Scott Tournet Everyone You Meet Is Fighting A Hard Battle, Illusion Records, 2006 |
Scott Tournet | Vocals, Guitars, Piano, Rhodes, Organ, Banjo, Bass, Upright Bass, Loops | |||
Bryan Dondero | Bass | |||
Patrick Ross | Fiddle | |||
Adam Frehm | Dobro | |||
Jen Crowell | Backing Vocals | |||
| ||||
1. Getaway | 7. Homefunk | |||
2. Sitting Here (Too Long) | 8. Destroying Me Too | |||
3. Tell U The Truth | 9. Judgment Day | |||
4. Stop And Look Around | 10. Share Your Grave | |||
5. Sinkin' In | 11. Feelin' Bad/Feelin' Mean | |||
6. Scorpion | 12. Mirror Of Your Eyes | |||
Scott Tournet, ursprünglich aus Massachusetts, derzeit in Vermont beheimatet und womöglich als Gitarrist der aufsehenerregenden Grace Potter & The Nocturnals dem einen oder anderen in Erinnerung geblieben, blickt auf eine Vita zurück, die Parallelen zu Hunderten von anderen Musiker aufzeigt.
Durch die Plattensammlung des Vaters (Bob Dylan, Jim Croce, Harry Chapin, Woodstock Tapes) mit dem Rockvirus infiziert und durch die Berieselung früher bis mittlerer Achtziger-Jahre-Musik (Michael Jackson, QUIET RIOT, MEN AT WORK, RUN D.M.C, BEASTIE BOYS) seinen musikalischen Horizont erweitert, verfällt Tournet im Laufe seiner Collegejahre unweigerlich dem Gitarrespielen, übt fortan wie ein Besessener, spielt in diversen lokalen Bands, erleidet auch musikalische Rückschläge, lässt sich aber nicht entmutigen und verschreibt sich und sein Tun eines Tages vollends dem Musikerdasein. Für ihn der einzig denkbare Lebensentwurf.
Neben seiner bemerkenswerten Arbeit mit Grace Potter, fand er in den letzten Jahren zudem noch Gelegenheit zwei Soloalben in Eigenregie zu produzieren. Als versierter Gitarrist und halbwegs passabler Bassist und Pianist/Organist gelingt es ihm ohne großartige fremde Hilfe, sein Debut "Next To Canada" unters Volk zu bringen.
Seine neuerliche Ambition, mit dem offensichtlich etwas opulenter (diverse Gastmusiker) ausgestattetem Zweitwerk "Everyone You Meet Is Fighting A Hard Battle" einen grösseren Rockzirkel für seine Musik zu interessieren, sollte ihm möglicherweise gelingen, zumal er durch seine Grace Potter-Arbeit auch dem Publikum ausserhalb Vermonts bekannt geworden ist.
Scott Tournets umtriebige Collegezeit, die ihn in seinem Musikverständnis massgeblich prägte und in der er unterschiedlichste Einflüsse aufsog wie ein Schwamm, spiegeln sich auf seinem Zweitling "Everyone You Meet Is Fighting A Hard Battle" recht deutlich. Da finden sich neben kleinen, lieblichen Folkpetitessen (Getaway, Mirror of your eyes) und etwas bemühten Country-Blues-Versuchen (Tell u the truth), ausufernde Rocksongs mit Jamcharakter und irrwitzigen Gitarrensoli (Sitting here too long), tummeln sich neben funky/psychedelic Sounds (Homefunk und Judgement Day), die tendenziell alte Woodstock-Tage ins Gedächtnis rufen oder bisweilen eine STEVE MILLER BAND-Atmosphäre kreieren, auch schon mal leicht punkige Ausbrüche, die wie eine krude Mixtur aus VELVET UNDERGROUND, TELEVISION und KINGS OF LEON klingen.
Minuten zuvor besitzt Tournet allerdings auch die Stirn, uns mit einer Akustikgitarrenballade à la PINK FLOYDs Roger Waters zu bezirzen. Das kommt mitunter recht überraschend, was natürlich den Reiz dieses Albums ausmacht, zeitigt dann aber auch die Schwächen dieses Werkes. Denn Tournet ist selbstredend nicht in allen vertretenen Genres wirklich zuhause. Er versucht sich zwar in allerlei Rollen, kann sie aber nicht alle zur vollsten Zufriedenheit durchspielen. Am gelungensten geraten ihm wohl die simplen, aber umso effektiveren Rocksongs wie Sitting here, Sinkin' in und Homefunk, die in ihrer absoluten Direktheit einen kaum zu widerstehenden Charme offerieren. Der Rest des Albums ist sicher nicht schlecht, verfehlt aber oftmals die erhoffte Wirkung und entwickelt nicht diesen unaufhaltsamen Sog, den es braucht, diesem Album mit Haut und Haar zu verfallen. Nachzuhören auf CD Baby.