Titel |
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01. Wang Dang Doodle |
02. Drought |
03. Smokestack Lightning |
04. White Tears |
05. Don't Dog Your Woman |
06. Done Somebody Wrong |
07. Bring It On Home |
Musiker | Instrument |
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Joe Black | Guitar, Vocals, Blues harp |
Tonia Goehlich | Vocals |
Kevin Krenczer | Bass |
Florian Grass | Drums |
Ob der gewagte Mix aus Blues, 60s Psychedelia und Stoner Rock in dieser Gemengelage tatsächlich - wie die Band behauptet - noch nie dagewesen ist, möchte ich hier nicht unbedingt abstreiten. Fakt bleibt jedoch, dass der gute alte Muddy Waters schon einst im Jahre 1968 auf Chess Records sein die Bluesgemeinde schwer polarisierendes "Electric Mud" Album auf den Weg brachte, das damals schon elektrifizierten Blues mit bruzzelnden Fuzz-Elementen in eine Spätsechziger Jahre Psychedelic Soße tauchte. Insofern befinden sich auf dem Debutalbum der musikalischen Dortmund/Oberhausen Connection SAINT GALLUS CONVENTION TAPES ein paar Versatzstücke, die tatsächlich in diese vergangene Ära verweisen.
Jedenfalls klingt "Files Vol.01" gewagt und experimentell genug, um bei Entdeckungsfreudigen Aufsehen zu erregen und bei Bluespuristen höchstwahrscheinlich ein Stirnrunzeln hervorzurufen. Die sieben auf 44 Minuten ausgewalzten Nummern leben von ihrem kruden oben beschriebenen Stilmix, der wahrlich einige bestechende Spannungsbögen wie bei Drought kreiert, jedoch auch bei gesteigerten Einsatz von krachigen, noisigen Elementen, die mitunter in ziemlich uferlosen Jams münden, ein wenig die Nerven strapazieren. Eine abgefahrene Eigenkompostion wie White Tears birgt schon ein paar schräge Elemente zuviel und wird nach hinten raus auch verdammt langweilig. Da wirkt die knapp 14-minütige Jam-Session, die sich mit Willie Dixons Klassiker Bring It On Home beschäftigt, schon weitaus überzeugender. Die SAINT GALLUS Trademark-Komponenten, sprich Joe Blacks und Tonia Goehlichs gemeinsamer Duettgesang, verströmen reichlich interessante Momente und das losgelöste Wah Wah Gitarren-Jam-Gewitter wird vom polternden Schlagzeug und dem wummernden Bass sprichwörtlich aufgepeitscht und endet in einem ziemlich bekifften Tex-Mex Strudel. Klingt wie zugedröhnter Garagen-Blues.
Zwischendurch schalten die Herrschaften um Joe Black, der einst in den späten Achtziger Jahren mit den Oberhausener HIPSTERS für Furore sorgte, ein paar Gänge runter und klingen mit dem ehrenwerten Howlin Wolf Titel Smokestack Lightning fast wie eine herkömmliche Combo, die den Spirit der British Blues Invasion inhaliert hat. Ja, fast schon konventionell, wäre da nicht die weiche, mädchenhafte Stimme von Tonia Goehlich, die dem Klassiker eine neue Wendung verschafft.
Insofern haben SAINT GALLUS CONVENTION TAPES mit "Files Vol. 01" alles richtig gemacht, denn herkömmliche Blues-Alben gibt es schließlich zuhauf. Aber diese abgefahrene Psychedelic-Reise, die die Herrschaften hier zelebrieren, kommt schon fast einem Alleinstellungsmerkmal gleich. Das Album wird wahrscheinlich nicht jedem gefallen, wird aber bestimmt einem unerschrockenen Nischenpublikum mit der richtigen Spürnase zu einem wundervollen Trip verhelfen. Ähnlich wie damals bei Muddys "Electric Mud" Platte.