Rudi Gall Gall Singt Sulke, Heduda Records, 2017 |
Rudi Gall | Gesang, Gitarre | |||
Stephan Sulke | Gesang, Keyboards | |||
Katja Werker, Linda Mathews | Gesang | |||
Daniel Sok | Keyboards, Piano, Rhodes | |||
Sascha Kühn | Keyboards, Piano | |||
Bruno Seletkovic | Piano, Rhodes | |||
Berthold Basten, Schnuff Strohm | Bass | |||
Markus Malangeri | Fretless Bass | |||
Martin Hötte | E-Gitarre | |||
Catrin Groth | Saxofon | |||
Olaf Krüger | Trompete, Flügelhorn | |||
OG Breuer | Schlagzeug | |||
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01. Ulla | 07. Die Andre | |||
02. Ein vergilbtes Stück Papier | 08. Uschi | |||
03. Du machst mir noch mein Herz kaputt | 09. Lotte | |||
04. Anika | 10. ich wollte Ihnen nur mal Danke sagen | |||
05. Ich hab Dich bloß geliebt | 11. Wenn ich ein Neger wäre | |||
06. He Du da | 12. Sie ist die Liebe | |||
Tausendsassa. Hans Dampf in allen Gassen. Worte aus einem anderem Jahrhundert. Wenig zeitgemäß, aber umso treffender für einen Duisburger Künstler, der sich in den letzten Jahren allerlei musikalischen Projekten widmete und dabei konsequent zeitgemäßes Styling oder anbiedernde Chartstauglichkeit außer Acht ließ. Rudi Gall, seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Ruhrgebietsszene, vergnügte sich als Brick Porter mit traditioneller Swing-Musik, veröffentlichte als Potterfeld ätherische Popmusik im Spannungsfeld zwischen Sting und David Bowie, reichte als herzensguter Kinderliedautor sogar einem verschnupften Drachen zarte Taschentücher, rückte mit seiner Heilg-A-Band das Weihnachtsfest in ein anderes Licht und schickt sich nun an, den aus dem Fokus gerutschten Liedermacher Stephan Sulke unter die Lupe zu nehmen.
Stephan Sulke, inzwischen ein älterer Herr jenseits der 70, verbuchte in den frühen Achtziger Jahren beachtliche Hit-Erfolge mit Liedern wie Uschi und Du machst mir noch mein Herz kaputt, begleitet sehr zur Freude Rudi Galls diese gelungene Sulke-Hommage höchstpersönlich mit Rat und Tat.
So außergewöhnlich die Idee, umso erfreulicher nun das Ergebnis. Wem die alten Originalaufnahmen womöglich zu sehr nach Chanson klangen oder wer Sulkes Uschi als albern-affektierte Schlagerdudelei abtat, der wird sich wundern wie Rudi Gall die Tiefe und Ernsthaftigkeit der Sulke-Klassiker neu auslotet und vermisst.
Sulkes Texte, die sich allzu gerne mit eher selten vertonten Momenten auseinandersetzen und beispielsweise das erschlaffende Leben einer alternden Hure reflektieren oder die Ungerechtigkeit tödlicher Krankheiten verfluchen, bekommen durch Rudi Galls melancholische Vortragsweise ein anderes Gewicht. Ein lediglich auf Klavier und Stimme reduziertes Prachtstück wie Ein vergilbtes Stück Papier muss jedem Zuhörer, der an seine eigene erste Liebe zurückdenkt feuchte Augen bereiten. Einfach schön, sich ohne Reue in diese sentimentalen Momente fallen zu lassen. Bemerkenswert, dass man dem Herrn Gall hier jedes Wort abnimmt.
Andere Highlights wie das beklommene Lotte oder das von einem Richard Tee Gedächtnis-Rhodes getragene Sie ist die Liebe gehen zu Herzen und beweisen nicht zuletzt klar und deutlich, dass Galls Umtriebigkeit niveauvolles deutsches Liedgut zu Tage fördert. Der Duisburger Gall interpretiert Sulke so wie man es sich von einem Tausendsassa erwartet: unerwartet, unaufgesetzt, immer ein wenig gegen den Strich gebürstet,dabei leidenschaftlich und glaubhaft.