Reto Burrell Roses Fade Blue, Blue Rose Records, 2004 |
Reto Burrell | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Charlie Zimmermann | Acoustic Guitar, 12-String, Baritone Guitar | |||
Rob Viso | Percussion | |||
Angelo Bossi | Congas | |||
John Gentry Tennyson | Grand Piano, Organ, Rhodes | |||
Stefania Verita | Cello | |||
Anota Maric | Harmony Vocals | |||
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1. Roses fade blue | 7. Bag | |||
2. Guilty but innocent | 8. Forever is a long time | |||
3. Time can heal | 9. Summertime | |||
4. A spell on me | 10. Find | |||
5. Club of indecision | 11. Don't want no more | |||
6. Ordinary | ||||
"Irgendwie ist es seltsam, wenn der Schnappschuss deines Lebens - und das ist jedes neue Album - in meinem Alter eine Akustik-CD ist. Eigentlich habe ich gedacht, das kommt erst später", berichtet der gerade mal dreißigjährige Schweizer Reto Burrell im Begleittext zu seinem aktuellen Album "Roses Fade Blue".
War es Intuition oder der zwanghafte Wunsch des Künstlers sich zu verändern, etablierte Mechanismen hinter sich zu lassen, für neue Spannungen im eigenen kreativen Wirkungsbereich zu sorgen? Derart explizite Auskunft erteilt Reto dann auch wieder nicht.
Sei's drum, mit seinen beiden Vorgänger-Alben "Echo Park" und "Shaking Off Monkeys" wußte Burrell bereits zur Genüge durch abgehangenen, gewitzten und melodieseligen Roots-Pop zu überzeugen. Sein internationales Flair und sein unbestrittenes Talent, griffige und optimistisch klingende Songs zu schnitzen, die ihn durchaus auf eine Ebene mit weitaus bekannteren Kollegen wie Tom Petty oder THE WALLFLOWERS manövrierten, setzt sich auch auf seinem dritten Werk fort. Wenn auch unter geänderten Grundbedingungen.
Die Reduktion auf meist akustische Instrumente (die Hammond-Orgel und die 12-Saitige sind immerhin elektrisch) lässt die gesamte Produktion in einem kargen Glanz erstrahlen. Der sonnendurchflutete Optimismus seiner früheren Songs wird hier ersetzt durch eher nachdenkliche Momente, denen es gelingt im faden Mondlicht zu schimmern. Textzeilen wie "You better find what you're looking for, find which way to go, find something of your own and make it right for you" legen Zeugnis von einer gewissen Unsicherheit und Ziellosigkeit ab, die Reto scheinbar in vielen Momenten seines neuen Albums begleiten. Insofern passt die musikalisch karge Grundstimmung durchaus zu Burrells nachdenklichen Reflexionen über das Leben als solches.
"Welcome to the club of indecision" singt er an anderer Stelle und lässt uns teilhaben an seiner eigenen Zerrissenheit. Keinesfalls aber läuft uns Reto hier als verzweifelter Trauerkloß über den Weg. Denn eine gewisse Zuversicht und Hoffnung zeichnet sich als Silberstreif am Horizont ab, wenn er absolut überzeugt davon berichtet: "It's the going and not the getting there". All diese Zweifel sind doch ganz normal ("Ordinary"). Natürlich, Reto.
Und genau die Balladen auf diesem Album sind es, die unter die Haut gehen und am überzeugendsten ihren Weg beschreiten. Es braucht nicht mehr als eine charaktervolle Stimme, eine Akustikgitarre, ein gelegentliches Cello und den einen oder anderen kühlenden Pianotropfen auf die erhitzte Seele.
Somit wirken die wenigen Up-Tempo Nummern ein wenig deplaziert in dieser schattigen Landschaft, schreien ungehört nach einem vollen, elektrifizierten und rockigen Band-Lineup und verirren sich in ihren selbstgebastelten Ansprüchen.
Doch dies kann den absolut positiven Eindruck dieser Songsammlung nicht verwässern. Reto Burrell hat hier fast alles richtig gemacht. Wir werden seinen Liedern weiter lauschen. Er mag zwar momentan mit einem Strauß verwelkter Blumen auf seiner verstaubten Straße stehen, aber er selbst weiß nur zu gut, dass der nächste Frühling bereits in den Startlöchern steht.