Reinhard Mey Mr. Lee, Universal Music, 2016 |
Reinhard Mey | Gesang, Gitarre | |||
Ian Melrose | Gitarre, Low Whistle | |||
Jens Kommick | Gitarre, Tin Whistle, Uilleann Pipes, Flöte | |||
Antoine Pütz | Bass | |||
Jeanmarie Peschiutta | Mandoline, E-Gitarre | |||
Manfred Leutchter | Keyboards, Kampodschanische Pagodenglöckchen | |||
Martin Huch | Pedal Steel | |||
Steffen Thormählen | Schlagzeug | |||
Chris Burgmann | Gitarre | |||
Csaba Székely | Gitarre | |||
Hal Parfitt-Murray | Geige | |||
Micha Brandt | Gitarre | |||
Hawo Bleich | Flügel | |||
Victoria-Luise Mey | Backing Vocals, Gesang bei Lavender's Blue | |||
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01. So viele Sommer | 09. Hörst du, wie die Gläser klingen | |||
02. Im Goldenen Hahn | 10. Wenningstedt Mitte | |||
03. Dr. Brand | 11. Heimweh nach Berlin | |||
04. Herr Fellmann, Bonsai und ich | 12. Im Haus am Meer | |||
05. Lucky Laschinski | 13. So lange schon | |||
06. Mr. Lee | 14. Zeit zu leben | |||
07. Wenn's Wackersteine auf dich regnet | 15. Lavender's Blue | |||
08. Wenn Hannah lacht | ||||
Mit Bob Dylan kann man Reinhard Mey, besonders in internationaler Hinsicht, nicht vergleichen, doch neben einer außergewöhnlichen Wortgewandtheit eint sie auch ein ziemlicher Arbeitseifer.
Gerade ein Jahr ist es her, dass Mey sein Live-Album “Dann mach’s gut“ herausgebracht hat. Im vergangenen November erschien das “Lieder von Freunden“-Album, welches ursprünglich Teil der limitierten Werksschau “Jahreszeiten 1967-2013“ war, und nun kommt er bereits mit seiner neusten CD “Mr. Lee“. Der Mey kommt halt gern im Mai.
Mag die Stimme nicht mehr die Kraft der Jugend haben und die Musik nicht mehr dahingaloppieren wie einst im …, okay, das Wortspiel hatten wir eben schon…
Jedenfalls erwartet man heutzutage kein Annabelle mehr von dem Barden, aber wortgewaltig und treffsicher ist er nach wie vor und die Aufmerksamkeit des Zuhörers ist ihm stets sicher.
Dabei versetzt er diesen Zuhörer gern in nachdenkliche, gern auch melancholische Stimmungen. Wer, wie ich, das halbe Jahrhundert an Jahren schon hinter sich hat, wird bei Zeilen wie “Lass uns den Sommertag heut‘ glücklich leben – Wie viele Sommer mag es noch geben?“ schon leicht verklärt blicken.
Und man denkt mit Sicherheit zurück. Inspiriert von Meys Liedern, wie Im Goldenen Hahn oder Dr. Brand. Jeder wird seine eigenen Gasthäuser haben oder den Lehrer, dem man das Leben schwer gemacht hat, und in entsprechenden Erinnerungen schwelgen. Teils – wie Mey – mit Bedauern.
Natürlich gibt es auch Heiter-Erquickliches. Etwa wie Herr Fellmann, Bonsai und ich den Ausreißer aus dem Seniorenheim zurückbringen, doch meist herrscht eine melancholische Stimmung vor, die aber nie depressiv wird. Lieder, bzw. Texte, wie Hörst du, wie die Gläser klingen? können schon die eine oder andere Feuchtigkeit im Augenwinkel hervorrufen.
Dass man hier so gern zuhört, liegt natürlich auch an den hervorragenden Instrumentalisten, die Mey hier um sich schart. Anders als auf dem letztjährigen Live-Album steht der Sänger hier nicht allein mit seiner Gitarre vor dem Mikro, sondern es sind tolle Gitarristen mit dabei, ein Bassist, auch mal ein Schlagzeug, Keyboards, usw.
Die Geige in Im Haus am Meer macht das Lied erst zu dem hypnotisierenden Musikstück, welches es ist und in Zeit zu leben kommt sogar eine E-Gitarre zum Einsatz und setzt kleine Glanzlichter.
Mit seiner Tochter Victoria-Luise teilt er sich den Gesang bei Lavender’s blue, einem englischen Folksong aus dem 17. Jahrhundert. Vieles hier klingt so ein bisschen nach englischem (oder irischem) Folk, gerade wenn Flöten oder Ähnliches zum Einsatz kommen.
Wichtigste Elemente sind aber Reinhard Meys Stimme und seine Texte. Mögen ihnen noch viele Sommer beschert sein, denn von dieser Klasse gibt es nicht mehr so viele.
Wer sich gern die “Zeit zu leben“ nimmt und sich mal zurücklehnt und einfach zuhört, der hat mit “Mr. Lee“ sicher einen guten Begleiter.