Mitch Ryder

Engerling

Roth, Kulturfabrik, 13.02.2004

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 13.02.2004

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Roth, Kulturfabrik, 13.02.2004

Mitch Ryder Freitag der 13., na prima... was bleibt einem anderes übrig, als sich mit möglichst vielen Gleichgesinnten zu umgeben und die Gesellschaft eines Menschen zu suchen, der in etwa folgendes sagen könnte: "Und wenn ihr auch wandelt im Tale des Todes, fürchtet euch nicht, denn ich bin da schon zahllose Male durchgegangen..."

Ich dramatisier da wohl etwas, zumal mir der 13. ziemlich wurscht ist, aber schließlich werden heute in der Rother Kulturfabrik die "Blues-Tage" (natürlich die 13.!) beworben und mit welchem Act könnte man einen besseren "Auftakt" finden als mit Mitch Ryder feat. Engerling.
Die Pressekonferenz hab ich leider nicht mehr geschafft (sind doch immerhin 200km einfach) aber zum Konzert bin ich da und die Musikhalle der Kulturfabrik ist, zwar recht locker gestaffelt, einigermaßen gefüllt. Der Sound macht das was er sollte: Er klingt einfach gut und spart sich somit weitere Bemerkungen (lediglich zwei-, dreimal wird die Sologitarre zu spät "hochgezogen"), im Gegensatz zu den sechs dunkel gewandeten Herren auf der Bühne. Die klingen und spielen und verdienen sich noch ein paar Bemerkungen!

Mitch Ryder Mitch Ryder wirkt etwas dünner als noch vor zwei Jahren und die Baseballkappe wird jetzt durch einen Hut ersetzt (sieht Jack Nicholson nicht unähnlich).
Stimmlich hat sich nichts verändert, manchmal scheint er mir sogar noch besser geworden zu sein, noch intensiver zu singen und seine Zuhörer noch tiefer in sein Innerstes zu ziehen. Das glaubt jetzt wahrscheinlich wieder niemand, aber würde jemand behaupten Muddy Waters oder John Lee Hooker wären mit dem Alter schlechter geworden?
Und so ist es auch mit diesem Mann: Er scheint mit den Jahren noch "echter" zu werden und eine Stufe zu erreichen, die einem weißen Bluesmusiker eigentlich verwehrt bleibt. Womit er seinem Song Ain't Nobody White zwar widerspricht, aber so ist es!
Zu meiner persönlichen Freude ist auch sein amerikanischer Gitarrist Robert Gillespie wieder mit an Bord und glänzt wie gewohnt sowohl mit krachenden Soli wie mit filigranen Einlagen. Sein Solospot, der mal kurz die Ghostriders In The Sky zitiert und schließlich in die Eröffnungsakkorde von Gimme Shelter mündet, ist erste Sahne und offenbart viel mehr Können als man einem "Keith-Richards-Look-A-Like" auf den ersten Blick zutrauen würde.

Mitch Ryder Nicht weniger erfreulich ist der Verweis den Mitch auf seine frühen Tage macht und das gleich mal mit einem flotten Jenny Take A Ride unterstreicht. Das passiert ja heutzutage nicht mehr oft, dass er seine alten Klassiker in Germany präsentiert (Danke an die Spanier!).
Die Setlist seht ihr hier ja selbst, auch wenn nicht alles in dieser Reihenfolge gespielt wurde. Ein, zwei Songs mehr vom neuen Album hätte ich mir wohl auch gewünscht, aber dafür wurde ich ja ausreichend mit "Ausgleich" verwöhnt.

Wie immer gibt's den ein oder anderen Kommentar von Mitch, der mal ernster, wie bei Bang Bang (sein Vater und seine Schwester waren beide Soldaten), und mal lustiger ausfällt, als er eine Cassette zu seinen Füßen entdeckt und beim Schnüffeln daran gleich mal Anthrax-Viren vermutet, bzw. verkündet "this could be the secret Nixon tapes".
Richtig ergreifend wird es naturgemäß bei Liedern wie Terrorist oder wenn er über die Bomben auf Berlin singt.
Welche Lieder die Kids in amerikanischen "Kindergarden" zu lernen bekommen (mit Frere Jaque nicht viel anders als bei uns) erzählt Mitch, um darauf klar zu machen, welcher Song in Frage käme, wenn er Präsident wäre: Bob Dylans Subterrenan Homesick Blues (die armen Kinder!) und der wird denn auch gleich in einer sehr rockigen Version dargeboten.

Mitch Ryder ENGERLING sind nach wie vor die perfekte Band um dies alles auch passend rüber zu bringen. Zu Recht wird jeder von ihnen immer mal wieder namentlich vorgestellt. Da bekommt Heiner Witte, der u.a. wieder mit seinem gefühlvollen Slideguitar-Spiel brilliert, seinen Solospot im Intro zu Freezin' In Hell und ergänzt sich auch häufig mit Robert Gillespie in gemeinsamen Soli.
Boddi Bodag bringt, mit kleinen Variationen, sein Die Liebe ist ein seltsames Spiel-Intro zu Red Scar Eyes und auch heute ist weder dem Intro noch dem Song irgendwas von "Routine" anzumerken.
Für Manne Pokrandt (hat nicht MOLLY HATCHET einen neuen Bassist gebraucht? Der schlägt alleine optisch den ganzen Rest der aktuellen Band), der wirklich einen hervorragenden Rhythmus, zusammen mit Drummer Vincent Brisach kreiert, ist vor Soul Kitchen der Zeitpunkt gekommen, sich solomäßig auszuzeichnen und der anschließende große Beifall ist redlich verdient.

Mitch Ryder Heart Of Stone ist wieder die Power-Ballade mit jenem Ur-Schrei, den man nicht mehr vergisst, wenn man ihn einmal gehört hat und der einem Schauer über die Haut jagt. Hier ist vielleicht der einzige Schwachpunkt des heutigen Abends, wenn man das überhaupt so nennen kann: Der Schrei schien mir sonst öfter und länger zu kommen. Auf Tour ist halt nicht jeder Abend gleich und noch im selben Song scheitert das Publikum kläglich beim Versuch die hohen Töne nachzusingen die ihm Mitch Ryder vorsingt.
Ein paar Hippies hat er im Publikum auch erspäht und erklärt "den jüngeren" sogleich, dass das folgende Gimme Shelter für die mal so 'ne Art Hymne gewesen ist.
Mit für die meisten "Tanzbeine" sorgt natürlich der Reggae-Groove von True Love und die mitreißende Version des DOORS-Klassikers Soul Kitchen beweist einmal mehr die Klasse von Mitch Ryder und ENGERLING - so gut haben die Doors nie geklungen!

Ich dachte, ich wüsste was mich an diesem Abend erwartet, aber auf Mitch Ryder vorbereitet sein? Keine Chance.
Nach über zwei Stunden sagt die Uhr, es wäre Zeit zu gehen, aber: "I'd really love to stay all night", wenn nicht heute - beim nächsten Mal!

Epi Schmidt, 14.02.2003

 

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