Rolling Stones

Wie ein Regenbogen - Das außergewöhnliche Leben von Anita Pallenberg

( English translation by Google Translation by Google )

Buch-Review

Reviewdatum: 24.11.2020
Stil: Biografie
Autor: Simon Wells
Seitenzahl: 416
ISBN: 978-3-85445-697-1
Preis: 26,00 EUR

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Verlag: Hannibal Verlag


Redakteur(e):

Epi Schmidt


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Im Allgemeinen gilt die Zeit zwischen 1968 und 1972 als die beste Phase der Band. Mit "Beggar's Banquet", "Let It Bleed", "Sticky Fingers" und "Exile On Main St" erschienen die vier Alben, die nicht nur bei Anhängern der ROLLING STONES als Meilensteine der Musikgeschichte zählen.

Insofern nicht ganz verwunderlich, dass sich Simon Wells Pallenberg-Biografie zum größten Teil in diesem Zeitraum bewegt. Ist halt auch viel passiert damals. Und tatsächlich war wohl nie eine Frau so weit in den inneren Zirkel der STONES gelangt und hat solchen Einfluss genommen, wie die 1942 in Rom geborene Anita. Mit einem Familienstammbaum, der sich seit dem 15. Jahrhundert quer durch Europa schlängelte, ist ihr ein gewisser Kosmopolitismus in die Wiege gelegt, was es ihr sicher erleichterte über die Jahre häufig Ortswechsel zu vollziehen.

Bekanntlich trat sie ins musikalische Rampenlicht mit der Liaison mit Brian Jones, hatte aber durchaus schon vorher auf sich aufmerksam gemacht. 1962 konnte man sie bereits im Playboy-Special “Die Mädchen von Rom“ sehen und über die Partnerschaft mit dem Künstler Mario Schifano ergaben sich Kontakte zum Kunsthändler Robert Fraser, der bald keine unwichtige Figur in der Szene Londons werden sollte. Anitas Weg führte über Paris und einer Beschäftigung als Model. Musikalisch waren ihr Bands wie THE WHO oder THE KINKS weitaus näher, als die BEATLES. Sie liebte das Gefährliche, das Verbotene.

Simon Wells hat für sein Buch sehr genau recherchiert, trotzdem bleibt vieles ungeklärt, Weil gewisse Substanzen im Spiel waren, oder weil es einfach zu lange her. Wie und wo sich die erste Begegnung zwischen Brian Jones und Anita abspielte, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Darüber wie es weiterging, herrscht überwiegend Einigkeit. Anita war niemand der “die Klappe“ hielt. Besonders für Mick Jagger war sie “eine echte Herausforderung“.

Nichtsdestotrotz begleiten wir sie auf dem Weg bei den STONES, erst mit Brian, dann mit Keith und bekommen mit, welch starken modischen Einfluss sie auf die Band hatte. Bei den Drogen, gut, da kam wohl eins zum anderen und die experimentierfreudigen Sechziger taten ein Übriges. Das es häufig im Drogenchaos endete, trägt nicht unbedingt zur fröhlichen Atmosphäre bei. Schmunzeln kann man trotzdem dann und wann. Etwa wenn Jeff Beck eine schriftliche Einladung zu einem amourösen Abenteuer (“Du wirst zu mir kommen, schöner Junge“) ebenfalls schriftlich mit “Nein, werde ich nicht“ ablehnte.

Zu Beginn war Marianne Faithful, damals mit Jagger liiert, noch eine enge Freundin, aber die zog sich aus unterschiedlichen Gründen dann doch eher zurück und letztlich entwickelte sich ein gewisses Muster. Und da spielten Drogen und Ortswechsel eine große Rolle.

Zu viel aus dem Nähkästchen wird nicht geplaudert. Dass sich Jane Fonda in Keith während der Dreharbeiten zu “Blow Up“ verliebt haben soll, dass sich Anita als “sechster Rolling Stone“ fühlte, der obskure Film “Maxigasm“, zu dem die STONES den Soundtrack beisteuern sollten (beides nie realisiert), “Performance“, über dessen Regisseur Donald Cammell Keith angeblich gesagt hat: “...der destruktivste Wichser, der mir jemals begegnete.“, und etliches mehr.

So geht’s von London, nach Redlands, an die französische Riviera für die Aufnahmen von “Exile On Main St“, in die Schweiz, nach Los Angeles, New York, usw. Begleitet von Durchsuchungen, Einreiseverboten, Razzias und immer wieder Drogen.

Das Tragische ist, dass Anita mit einer Menge an Möglichkeiten, durch ihr Aussehen, ihr Wissen und Können und ihre Kontakte hatte und letztlich alles durch die Drogen ruinierte. In den Siebzigern passierte eigentlich nicht mehr viel, außer dass sich die Drogenexzesse und Entziehungskuren abwechselnden, mit mehr Glück als Verstand ein paar Kinder geboren wurden und zum Teil leider auch wieder verstarben, und dass sich Keith und Anita immer mehr auseinander lebten. Trotzdem schaffte es Anita, immer wieder aus dem Sumpf herauszukommen. Sich irgendwie weiter zu hangeln. In der Punkszene war sie einer der ganz wenigen “Dinosaurier“, die Achtung erhielten und auch die Geschichte mit dem 17jährigen Jungen, der sich auf ihrem Bett erschoss – was letztlich die endgültige Trennung mit Keith besiegelte - , oder Unfälle, die neue Hüftgelenke nötig machten, überstand sie über kurz oder lang. Auch wenn Drogen zu den Konstanten in ihrem Leben gehörten. So schaffte es beispielsweise sich 1987 noch einmal für ein vierjähriges Studium im Bereich Mode- und Textildesign einzuschreiben und das auch durchzuziehen .

Und auch ihre Filmkarriere flackerte wieder etwas auf. Wenn es auch zu keinen Hauptrollen mehr reichte. So wäre eigentlich ein versöhnlicher Lebensherbst möglich gewesen, aber nicht zuletzt der Raubbau, den sie mit ihrem Körper betrieb, war mit verantwortlich, dass sie am 13. Jumi 2017 verstarb. Die langjährige Lebensgefährtin von Ronnie Wood, Jo Wood, wird zitiert: “Sie war das erste Rock-Chick. Ähnelt jemand Anita? Nein, niemand – wirklich nicht.“

Dieses Buch legt Zeugnis davon ab.



 

 

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