Samantha Fish, Cassie Taylor, Dani Wilde,
Girls With Guitars, Ruf Records, 2011
Samantha FishGuitars, Vocals
Dani WildeGuitars, Vocals
Cassie TaylorBass, Vocals
Jamie LittleDrums
Mike ZitoGuitar, Slide Guitar
Produziert von: Mike Zito Länge: 44 Min 50 Sek Medium: CD
01. Bitch07. Come On Home
02. Satisfy My Soul08. Leaving Chicago
03. Mr. Loving Man09. Wait A Minute
04. We Ain't Gonna Get Out Alive10. Move On
05. Reason To Stay11. Are You Ready
06. Get Back12. Jet Airliner

Es gibt nicht viel, was mich an so einem Winter begeistert. Eigentlich gar nichts! Und fast schon der einzige Trost ist, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis der BLUES CARAVAN von Ruf Records um die Ecke biegt.
Und da ärgert es mich gleich schon wieder, dass ich in den letzten Jahren den ein oder anderen verpasst habe, weil die Witterungsverhältnisse zu schlecht waren. Doch dieses Jahr ist mein bevorzugter Konzerttermin im März und da sieht es doch recht gut aus für mich.
Gut aussehen tut - endlich die Überleitung! - das Cover dieser CD, denn es ist wieder "Ladies Night" bei der Blues Caravan Tour 2011. Waren es vor Jahren noch "Guitars & Feathers" die auch durch den Glamour einer Candye Kane bestimmt waren, so gibt es dieses Jahr kein Federlesen, sondern Gitarren pur! "Girls With Guitars" heißt die Tour und mit Dani Wilde steht eine bereits be- und anerkannte Bluesgitarristin in diesen Reihen und mit Samantha Fish - die im Übrigen kurz vor der Einspielung ihres Debütalbums steht - und Cassie Taylor am Bass sind zwei weitere Mädels mit auf der Bühne, die einen äußerst vielversprechenden Eindruck machen.
Dafür sorgt schon dieses Album, welches die Drei - quasi als Appetizer - zusammen eingespielt haben. Ähnliches kennen wir vor Jahren von Sue Foley und Kolleginnen und auch von der Tour mit Aynsley Lister, Ian Parker und Erja Lyytinen.

Und so gibt es eben auch dieses Album und dass die Girls keine Berührungsängste haben, zeigt sich gleich mit der Coverversion von Bitch, welches im Original natürlich von den STONES stammt. Das legt auch augenblicklich richtig gut. Ein ordentlicher Drive, der Bass von Cassie Taylor schiebt, die Gitarren rocken grell und die Girls streiten sich gesangsmäßig darum, wer die größere "Bitch" ist. Da ist also nichts mit "Kleinmädelrock", da geht’s verschärft zur Sache!
Bei Satisfy My Soul erwartet man nichts anderes, als eine heiß groovende Nummer und man wird nicht enttäuscht. Fast kommt man vom reinen Zuhören ins Schwitzen, wenn der Rhythmus, leicht funky, pulsiert, das Wah-Wah-Pedal permanent in Bewegung ist und der Gesang von Cassie Taylor fasziniert.
Deutlicher zurück zum Blues führt Dani Wilde mit der für sie schon typischen Art in Mr. Loving Man. Ich hab schon früher von diesem Girl geschwärmt und ich bleib dabei: Dani Wilde ist ein Segen für die Musik im Allgemeinen und für den Blues im Besonderen! Dieses Gefühl, dieser - ich mag fast schon sagen - "Instinkt" ist einfach klasse. Gespannt lauscht und folgt man diesem Gesang in seiner ganz eigenen Rhythmik.
Dass Samantha Fish einiges zu bieten hat, macht sie im folgenden We Ain't Gonna Get Out Alive mehr als deutlich. Trotzdem sie noch sehr jung ist, hat sie offensichtlich eine sehr gute "Blues-Grundlage". Auch hier heult die Blues-Gitarre wie im Schmerz verzerrt auf und die Stimme Samanthas heuchelt weit mehr Erfahrung vor, als möglich ist. Perfekt für diese Musik und ordentlich Feuer steckt in diesem blonden Mädel anscheinend auch drin.
Nur mit Dobro bewaffnet präsentiert und Dani Wilde dann mit Reason To Stay eine feine, erdige Dosis Delta-Blues. Erneut ein Erlebnis!

Get Back hat natürlich nichts mit den BEATLES zu tun, sondern ist swamp-mäßig groovender, siedendheißer Blues, der den Hörer direkt hypnotisiert.
Kaum weniger faszinierend ist der folgende Slow-Blues von Samantha Fish, Come On Home.
So schieben sich die Girls die "Blues-Kugel" in fast allen Variation zu, unterstützen sich gegenseitig, pushen sich und den Zuhörer und liefern hier ein feines Album, welches richtig Lust darauf macht, auf den Blues Caravan aufzuspringen und sich das live im Konzert zu geben. Erfahrungsgemäß fliegen da noch ein paar Funken mehr. Etwa bei so rockigen Songs wie Move On. Schön dirty Gitarren und sehr dynamisch aufgebaut. Da darf sich mancher Kollege warm anziehen.
Und das äußerst schön gemachte, bluesige, Remake von Steve Millers Jet Airliner rundet dieses Album denn auch perfekt ab und ich freu mich heute schon, wie die Besucher da im Konzert abgehen werden.
Produziert und auch ein paar ergänzende Gitarrenspuren eingespielt hat übrigens Mike Zito, der uns ja auch schon kein Unbekannter mehr ist.
Der Boden ist bereitet, die Schienenstränge gelegt, der Blues Caravan ist im Anrollen und drei "Girls With Guitars" sorgen dafür, dass gewaltig Dampf im Kessel ist. Der Live-Tipp fürs Frühjahr - nicht nur für Blues-Fans!

Epi Schmidt, 07.01.2011

 

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