Late Last Night, Eigenvertrieb, 2008 | ||||
Robby Hecht | Vocals, Various Instruments | |||
Mindy Smith, Jeff Coffin, Peter Bradley Adams, Thad Cockrell, John Deadrick, Andrea Zonn | Vocals, Various Instruments | |||
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01. Something Somehow | 07. My Love Was Gold | |||
02. Late Last Night | 08. Chemicals | |||
03. Alone On A Saturday Night | 09. Two Tickets | |||
04. Freight Train Lady | 10. A Long Time Ago | |||
05. Along The Way | 11. Ferris Wheel | |||
06. Losing You | ||||
Ich weiß ja nicht, wie ihr Musik am liebsten hört. Also, ich lege mich gerne auf mein Bett, streife mir die Kopfhörer auf und lasse mich, im besten Falle, wegtragen. In eine andere Welt, wo nur Musik in meinem Kopf existiert, Melodien, Stimmen, Instrumente, Klang, Atmosphäre, Stimmungen und, vor allen Dingen, Dunkelheit. Dunkelheit macht einen über die Maßen sensibel.
Ein Album, dem es komplett gelungen ist, in mich zu dringen, taucht nun plötzlich mit Robby Hechts Debut "Late Last Night" aus dem Nichts auf. Reife und seelenvolle, den Siebziger Jahren geschuldete Singer/Songwriter-Musik im Geiste solcher Interpreten wie James Taylor, Jackson Browne, Paul Simon, Gordon Lightfoot und Don McLean. Nimmt man aktuellere Bezugspunkte, begegnet man Namen wie Ray LaMontagne oder Amos Lee, Marc Cohn, Roddy Hart oder Kreg Viesselman. Mit dieser grandiosen Stimme und diesen Songs sollte es Robby Hecht gelingen, jeden Singer/Songwriter-Fan der Siebziger Jahre-Schule für sich einzunehmen.
Robby Hechts, von Lex Price (aus dem Thad Cockrell und Mindy Smith Umfeld) ganz prächtig und ungekünstelt in Szene gesetztes Album kriegt man wohl am schnellsten mit folgenden Adjektiven gefasst: ruhig, romantisch, nachdenklich, liebenswürdig, sympathisch, warmherzig, elegant und erhaben.
Wie es sich für einen gestandenen Singer/Songwriter gehört, agiert Robby zumeist mit seiner akustischen Gitarre im ausgebufften Fingerpicking-Style oder gleitet feinfühlig über sein Piano, lässt sich aber auch ganz formidabel von Banjo, Akkordeon, Hammond B-3, Cello, Fiddle, Besen-Drums und gelegentlichen, verhallten E-Gitarren begleiten. Im Grunde schwebt das komplette Album ständig über dem Boden und erweckt beim Hörer ebenfalls ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Neben all den balladesken, zart hingetupften, unaufdringlich funkelnden Juwelen, zupft dich ein Song wie Freight Train Lady geradezu sanft am Ärmel, öffnet dir nur kurz die Augen, bietet dir die Gelegenheit, die Lage zu checken, um dich anschließend wieder in den Sog des Albums zurück zu drängen. Da wird sogar ein simpler Shaker, der zur Hälfte des Titelsongs zu rascheln einsetzt, zu einem wunderbar, kitzelnden Ereignis. Ach, und der Gesang, die Harmony-Vocals von Nashville-Kollegen wie Mindy Smith, Thad Cockrell, Julie Lee und Sarah Siskind runden die Songs zu einem echten Erlebnis ab. Da verschmilzt das Ganze zu einem herrlichen Konstrukt aus Wohlklang und Gefühl. Und wenn man in der richtigen Stimmung ist, kullern einem beim sentimentalen Two tickets die Tränen über die Wangen.
Weitere Höhepunkte, die an Intensität kaum zu übertreffen sind, mögen A.J. Roachs Chemicals und das umwerfende, an Paul Simons frühe Glanztaten erinnernde A long time ago sein, wo mich neben dem eng verschmolzenem Duettgesang z.B. die wenigen und sparsam gesetzten Piano-Töne und die Orgel völlig fertig machen. Ganz große Gefühle.
Wer dieses wunderschöne Singer/Songwriter-Album aus der Feder Robby Hechts verpassen sollte, tut mir jetzt schon leid. Wir haben es hier mit etwas ganz Großem zu tun. "Late Last Night" ist nichts anderes als ein zeitloses Juwel. Perfekt.