrem aktuellen Release. Ten points for Switzerland!!!!

Jürgen Ruland, 13.11.08

 

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