Rick Parfitt Over And Out, ear music, 2018 |
Rick Parfitt | Vocals, Guitar | |||
Jo Webb | Guitars, Keyboards, Backing Vocals | |||
Dave Marks | Bass, Percussion | |||
Alex Toff | Drums | |||
Shannon Harris | Piano | |||
Tim Oliver | Synth | |||
John "Rhino" Edwards | Bass on Lonesome Road, Everybody Knows How To Fly and Halloween | |||
Brian May | Guitar on Twinkletoes | |||
Rick Parfitt Jr. | Backing Vocals, Percussion | |||
Eikee Freese | Backing Vocals, Percussion | |||
Stephen Hussey | Violin & Viola on Without You | |||
Ivan Hussey | Cello on Without You | |||
Chris Wolstenholme | Bass, Guitar, Backing Vocals on Long Distance Love | |||
Alan Lancaster | Backing Vocals on Everybody Knows How To Fly | |||
Bob Young | Harmonica on Everybody Knows How To Fly | |||
Wayne Morris | Guitar on Everybody Knows How To Fly | |||
Pip Williams | Lead Guitar on | |||
Jeff Rich | Drums on Halloween | |||
Bias Boshell | Keyboards on Halloween | |||
Vikki Brown, Stevie Lange, Katie Kisson | Backing Vocals on Halloween | |||
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01. Twinkletoes | 06. Without You | |||
02. Lonesome Road | 07. Long Distance Love | |||
03. Over And Out | 08. Everybody Knows How To Fly | |||
04. When I Was Fallin' In Love | 09. Lock Myself Away | |||
05. Fight For Every Heartbeat | 10. Halloween | |||
Als Richard John Parfitt am 24. Dezember 2016 starb, verlor die Rockwelt einen der letzten großen Rock'n'Roller. Rick Parfitt war ein Unikat. Gut, davon gibt es mehrere. Es gibt auch viele Gitarristen. Auch bessere – sofern man in solchen Kategorien überhaupt rechnen kann. Aber es gab und gibt nicht Viele, deren Gitarre man auf eine Bühne stellen kann und die augenblicklich und unmissverständlich als das “Werkzeug“ eines einzigen Musikers erkannt wird. Und es braucht auch bloß ein blaues Jeanshemd, ein paar blonde Strähnen und die Telecaster als Anhänger um den Hals baumelnd um zu wissen, das ist er!
Sein Tod kam nicht völlig überraschend, zu oft übte Parfitt den Ritt auf des Messers Schneide. Trotzdem: Krebs, Herzinfarkte, Alkohol, Drogen.... schier unverwüstlich schien er. Dass er sein einziges Soloalbum nicht mehr fertigstellen konnte, entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Dass er dieses Soloalbum “Over And Out“ genannt hat... fast meint man, er hätte alles so geplant. Aber mit Plänen hatte er es eigentlich gar nicht so sehr. Er hat das Leben bis zum Schluss genossen und die Sessions für dieses Album dürften für alle Beteiligten ein Spaß gewesen sein.
Und das ist es letztlich auch für den Hörer. Dass hier nur QUO-Boogies zu hören sein werden, darauf haben wohl nicht mal eingeschworene Fans gehofft.
Parfitt ist/war auch Romantiker und hatte auch eine Ader für softere Songs. Wir erinnern uns an Living On An Island vom STATUS QUO-Album “Whatever You Want“.
Außerdem war er natürlich Rocker, Gentleman und Partylöwe der alten Schule. So sah auch sein Musikgeschmack aus. Also hat er hier letztlich das gemacht, was er schon immer gemacht und gemocht hat. Hilfreiche Freunde standen bei den Aufnahmen mit und nach ihm im Studio, auch wenn nur wenige “ganz große Namen“ darunter sind.
Einer davon steht aber gleich bei Twinkletoes - welches sich übrigens mit jedem Hören mehr zum Ohrwurm entpuppt – parat: QUEENs Brian May. Sein typischer Gitarrensound ergänzt die im Medtempo dahinrockende Nummer perfekt. Zumal sich hier ein paar Sounds finden, die man nicht gleich bei Parfitt vermutet hätte. Hut ab für den Mut.
Die Boogie-Fraktion wollte man dann wohl doch nicht zu lange warten lassen und schiebt mit Lonesome Road gleich einen Boogie hinterher, der nahezu jeder QUO-Platte gut gestanden hätte. Da verfällt man unwillkürlich in den Spreizschritt und die weiße Telecaster baumelt knietief. Und unversehens rutscht einem an dem Mittel-Break ein “down down, deeper and down“ über die Lippen. Ein Jammer diesen Song nie live zu hören zu kriegen.
Der Titelsong, ja, da muss man schon aufpassen, keine Tränen verdrücken zu müssen. Klar, da stehen 60‘s Bands, wie die BEATLES Pate und im folgenden When I Was Fallin‘ In Love blickt ein Roy Orbison wohlwollend ums Eck und denkt sich: “Hätte ich auch gern mit den TRAVELLING WILBURYS aufgenommen. Nix für die Hard Rocker, aber eine wunderschöne Nummer, die wohl Wenige dem Gitarristen zugetraut hätten.
Das muss man ihm schon lassen, Berührungsängste kannte Rick nicht. So schreibt er trotz (oder gerade deswegen?) seiner zahlreichen Herzattacken einen Song wie Fight For Every Heartbeat. Der Song pendelt zwischen lustigem Pop und Geradeaus-Rock und hat ordentlich Dampf. Da muss man die Lautstärke nur ordentlich hochfahren. Übrigens singt hier, wie bei ein paar anderen Songs, sein Sohn Rick Parfitt Jr. im Chor mit.
Okay, Without You hat einen gewissen Schmalz-Charakter, aber hört man sich den Text mal genauer an und lässt die Nummer mal etwas “kommen“, beeindruckt auch diese “Hymne“ an seinen Sohn. Zu welchen gesanglichen Höhen sich Parfitt als “68er“ noch aufschwingen konnte ist sowieso erstaunlich. Früher hätte man zu diesem Song Feuerzeuge geschwenkt.
Long Distance Love hätte auch einem Tom Petty – oder zu gewissen Zeiten auch den KINKS - nicht schlecht gestanden und die flotte Pop-Rock-Nummer versetzt den Hörer auf jeden Fall in gute Laune. Und bleibt im Ohr hängen.
Vielleicht die Krönung ist Everybody Knows How To Fly. Natürlich ist das ein typischer Good-Time-Boogie, aber die Tatsache, dass neben dem aktuellen und jahrzehntelangen QUO-Basser “Rhino“ Edwards am Tieftöner auch Ur-QUO-Bassist Alan Lancaster immerhin im Background mitsingt und Bob Young (muss ich den Extra vorstellen?) die Harmonika spielt, lässt wohl nicht nur bei mir wehmütige Gefühle aufkommen.
Mit Lock Myself Away folgt ein Rocker im 50er Jahre-Stil, dem auch ein Jerry Lee Lewis nicht hätte widerstehen können. Und, wie es die Art von Parfitt war, bevor die Party nicht vorbei ist, ist die Party nicht vorbei und entsprechend wird beim letzten Song nicht zurückgeschaltet, sondern nochmals in Boogie-Manier gerockt. Hier leicht “modernisiert“, mit großem Anteil an Keyboard-Sounds, aber wie sich Rick hier die Seele aus dem Leib schreit, das verdient höchstes Rock‘n‘Roller-Lob.
Es gibt diese Scheibe auch noch als “Band-Mix“ wo es angeblich weniger geglättet zugehen soll, aber ich empfinde das hier nicht als so schlimm und für mich kommen die Songs im jeweiligen Gewand absolut ansprechend rüber.
Commander Parfitt, hier haben Sie uns einen letzten und würdigen Abschiedsgruß hinterlassen. Vielen Dank dafür. Over And Out.