Shannon McNally Geronimo, Back Porch Records, 2005 |
Shannon McNally | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Charlie Sexton | Electric & Acoustic Guitars | |||
Ian McLagan | Piano, Organ | |||
Raymond Weber | Drums | |||
Geg Leisz | Pedal Steel, Weissenborn, Banjo, Lap Steel | |||
Tony Garnier, Tony Hall | Bass | |||
Courtney Audain | Percussion | |||
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1. The Worst Part Of A Broken Heart | 7. Beautiful And Strange | |||
2. Miracle Mile | 8. Tennessee Blues | |||
3. Sweet Forgiveness | 9. Weathervane | |||
4. Geronimo | 10. Leave Your Bags By The Door | |||
5. Pale Moon | 11. In The Name Of Us, Honey | |||
6. The Hard Way | 12. Lovin' In My Baby's Eyes | |||
Bei dem einen oder anderen Album überkommt einen schon beim ersten Hören der untrügliche Eindruck, es mit einem grossen Wurf zu tun zu haben.
So geschehen mit dem Zweitling der 32-jährigen, gebürtigen New Yorkerin Shannon McNally, die allerdings seit einigen Jahren schon in New Orleans lebt und arbeitet.
Meine Aufmerksamkeit erregte Shannon bereits im vergangenen Jahr durch ihre Zusammenarbeit mit dem ebenfalls hochgeschätzten Roots-Rocker Neal Casal ("Ran On Pure Lightning").
Im Grunde stellt "Geronimo" sogar schon McNallys drittes Album dar, denn in der Zwischenzeit veröffentlichte Shannon in Eigenregie einen Silberling mit Coverversionen ("Run For Cover"), die recht deutlich ihre Einflüsse und musikalischen Wurzeln portraitieren.
"Geronimo", bereits vor einigen Wochen auf dem Back Porch Label erschienen, überzeugt indes neben zwei gelungenen Cover-Songs von Taj Mahal und Bobby Charles auf der ganzen Linie mit grossartigen Eigenkompositionen, fabelhaftem Gesang und einer überaus inspirierten Musikergarde, die unter der geschickten Regie des ehemaligen Gitarrenwunderkinds Charlie Sexton (u.a. Bob Dylan) zu wahrer Höchstform auflaufen. Etwas besseres konnte den Songs von Shannon McNally wohl kaum passieren.
Man stelle sich mal vor, da stehen so alte Haudegen wie Ian McLagan (Piano, Orgel), Tony Garnier (Bass) und Greg Leisz (diverse Gitarren und Pedal Steel) neben Charlie Sexton im Studio und erwecken McNallys traditionell ausgerichtete Titel zu blühendem Leben. Die gute Shannon schöpft derweil ganz ungeniert den süss-sauren Rahm der späten Sechziger und frühen Siebziger Jahre ab und orientiert sich an Legenden wie THE BAND und Bob Dylan. Und wahrlich, McNally hat ihre Lektion gelernt und erfüllt sie mit individueller gesanglicher Klasse (erinnert zeitweise mächtig an Stevie Nicks) und persönlich gefärbten, tiefsinnigen Betrachtungen über die Liebe, die mal romantisch, mal philosophisch, mal bissig und mal euphorisch daherkommen.
Dabei pendelt "Geronimo" verdammt gekonnt zwischen wohldosierten Pop-Anleihen und rootsigen Rhythm'n'Blues- bzw. (Country-)Rock-Strukturen, die immer wieder in diesem unnachahmlich lässigen Südstaaten-Groove münden und selbst der gemeinsam mit Charlie Sexton verfassten Zuckerballade Beautiful and strange noch genügend Tiefe verleiht, um nicht in der Beliebigkeit eines Reissbrett-Songs zu versanden.
Auf diesem Album findet sich partout kein oberflächliches Gedudel, sondern nur absolut substanzielles Songwriting plus kongenialer Umsetzung, u.a. auch durch die soundtechnische Bearbeitung einer Könnerin wie Trina Shoemaker (Sheryl Crow, Patti Scialfa, Susan Cowsill, Emmylou Harris, Catie Curtis) am Mischpult.
Die gern herangezogenen Vergleiche mit den etablierten Ladies der Szene, Sheryl Crow und Bonnie Raitt, darf man sicher so stehen lassen. Doch Shannon McNally verfügt über eine dermassen grosse Portion Talent, dass ich das Gefühl nicht loswerde, sie demnächst ganz selbstverständlich in einer Reihe mit den Altvorderen bestaunen zu können.
Wer also Musikerinnen vom Schlage einer Kathleen Edwards, Shelby Lynne, Aimee Mann oder Lucinda Williams mag, sollte sich tunlichst bemühen, dieser aufstrebenden Lady umgehend Gehör zu schenken. Shannon McNally ist mehr als ein Geheimtipp. Weitersagen...