Rose Tattoo

Rose Tattoo - Assault & Battery - Scarred For Life - Southern Stars

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.07.2016
Jahr: 2016
Stil: Hard Rock, Heavy Metal

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Redakteur(e):

Marc Langels


Rose Tattoo
Rose Tattoo - Assault & Battery - Scarred For Life - Southern Stars, Repertoire Records, 2016
Angry AndersonGesang
Pete WellsGitarre & Gesang
Michael CocksGitarre
Geordie LeachBass
Dallas "Digger" RoyallSchlagzeug
Robin RileyGitarre ("Scarred For Life")
John MeyerGitarre ("Southern Stars")
Greg JordanGitarre ("Southern Stars")
Scott JohnstonSchlagzeug ("Southern Stars")
Produziert von: Harry Vanda & George Young Länge: 195 Min 05 Sek Medium: CD
Disc 1: Rose Tattoo (52:18)
01. Rock'n'Roll Outlaw08. Stuck On You
02. Nice Boys09. Tramp
03. The Butcher And Fast Eddy10. Astra Wally
04. One Of The Boys11. Snow Queen (Mono) (Bonus Track)
05. Remedy12. I Had You First (Bonus Track)
06. Bad Boy For Love13. Bad Boy For Love (Live 1979) (Bonus Track)
07. T.V.14. Rock'n'Roll Outlaw (Live 1979) (Bonus Track)
Disc 2: Assault & Battery (44:26)
01. Out Of This Place07. Manzil Madness
02. All The Lessons08. Chinese Dunkirk
03. Let It Go09. Sidewalk Sally
04. Assault And Battery10. Suicide City
05. Magnum Maid11. Rock'n'Roll Is King (Single Version) (Bonus Track)
06. Rock'n'Roll Is King12. All Hell Broke Loose (Bonus Track)
Disc 3: Scarred For Life (50:12)
01. Scarred For Life08. Sydney Girls
02. We Can't Be Beaten09. Dead Set
03. Juice On The Loose10. Revenge
04. Who's Got The Cash11. Fightin' Sons (Bonus Track)
05. Branded12. Branded (Single Version) (Bonus Track)
06. Texas13. Never Too Loud (Bonus Track)
07. It's Gonna Work Itself Out
Disc 4: Southern Stars (49:13)
01. Southen Stars07. The Pirate Song
02. Let Us Live08. You've Been Told
03. Freedom's Flame09. No Secrets
04. I Wish10. The Radio Said Rock'n'Roll Is Dead
05. Saturday's Rage11. Freedom's Flame (Single Version) (Bonus Track)
06. Death Or Glory12. Wild One (Bonus Track)

Es gibt neben AC/DC wohl keine andere Band, die so symptomatisch für den Sound des so genannten Pub Rock steht wie ROSE TATTOO. Die Gruppe um den charismatischen Frontmann Gary – genannt Angry – Anderson mag nie an die Verkaufs-Erfolge der „Wechselstrom“-Giganten um Angus und Malcolm Young herangereicht haben, aber ihre Wirkung innerhalb der Musiker-Szene ist nicht zu überschätzen. So baten GUNS N’ROSES darum, dass sich die Band 1993 reformierte, damit sie ihr den Support-Slot auf ihrer Australien-Tournee geben konnten. Leider hatte die Band in den letzten Jahren auch eine Menge Rückschläge hinzunehmen, so verstarben in den vergangenen zehn Jahren fünf Mitglieder, darunter auch die Gitarristen Peter Wells und Mick Cocks, die maßgeblich für den Sound der Band verantwortlich waren. Dieser lässt sich wohl am besten als „Straßenköter-Rock’n’Roll“ umschreiben: laut, dreckig, intensiv. Aber eben nicht eintönig oder stumpf sondern überraschend abwechslungsreich.

Am besten zeigt dies wohl das 1977 erschienene eigentlich selbstbetitelte Debüt-Album, das aber auch gerne als “Rock’n’Roll Outlaw“ geführt wird. Die Band ist darauf ganz unüberhörbar von der Herangehensweise ihrer Landsleute AC/DC inspiriert, kopiert diese aber nicht, sondern vermischt deren Rock’n’Roll mit einer punkigen Härte, die zu Klassikern wie Nice Boys, Remedy oder Astra Wally führt. Dazu lässt Gitarrist Peter Wells gerne mal die Slide-Gitarre einfließen, was dem Sound der Band neben den ohnehin vorhandenen Blues-Elementen zudem noch einen starken Southern Rock-Touch verleiht und sie auch sofort wiedererkennbar macht. Produziert wurde die Band übrigens von dem Erfolgs-Duo Vanda/Young, das ja auch die frühen AC/DC-Werke betreute.

Und so gehört das Debüt von ROSE TATTOO wirklich schon fast zu den essentiellen historischen Rock’n’Roll-Scheiben. Daran „Schuld“ sind so klasse Nummern wie das schon angesprochene Nice Boys, der Opener Rock’n’Roll Outlaw (den Helen Schneider später zu Rock’n’Roll Gypsy abwandelte, um damit die Charts zu stürmen), aber auch die Hymnen Bad Boy For Love und One Of The Boys sowie das intensive The Butcher And Fast Eddy über den Konflikt zweier Street Gangs-Anführer sorgen dafür, dass diese Scheibe gar nicht in zu hohen Tönen gefeiert werden kann. Hier bekommt die Straße eine Stimme – und die klingt eben wie Angry.

Dieses Re-Release kommt mit vier Bonus Tracks daher, darunter neben den Live-Versionen von Bad Boy For Love und Rock’n’Roll Outlaw auch die beiden zuvor nur als B-Seiten veröffentlichten sehr ordentlichen Stücke Snow Queen sowie I Had You First, die den TATTS-Fans sicherlich gut gefallen werden (die aber auch schon auf früheren Re-Releases enthalten waren). Aber auch das Booklet ist mehr als lesenswert, der bekannte Musikjournalist Malcolm Dome beschreibt die Anfangstage der Band, angereichert mit zahlreichen Zitaten von Anderson und Fotos. So ist und bleibt “Rose Tattoo“ eine definitive Kauf-Empfehlung für alle Rock-Fans.

Bedingt durch ausgiebige Tourneen rund um den Globus dauerte es drei Jahre bis die Band “Assault & Battery“ vorlegte, das nicht minder kompromisslose Zweitwerk macht erneut keine Gefangenen wenn es um harten Rock’n’Roll mit Boogie-Feeling geht. Zudem widerstand man zum Glück der Versuchung, den Sound der Band – für den wieder das Duo Vanda/Young verantwortlich zeichnete - zu zähmen. Verdientermaßen konnte sich die Band dann darüber freuen, bis in die Top 40 der britischen Charts vorzudringen.

Dieser Erfolg lag natürlich auch an dem erneut vorzüglichen Songmaterial auf der Scheibe. Die Hits der Scheibe sind Out Of This Place, Let It Go, Chinese Dunkirk und natürlich vor allen Dingen das unwiderstehliche Rock’n‘Roll Is King. Die Up-Tempo-Fraktion wird hingegen eher bei All The Lessons, Magnum Maid, Manzil Madness und insbesondere Suicide City voll bedient. Dabei können einige offensichtliche akustische Parallelen zu MOTÖRHEAD nicht verleugnet werden. Und der Titeltrack sowie Sidewalk Sally sind die Hymnen für die kommenden Konzertreisen. Ergo zeigt die Band hier wieder mal abwechslungsreiche Seite sowie alle Facetten ihres Könnens.

Es ist also kein Wunder, dass “Assault & Battery“ als eines – wenn nicht gar das – beste ROSE TATTOO-Album gilt. Hier sind wirklich kaum Schwächen auszumachen, stattdessen reiht sich ein räudiger Ohrenschmeichler an den nächsten. Hinzu kommen in Falle dieses Re-Releases lediglich zwei Bonus Tracks: zum einen die Single-Version des Klassikers Rock’n’Roll Is King (auf die man hätte eventuell verzichten können, aber es gab wohl nicht mehr viel zur Auswahl an Stücken aus der Zeit). Der andere Song ist das das sehr starke All Hell Broke Lose, das zwar bereits damals aufgenommen aber erst auf der Kompilation “Nice Boys Don’t Play Rock’n‘Roll“ im Jahr 1998 veröffentlicht wurde. Auch hier erfährt der Fan dank ausgiebiger Liner Notes wieder einiges aus der damaligen Zeit und kann zu der Musik also herrlich schmökern.

Nach “Assault & Battery“ ließen sich Anderson & Co. aber dieses Mal kaum Zeit – bereits nach einem Jahr stand ein neues Werk in den Läden: “Scarred For Life“. Und der erste Eindruck hat zahlreiche Fans wohl erst einmal erschreckt, denn das neue Album klang durchaus anders, das heißt weniger räudig, etwas polierter – trotz des bekannten Produzenten-Teams Vanda/Young - als bei den ersten beiden Scheiben klingen die zehn Nummern. Zudem sucht man hier die schnellen Nummern vergeblich, die auf den vergangenen beiden Alben für die nötige Abwechslung sorgten. Vielleicht schielte man hier dann doch zu sehr auf den großen Durchbruch, den ja zeitgleich AC/DC mit ihren Millionen-Sellern “Back In Black“ und “For Those About To Rock (We Salute You)“ feiern konnten.

Denn Song-technisch liefern ROSE TATTOO hier noch einmal mehr als amtlich ab. Der Titeltrack, die Hit-Single We Can’t Be Beaten, Branded sowie It’s Gonna Work Itself Out sind wohl die Songs, die man direkt mit “Scarred For Life“ in Verbindung bringt. Das sind auch allesamt Nummern, wie man sie von den TATTS gewohnt ist. Mit feiner Slide-Gitarre und den unverkennbaren Vocals von Anderson. Dieser sorgt hier dafür, dass wirklich jeder Song direkt ins Ohr geht und dort hängen bleibt. Das gelingt ihm auf “Scarred For Life“ wohl besser als auf den anderen Scheiben der Band.

Dennoch sind einige Stücke für ROSE TATTOO-Fans schon recht gewöhnungsbedürftig: so erinnert Juice On The Loose schon mehr als nur ein wenig an STATUS QUO – zudem klingt das Schlagzeug fast schon poppig, ohne den bislang bekannten Wumms. Und eine Raggae-Nummer wie Sydney Girls mag so gar nicht zu den TATTS passen – höchstens als B-Seite einer Single. Dass sie mit Off-Beat-Nummern etwas anzufangen wissen, zeigen Anderson & Co. dann bei dem Bonus-Song Fightin‘ Sons einer ruhigeren Nummer mit starken Country-Anleihen. Aber warum ein Song wie Never Too Loud es nicht auf die Scheibe geschafft hat wird wohl ewig das Geheimnis der Band und der Produzenten bleiben. Insofern kann man als Fan froh sein, dass sie nun doch noch offiziell veröffentlicht wird.

Mit dem vierten Album dieser Re-Release-Reihe, “Southern Stars“, setzten ROSE TATTOO dann den auf dem Vorgänger eingeschlagenen Weg konsequent fort. Allerdings hatte dies seinen Preis, denn gleich drei Mitglieder verließen ROSE TATTOO, nämlich die beiden Gitarristen, Pete Wells und Robin Riley, sowie Schlagzeuger Dallas Royall. Grund waren die berühmten musikalischen Differenzen: Anderson und Bassist Geordie Leach stellten eine neue Band zusammen und arbeiteten erneut – aber zum letzten Mal - mit Vanda und Young zusammen, die auch klangtechnisch für eine weitere Kommerzialisierung sorgten – und zudem melodiöse Seiten aus Anderson herauskitzelten, von denen der Sänger nicht wusste, dass er sie überhaupt besaß.

Und so darf es nicht weiter verwundern, dass “Southern Stars“ dann fast durchgängig eher nach Southern Rock denn nach australischem Pub Rock klingt. Ein Song wie beispielsweise Freedom Flame ist für ROSE TATTOO-Verhältnisse schon fast „zahm“ zu nennen – auch wenn Anderson selber kundtut, den Song immer gerne live gespielt zu haben. Aber die Ur-Fans, die mit Songs wie Rock’n’Roll Outlaw, Nice Boys, Out Of This Place oder der Geschichte von The Butcher And Fast Eddy an die Band herangeführt wurden, diese fanden sich in den neuen Songs und dem neuen Sound nicht wieder. Auf dieser Seite gingen dann auch mehr Anhänger verloren, als durch die veränderte Ausrichtung neue hinzugewonnen werden konnten.

Vielleicht wäre es ja auch aus marketingtechnischer Sicht besser gewesen, “Southern Stars“ als Solo-Scheibe von Anderson zu veröffentlichen. Schließlich war er ja auch als einziges Band-Mitglied auf dem Cover zu sehen – wie er auf einem Kometen durch das All zieht. Aber so wurde das Album natürlich immer im Vergleich zu den eigenen Klassikern und dem ja immer noch sehr guten Vorgänger betrachtet – und da konnte das Werk bei solchen Leichtgewichten wie No Secrets oder The Pirate Song (wieder ein Raggae) nur verlieren. Da wäre das Schiff unter der Flagge „Angry Anderson“ schon sicherlich besser gesegelt. Und auch die beiden Bonus-Songs – wobei ja nur Wild One wirklich etwas Neues bietet – sind jetzt nicht dazu angetan, die Fans in die Plattenläden zu ziehen.

Drei Jahre später war dann auch vorerst mal Schluss mit dem Kapitel ROSE TATTOO – und wie bereits weiter oben angedeutet war es GUNS N‘ ROSES zu verdanken, dass sich ROSE TATTOO dann einige Jahre später wieder zusammenrauften, um die Gunners auf deren Tour zu begleiten. Anschließend kamen dann ja auch noch einige Veröffentlichungen, darunter zuletzt ja das wieder rundum richtig gelungene “Blood Brothers“. Und da gibt es dann ja auch noch die gute Nachricht aus dem März: da gab Angry Anderson bekannt, dass ROSE TATTOO einen neuen Plattenvertrag unterschrieben haben und an neuem Material arbeiten.

Da kann der Fan dann nur hoffen, dass sich die TATTS, denen ja nur noch Anderson als Ur-Mitglied erhalten geblieben ist, wieder an den frühen Glanztaten der Gruppe orientieren und den jungen Bands da draußen mal wieder richtig die Grenzen aufzeigen. Denn auch wenn ihre kommerziellen Erfolge im Vergleich zu anderen Bands immer eher überschaubar waren, so haben Anderson, Wells, Cocks, Leach & Co. in der Musikwelt einen bleibenden Eindruck hinterlassen und es ist eher unwahrscheinlich, dass es später Bands wie etwa LITTLE CEASAR, die L.A. GUNS aber auch mit leichten Abstrichen FASTER PUSSYCAT oder vielleicht auch die QUIREBOYS gegeben hätte, wenn nicht diese kleine, dreckige Rock-Band aus Australien so phantastische Songs geschrieben hätte. Ihr Spirit lebt denn auch heute noch in zahlreichen Nachfolger weiter. Aber diese haben selten solche Alben wie “Rose Tattoo“, “Assault & Battery“ und “Scarred For Life“ veröffentlicht – hier schlägt das Rockerherz auch nach knapp 40 Jahren immer noch schneller und höher.

Marc Langels, 30.06.2016

 

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