Ripe & Ruin

Everything For Nothing

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 22.01.2020
Jahr: 2020
Stil: Alternative Rock
Spiellänge: 33:42
Produzent: Franz Plasa

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Plattenfirma: Dock 7 Records

Promotion: Oktober Promotion


Redakteur(e):

Nachgehakt

Holger Müller

Marc Langels


s. weitere Künstler zum Review:

Staind

Titel
01. Drop Your Knife
02. Greed
03. It Ain’t Me
04. Forever And Beyond
05. Bleed Me Out
 
06. Changing Tides
07. Reason To Roam
08. Another Blind Man
09. Nothing
Musiker Instrument
Gordon Domnick Vocals, Bass
Florian Kannick Guitars
Jannis Balzer Drums

Trios sind die Königsformation der Rockmusik. Wenn drei Musiker gut harmonieren, können sie die kreativsten Einheiten von allen werden – jedes weitere Bandmitglied wäre nur unnötiger Ballast. CREAM lassen grüßen, Jimi Hendrix Experience oder RUSH. Aber auch im Alternative Rock-Feld haben Bands wie HÜSKER DÜ oder DINOSAUR JR. als Trio Geschichte geschrieben. Und NIRVANA sowieso…

Große Fußstapfen also, welche die Hamburger Newcomer RIPE & RUIN mit ihrem Erstling „Everything For Nothing“ natürlich noch nicht ausfüllen können. Aber der Ansatz stimmt: mit teils brachialer Gitarrengewalt und den in der Szene so beliebten Laut-Leise-Wechseln poltert der Dreier ungeschminkt und ohne viel Federlesens durch die Boxen. Und wie es sich für diese Musik gehört, handeln die Songs von Schmerz und Verlust, Angst und Isolation.  Deshalb heißen die Titel auch Bleed Me Out, Drop Your Knife oder Another Blind Man. „A million ways to turn mad. But the ones we chose, are exceptionally bad.“ Wer solche Gedanken vertont, kann keine Sonnenscheinmusik machen.

Dass RIPE & RUIN aber größere Pläne haben, als im Alternative- oder Indie-Keller zu leiden, deutet die Produktion des Erstlings mehr als deutlich an. Von wegen Low-Budget-Sound; hier hallen die Gitarren vollfett durch den Raum, die Drums sind teils so wuchtig wie bei einer Heavy-Metal-Band und Gordon Domnick darf seine Stimmbänder bis zum Anschlag quälen. BIFFLY CLYRO nennt die Plattenfirma als Bezug, tatsächlich erinnern die Songs in ihrer gequälten Intensität aber viel mehr an Aaron Lewis und STAIND.

Und wenn der Krach zu heftig wird, ist das in St. Pauli beheimatete Trio durchaus bereit, auch mal drei Gänge zurückzuschalten und einen Song wie Changing Tides mit einem ganz entspannten Gitarren-Riff und sanft-rauhem Gesang einzuleiten. Aber das sind Verschnaufpausen auf einem Album, das vermuten lässt: Live geht diese Band bis an die Schmerzgrenzen – und vielleicht auch darüber hinaus.         

Holger Müller, 19.01.2020

 

Der Kollege Holger Müller hat es schon ganz richtig zusammengefasst: RIPE & RUIN stehen auf ihrem Debüt-Album “Everything For Nothing“ ganz klar in der akustischen Tradition des Alternative Rock, wie ihn NIRVANA zwar in gewisser Weise mitbegründeten, der sich aber seitdem doch deutlich weiterentwickelt hat und mittlerweile in eine ganze Reihe von Sub-Genres zerfallen ist. Dabei wäre es zu einfach, die Band nur ob ihrer Herkunft in die „Hamburger Schule“ mit Bands wie etwa TOCOTRONIC zu stecken, dafür rocken RIPE & RUIN zu leidenschaftlich. Aber auch der Vergleich zu STAIND scheint mir eher zu weit hergeholt (insbesondere von einem musikalischen Standpunkt), denn Sänger Gordon Domnick singt bei weitem nicht so eigenbrötlerisch und gequält wie Aaron Lewis.

Nein, rein akustisch liegen RIPE & RUIN wirklich am nächsten bei den derzeitigen schottischen Großmeistern des Alternative Rock, BIFFY CLYRO, sowohl was den Rock-Anteil anbelangt, als auch was die immer mitschwingende Pop-Sensibilität für eingängige Melodiebögen und den stellenweise mehrstimmigen Gesang anbelangt. Das wird gleich beim Opener Drop Your Knife deutlich hörbar – und das obwohl der Anfang von den Akkorden glattweg bei den RED HOT CHILI PEPPERS (By The Way) geklaut ist. Und wer die Werke der Schotten kennt, der weiß, dass auch deren Sänger Simon Neil durchaus sehr aus sich herausgehen kann am Mikrofon und die Hörer dabei an seinem Seelenleben teilhaben lässt.

Besonders positiv sticht auch das Songwriting hervor, denn obwohl sehr Genre-typisch versprühen die Songs doch noch genügend individuelles Flair, so wie etwa Greed, das extrem viel Feuer und Leidenschaft verbreitet. Anschließend ist It Ain‘t Me ein wunderbarer Hybride aus ruhiger Strophe und anziehendem Refrain, der sich schnell festsetzt. Forever And Beyond hat sich offenbar die Aufgabe gesetzt, alle Stärken der Band in einem Song zu vereinen: der Sinn für einen abwechslungsreichen Aufbau kombiniert sowohl mit einem Händchen für Dramatik und Melodie. Und das abschließende Bleed Me Out ist die Hymne der Scheibe, die fortan eigentlich in allen Alternative-Discos zum Standard-Programm gehören sollte, um den Leuten einzuheizen.

RIPE & RUIN haben hier mit “Everything For Nothing“ ein wahrlich starkes Debüt-Album vorgelegt, das sich anhört wie eine absolute Major-Produktion. Auch dafür gehört den Hamburger Jungs ein dickes Kompliment gezollt. Dazu dann noch das durch die Bank weg überzeugende Songwriting (denn einen schwachen Song sucht man hier wirklich vergebens) sowie die starken individuellen Leistungen der Band runden den komplett positiven Eindruck ab. Anhänger des Genres sowie der genannten Gruppen sollten bei RIPE & RUIN definitiv mal ein Ohr riskieren – aber Obacht: sie könnten es an die Band verlieren.

 

Marc Langels, 26.01.2020

 

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