Running Wild Gates To Purgatory, Cherry Red Records, 2012 |
Rock'n'Rolf | Gesang & Gitarre | |||
Preacher | Gitarre | |||
Stephan | Bass | |||
Hasche | Schlagzeug | |||
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01. Victim Of States Power | 06. Adrian S.O.S. | |||
02. Black Demon | 07. Genghis Khan | |||
03. Preacher | 08. Prisoner Of Our Time | |||
04. Soldiers Of Hell | 09. Walpurgis Night | |||
05. Diabolic Force | 10. Satan | |||
We are prisoners of our time, but we are still alive. Fight for freedom, fight for your rights, we are Running Wild.
Noch lange bevor RUNNING WILD das Paradebeispiel für Piraten-Metal auf den sieben Weltmeeren wurden, da waren sie wie viele andere auch eine aufstrebende Nachwuchsband. 1976 gegründet von Rolf „Rock’n’Rolf“ Kasparek, entlieh die Band ihren Namen einem JUDAS PRIEST-Song (vom Album “Killing Machine“). 1984 entstand dann das erste Album “Gates To Purgatory“ in der Besetzung Kasparek, Gerald Warnecke (genannt „Preacher“), Stephan Boris und Wolfgang „Hasche“ Hagemann. Und das Album sorgte direkt in der deutschen Heavy Metal-Szene für einiges Aufsehen.
Musikalisch wurden RUNNING WILD dabei natürlich von Bands der New Wave of British Heavy Metal beeinflusst. Dabei schlug aber auch die etwas düstere Seite mancher Gruppen wie etwa BLACK SABBATH oder auch VENOM zumindest in den Texten und Symboliken durchaus deutlich zu Buche. Insofern hing RUNNING WILD zu Beginn ihrer Karriere der Ruf an, sie seien Satanisten. Davon sollten sich RUNNING WILD auf den Folgealben doch recht schnell befreien, bevor sie dann 1987 auf “Under Jolly Roger“ endgültig ihre konzeptuelle Bestimmung fanden.
Aber zurück zu “Gates To Purgatory“. Hier wird noch sehr rauer Heavy Metal geboten, der aber schon über die später noch deutlich zu tage tretenden hymnischen Chöre verfügt und mit einigen bereits sehr griffigen Riffs auftrumpft. Am besten kann man diese Faktoren direkt auf dem zweiten Song des Albums Black Demon nachhören. Aber auch der sehr PRIEST-beeinflusste Track Preacher, Soldiers Of Hell offenbart hingegen einen IRON MAIDEN-Einfluss. Ähnliches gilt auch für Genghis Khan, dabei handelt es sich aber nicht um ein Cover des MAIDEN-Songs, sondern um puren Zufall.
Endlich sind hier auch alle zehn Stücke, die damals aufgenommen wurden, auf dem Album enthalten. Denn aus finanziellen Gründen musste die Band damals acht Songs für das Mastering auswählen, die beiden übriggebliebenen Stücke Walpurgis Night und Satan erschienen jedoch kurze Zeit später der EP “Victims Of States Power“, so dass es sich hier nicht um vollkommen unbekannte Stücke handelt. Aber es ist dennoch schön, das Album so zu hören, wie es damals wohl ursprünglich beabsichtigt war. Zumal die beiden Songs nicht schlechter sind als das restliche Material.
Aufgenommen wurde das Ganze in lediglich 16 Tagen und diesen Zeitdruck merkt man dem Album natürlich an allen Ecken und Kanten an. Der Sound ist sehr roh und etwas matschig. Einige unrunde Passagen wurden deshalb wohl auch beibehalten, die man ansonsten durch weitere Takes ausgebessert hätte. Aber all das trägt auch zum Charme dieser Aufnahme bei. Perfektion sowohl im Songwriting als auch bei der Aufnahme wäre dem Endergebnis wohl eher abträglich gewesen.
“Gates To Purgatory“ ist mehr als nur ein Debüt-Album. Es ist auch ein Zeitdokument dafür, wie der Heavy Metal in Deutschland groß und größer wurde. Zusammen mit den Erstlingen von anderen Bands wie ACCEPT, KREATOR und HELLOWEEN zeigt er eine vitale Szene, die aufbricht, große Dinge zu schaffen. “Gates To Purgatory“ mag nicht das beste Album sein, das RUNNING WILD in ihrer Karriere aufgenommen haben, aber es ist der solide Grundstein für eine lange und durchaus erfolgreiche Karriere. Und ein Zeitdokument der First Wave of German Heavy Metal.