Ryan McGarvey, Rheinberg, Schwarzer Adler, 03.06.2016 |
Der Bluesrock-Fan ist naturgemäß nicht übermässig anspruchsvoll, insbesondere wenn es darum geht, das traditionellerweise doch relativ simpel und bodenständig strukturierte Format eines Bluesrock-Trios zu begutachten. Arbeit, ausgewiesenes Können, Schweiß, Applaus. Ryan McGarvey, der smarte 27-jährige Jüngling, der mit seinem ansprechenden Äußeren durchaus als Mädchenschwarm durchginge, trägt diese Fähigkeiten quasi im Handgepäck mit sich umher und überzeugt das ausverkaufte Haus mit atemberaubender Fingerfertigkeit und vergleichsweise stark verbesserten gesanglichen Fähigkeiten. Hört man zurück auf sein Debutalbum "Forward In Reverse" aus dem Jahre 2007, hat sich in diesem Bereich einiges zum Besseren gewendet. McGarveys selbstbewusste und von Hunderten Gigs gestählte Bühnenpräsenz lässt auch am Freitagabend im "Adler" rein gar nichts zu wünschen übrig. Doch wenn diese blendenden Voraussetzungen nicht mit dem zur Verfügung gestellten Sound im Saal korrespondieren, trübt es das Vergnügen und wird schließlich zum Ärgernis, weil Spitzenklasse auf Mittelmaß trifft. Es wäre nun allerdings ungerecht, die brillante Performance des Ryan McGarvey Trios auf unbefriedigende Klangerlebnisse zu reduzieren. Denn die wohldosierte Dramaturgie und die wogende Dynamik der Band ließ im Grunde nichts zu wünschen übrig.
Dieses formidable Trio gehört durchaus in die Top Ten der inzwischen Etablierten und macht angesichts seiner respektablen Fertigkeiten keinen schlechteren Eindruck als ähnlich aufgestellte Truppen wie Henrik Freischlader Trio, Vdelli, Aynsley Lister, Ben Poole, Dan Patlansky, Philip Sayce, Jared James Nichols, Anthony Gomes, Eric Steckel oder Danny Bryant. Zumal die Präsenz eines Weltklasse-Bassisten wie Carmine Rojas, der u.a. schon mit Größen wie Joe Bonamassa, Rod Stewart und David Bowie kooperierte einen Hauch Superstar-Flair in den "Schwarzer Adler" brachte. Doch wie bereits hinreichend beklagt: McGarveys Killer-Tracks wie Memphis, Firework Eyes und das episch, monströse Mystic Dream hinterließen trotz aller Dringlichkeit einen schalen Beigeschmack, weil schließlich auch der gemeine Bluesrock-Fan ein ausgewiesener Sound-Ästhet bleibt und sich mit einem halbgaren, mulmigen Sound einfach nicht zufrieden stellen kann. Insofern wird dieser Freitagabend nicht unbedingt als Höhepunkt im Gedächtnis verbleiben. |