BAP

Rockpalast

Rockpalast 15.03.1986 - Grugahalle

( English translation by Google Translation by Google )

DVD-Review

Reviewdatum: 08.01.2009
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Michael Koenig


BAP - Rockpalast 15.03.1986 - Grugahalle, EMI Music Germany, 2008
Manfred "Schmal" BoeckerPerkussion, Saxofon, Gesang
Steve BorgBass
Alexander "Effendi" BüchelKeyboards
Klaus "Major" HeuserGitarre, Gesang
Christian "Kalau" KeulTrompete, Gitarre, Gesang
Pete KingSchlagzeug
Wolfgang NiedeckenGesang, Gitarre
Christian SchneiderKeyboards, Saxofon
Hans "Fonz" WollrathLive-Sound
Produziert von: Gerd F. Schultze Länge: 171 Min 12 Sek Medium: DVD
01. Rockpalast-Trailer/Ansage15. Massenhaft Kohle
02. Wunderbar/Drei Wünsch frei16. Globus
03. Ne schöne Jrooss17. Alexandra, nit nur Du
04. Ahl Männer, aalglatt18. Bunte Trümmer
05. Diss Naach ess alles drinn19. Endlich allein
06. Almanya20. Verdamp lang her
07. Kristallnaach21. Häng de Fahn eruss
08. Breef ahn Üch zwei22. Waschsalon
09. Do kanns zaubere23. Kitsch
10. Wenn et Bedde sich lohne däät24. Nemm mich met
11. Zehnter Juni25. Jraaduss
12. Halt mich fest26. Stell Dir vüür
13. Lisa27. Frau, ich freu mich
14. Bahnhofskino
Bonus
01. Original-Interview 198603. Trailer BAP - Rockpalast 1996 - Koblenz
02. Trailer BAP - Rockpalast 1982 - Loreley

Der mit 'BAP - Rockpalast 15.03.1986 - Grugahalle' betitelte und im Rahmen der BAP DVD-Edition erschienene Bild- und Tonträger stellt ein ganz besonderes musikhistorisches Zeugnis dar. An dem betreffenden Tag fand, aus vielerlei Gründen, auf die ich hier nicht im Einzelnen eingehen möchte, die aber jeder Interessierte im beiliegenden Faltblatt nachlesen kann, zum letzten Mal der "Rockpalast" in der Essener Grugahalle statt. Eigentlich ein nicht ganz so fröhlicher Anlass. Aber bei aller Abschiedsstimmung, waren die Verantwortlichen, allen voran Peter Rüchel, gewillt, nicht einfach leise Servus zu sagen, sondern es noch mal richtig amtlich krachen zu lassen. Das Billing versprach einiges. Auf dem Programm standen die Schotten von BIG COUNTRY, der Amerikaner JACKSON BROWNE und, zum dritten Mal in der "Rockpalast"-Geschichte, die Rockband BAP aus Köln. Zwischen den Musikern und den Machern der, mittlerweile via Eurovision ausgestrahlten Sendung hatte sich seit 1981 eine enge Verbundenheit entwickelt, die auch nach dem Finale in Essen weiter Bestand haben sollte. Bis heute stehen immerhin sieben Konzerte unter dem "Rockpalast"-Banner zu Buche.

Nach dem bekannten "Rockpalast"-Vorspann sagt Evi Seibert die Band an. Die Stimmung in der mit 8.000 Menschen rappelvollen Halle ist bestens. Als dann Zarah Leanders Wunderbar in der englischen Fassung vom Band kommt, kennen die Leute kein Halten mehr und begrüßen die Kölner überschwänglich als sie die mit zwei großen "Rockpalast"-Schriftzügen geschmückte Bühne entern. Die vor allem wegen der konzertanten Umsetzung ihrer sehr komplexen Arrangements auf der neuen Platte 'Ahl Männer, aalglatt' um den zweiten Keyboarder Christian Schneider verstärkten BAP (als weiterer Gast ist noch Christian "Kalau" Keul [Trompete, Gitarre, Gesang] mit von der Partie) machen von Beginn der Show an klar, dass sie willens und in der Lage sind das Haus zu rocken. Unterbrochen wird der Konzertreigen immer wieder von den teils extrem politischen und auch sehr persönlichen An- und Aussagen des, wie immer mit seinem beleuchteten Lesepult ausgerüsteten, die Menge jederzeit im Griff habenden, mit den Kameras kokettierenden und stets souverän wirkenden Wolfgang Niedecken, der sich auch von Heiserkeit, leichten Textunsicherheiten und kleinen Verhasplern sowohl beim Singen, als auch bei Ansagen nicht aus der Ruhe bringen lässt. So teilt er z.B. mit, dass BAP den Song Ahl Männer, aalglatt für den, am 16. Juli 1985 verstorbenen, Heinrich Böll spielen. Übrigens ist das ganze gleichnamige Album diesem herausragenden Literaten gewidmet. Vor Kristallnaach bittet der Frontmann um Ruhe bei den ersten beiden Strophen, um in den richtigen Rhythmus finden zu können. Mit Ausnahme von einigen unsensiblen Zeitgenossen leisten die meisten Zuschauer diesem Ansinnen auch Folge. Von dieser kleinen partiellen Unfolgsamkeit abgesehen, machen die Leute immer genau das, was Niedecken von ihnen will. Der Major und Niedecken gehen immer wieder in die vordersten Reihen des Publikums und fordern zum Mitmachen auf oder lassen einzelne Fans ins Mikrofon singen. Ersterer nimmt dabei die eine oder andere etwas waghalsigere Turnerei in Kauf. Niedecken holt sich zum Beispiel während des Stückes Ne schöne Jrooss einen Fanschal von Rot Weiß Essen und drapiert ihn in aller Seelenruhe am Perkussionskit oder bringt nach der Ansage zu Bahnhofskino sogar eine Flasche Wasser in die erste Reihe. So sieht gelebte Nähe zu den Anhängern aus. Mit Massenhaft Kohle, hinter dem sich der DIRE STRAITS-Hit Money For Nothing verbirgt, beweisen BAP anschließend, dass sie auch Fremdkompositionen problemlos ihren ureigensten Stempel aufzudrücken verstehen. Klaus Heuser übernimmt dabei die, im Original von STING als Gast eingesungenen, hohen Vokalpassagen. Nach knapp 107 Minuten ist dann erst mal Schluss. Aber natürlich folgen noch die obligatorischen Zugaben, in deren Verlauf dann auch ältere Songs zum Zuge kommen. Gleich zu Beginn der ersten spielen die Kölner ihren Monsterhit Verdamp lang her. Dass die Halle steil geht, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Im Verlauf dieser Nummer holt Wolfgang Niedecken wortreich, mit großem Tamtam und einem Schuß Sentimentalität, weil es ja der letzte "Rockpalast" aus Essen ist, Peter Rüchel und sein Team auf die Bühne. Die dürfen dann eifrig mitsingen und -tanzen und werden mit großem Hallo verabschiedet. Später folgt dann die Vorstellung der Musiker inklusive des Soundmannes. Zunächst etwas ausführlicher (wobei Niedecken ganz besonders auf Steve Borg hinweist, da dieser dem einen oder anderen noch unbekannt zu sein scheint) und danach noch einmal kürzer. (Ich möchte bei dieser Gelegenheit insbesondere auf den Schlagzeuger Pete King aus London aufmerksam machen. Der sympathische Engländer war als Langzeitnachfolger des kurz vorher ausgestiegenen Jan Dix vorgesehen. Soweit sollte es jedoch leider nicht mehr kommen, da er am 15. Juli 1987 einem Krebsleiden erlag). Das triumphal von den Besuchern abgefeierte, aus siebenundzwanzig grandiosen Tracks zusammengestellte Programm, findet nach knapp 2 ¾ Stunden sein Ende. Hier möchte ich auch meinen, natürlich sehr stark gekürzten, Bericht über die Ereignisse an jenem unvergesslichen 15.03.1986 in Essen beschließen.

Einen knappen Monat nach der Ausstrahlung des hier dokumentierten "Rockpalast"-Auftrittes, den ich mir damals natürlich anguckte, nämlich am 11. April 1986, konnte ich BAP dann im weiteren Verlauf der 'Ahl Männer, aalglatt'-Tour in Würzburg erleben. Es war das zu erwartende grandiose Schauspiel. Ein unvergesslicher Abend. Diese jetzt zu erwerbende DVD machte mir schon nach wenigen Minuten erneut klar, warum ich BAP in den 1980ern so sehr verehrte. Es gelang ihnen, in Essen wie in Würzburg, durch diese einzigartige Mischung aus Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Offenheit und Professionalität eine irgendwie nicht zu beschreibende Intensität und Magie auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu entfachen, die ihresgleichen suchte. Da passte schlichtweg alles zusammen. Das gilt auch für die anderen Auftritte, die ich in diesem Jahren besuchte. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die Gruppe damals eine äußerst schwierige Zeit durchmachte. So war die Produktion des Longplayers 'Ahl Männer, aalglatt' von zwischenmenschlichen Problemen überschattet. Ich bin mir absolut sicher, dass jeder einzelne, der den Shows damals beiwohnte, auch heute noch davon überzeugt ist, etwas Einzigartiges erlebt zu haben.

Als Bonus werden ein Original-Interview von Evi Seibert mit der kompletten Band direkt vom Konzertabend, inklusive nicht ganz unholprige Englischdolmetschererei durch Ken Janz, in dessen Verlauf unter anderem auf die Widmung der neuen Scheibe für Heinrich Böll und laut gewordene Kommerzvorwürfe eingegangen wird, das aber wegen einer Zugabe etwas chaotisch abgebrochen werden muss und die Trailer zu den zeitgleich erschienenen DVDs von zwei weiteren Rockpalästen an denen BAP beteiligt waren, nämlich auf der Loreley (1982) und in Koblenz (1996) gereicht. Werbung muss eben sein, ich seh's ja ein.

Das beigelegte Faltblatt enthält neben einigen Fotos, recht interessante Fakten über die Ursachen und Gründe, weshalb der WDR den "Rockpalast" aus dem Programm nahm und wie sich das Verhältnis zwischen BAP und den Initiatoren der Sendung gestaltete bzw. gestaltet von Peter Rüchel persönlich.

Das Hauptmenü enthält die Menüangebote "Konzert", "Titelauswahl", "Einstellungen" (dahinter verbirgt sich die Tonauswahl) und "Specials" (hier sind die Bonustracks und die Credits zu finden). Die Bedienung ist angenehm einfach.

Das Bild hat das Format 4 : 3. Der Regionalcode lautet 0. Beim Ton kann der Zuschauer sich zwischen Dolby Digital 5.1 und Dolby Stereo 2.0 entscheiden. Sprache ist natürlich Deutsch.

Die Bildqualität ist kaum zu beanstanden. Die gelegentlich auftauchenden Querstreifen stören den visuellen Genuss kaum und sind wohl dem Alter des Ausgangsmaterials geschuldet. Die Kameraführung ist überzeugend. Es werden Nahaufnahmen und Totale von der Band, sowie Bilder vom Publikum im Allgemeinen und im Detail geliefert. Dadurch kommt die aufwändige Lichtanlage sehr gut zur Geltung. Bei der Tonqualität muss bemängelt werden, dass Majors Gitarre bei der einen oder anderen Soloeinlage überraschend saft- und kraftlos rüberkommt. Auch das dürfte damit zu begründen sein, dass die Aufnahmen bereits über zwanzig Jahre auf dem Buckel haben.

'BAP - Rockpalast 15.03.1986 - Grugahalle' ist ein Leckerbissen für alte und neue Fans der Truppe. Die einen können so richtig schön in Erinnerungen schwelgen und die anderen sehen und hören, was ihre Lieblinge anno 1986 live auf die Beine stellten. Natürlich kann auch jeder, der mit deutscher Rockmusik was am Hut hat und den der Dialekt nicht stört, reinschauen. Ich vergebe hiermit feierlich die bestmögliche Wertung und spreche eine uneingeschränkte Empfehlung aus.

Michael Koenig, 08.01.2009

 

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