Rolling Stones Sticky Fingers - Deluxe Edition, Polydor, 2015 |
Mick Jagger | Vocals, Harp | |||
Keith Richards | Guitar, Vocals | |||
Mick Taylor | Guitar | |||
Bill Wyman | Bass | |||
Charlie Watts | Drums | |||
Special Guests: | ||||
Ian Stewart | Piano | |||
Bobby Keys | Saxophone | |||
Nicky Hopkins | Piano | |||
Billy Preston | Organ | |||
Jim Price | Trumpet | |||
Jack NItzsche | Piano | |||
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CD 1 - Original Album: | ||||
01. Brown Sugar | 06. Bitch | |||
02. Sway | 07. I Got The Blues | |||
03. Wild Horses | 08. Sister Morphine | |||
04. Can't You Hear Me Knocking | 09. Dead Flowers | |||
05. You Gotta Move | 10. Moonlight Mile | |||
Disc 2 - Bonus Disc: | ||||
01. Brown Sugar (with Eric Clapton and Al Kooper) | 06. Live With Me (Live) | |||
02. Wild Horses (Acoustic Version) | 07. Stray Cat Blues (Live) | |||
03. Can't You Hear Me Knocking (Alternate Version) | 08. Love In Vain (Live) | |||
04. Bitch (Extended Version) | 09. Midnight Rambler(Live) | |||
05. Dead Flowers (Alternate Version) | 10. Honky Tonk Women (live) | |||
Die wievielte Ausgabe von “Sticky Fingers“ ist das? Der Durchschnitts-STONES-Fan wird auf mindestens zwei Vinyl- und ebenso viele digitale Ausgaben kommen. Und jetzt kommt schon wieder ein ganzer Schwung auf einen zu, denn es gibt ja auch noch das “Limited Deluxe Boxset“ und auch noch das “Limited Super Deluxe Boxset“. Für den Normal-Verrückten sollte es diese Ausgabe hier, mit einer Bonus-Disc tun.
Über das Album selbst, welches in seiner Gänze auf dem ersten Silberling vertreten ist, braucht man nicht mehr viel zu sagen. Es ist nicht nur ein Geniestreich der Herren Jagger, Richards und Co., sondern auch Meilenstein der Musik überhaupt, an dem man keinesfalls vorbei kommt. Hier hatten sich die STONES gefunden und sie hatten ihren Stil gefunden. Endlich fanden all ihre musikalischen Einflüsse die richtigen Kanäle, um sich zu einem hypnotisierenden Cocktail zu vereinen.
Selbst das hochgepriesene "Exile On Main St" kann nicht so durchgängig überzeugen, diese 71er STONES-Scheibe. Mit Brown Sugar so dermaßen geil in die Spur gebracht, folgt ein Kracher auf den nächsten. Wie viele Alben können nach über 40 Jahren noch so überzeugen? Man höre sich nur einmal die “Jam-Session“ in Can’t You Hear Me Knocking an. Da sprühen die Funken bis zum heutigen Tage!
Selbst das puristische You Gotta Move zieht einen in seinen Voodoo-Blues unwiderstehlich hinein. Oder Bitch, das sich so wunder voll dynamisch steigert. Mick Jagger hier schon auf einem Höhepunkt seines Schaffens.
Oder I Got The Blues. Blues und Soul umgarnen sich, verbinden sich, streben wieder auseinander, und das getragen von den tollen Blechbläsern Keys und Price und verziert von Mick Taylors Gitarrenlinien und gekrönt von Billy Prestons Orgel-Attacke. Wahnsinn.
Jeder Song ein Klassiker! Das schmerzhafte Sister Morphine lässt den Hörer auch nach so vielen Jahren nicht unberührt. Geradezu erlösend fügt sich der Country Rock von Dead Flowers dahinter, bevor Moonlight Mile uns durch die Nacht und bis zur Morgendämmerung trägt. Wieviele Male wird dieses Album seine Hörer so begleitet haben?
Die Bonus-CD bringt uns zunächst die Brown Sugar-Version, die an Keith Richards Geburtstag zusammen mit Eric Clapton und Al Kooper aufgenommen wurde. Unverkennbar, Erics solistischer Beitrag. Trotzdem, und das zeigt sich nicht nur bei den Live-Stücken hier, wird auch deutlich, welch Ausnahme-Gitarrist Mick Taylor war und dass er Eric Clapton durchaus das Wasser reichen konnte.
Schön sind natürlich die Acoustic- bzw. Alternate-Versionen, wobei man, etwa bei Can’t You Hear Me Knocking die “Experimentier-Phase“ noch deutlich hört. Dennoch reizvoll, da z. B. Bitch gleich gute zwei Minuten länger dauert und richtig wild wird.
Die zweite Hälfte sind Live-Mitschnitte von einem Konzert im Londoner Roundhouse 1971. Allesamt von bester Qualität und von einer Band auf einem Hoch eingespielt. Das hat, der Zeit entsprechend, hier und da mal Jam-Charakter, lässt aber trotzdem die unglaubliche Wirkung der STONES auf ihr Publikum immer wieder spüren. Mir gefallen besonders Love In Vain und Midnight Rambler. Letzteres mit eher untypischem Boogie-Intro und dann mit über elf Minuten sehr intensiv und hart.
Ich denke, da kann getrost manch frühe und qualitativ minderwertige CD-Ausgabe dieses Meisterwerkes entsorgen und sich dem hier zuwenden, welches mit doppelt aufklappbarem Digi-Pack und schönem Booklet sich auch gut in den Fingern macht, welche sehr bald wieder ziemlich “klebrig“ sein dürften.