Rebekka Bakken Little Drop Of Poison, Universal, 2014 |
Rebekka Bakken | Vocals, Piano (on Time) | |||
Heinz-Dieter Sauerborn, Benjamin Steil, Oliver Leicht, Tony Lakatos, Steffen Weber, Rainer heute, Frank Wellert, Thomas Vogel, Martin Auer, Axel Schlosser, Günter Bollmann, Peter Feil, Christian Jaksjö , Achim Hartmann | Saxophones, Woodwinds | |||
Peter Reiter | Piano, Keyboards | |||
Martin Scales | Guitar, Banjo | |||
Thomas Heidepriem | Bass | |||
Jean Paul Hochstädter | Drums | |||
Eddy Koopmann | Percussion | |||
| ||||
01. Broken Bicycles | 09. I Can't Wait To Get Off | |||
02. Please Call Me, Baby | 10. I wish I Was In New Orleans | |||
03. Little Drop Of Poison | 11. Time | |||
04. Downtown | 12. San Diego Serenade | |||
05. Hang On St. Christopher | 13. Yesterday Is Here | |||
06. Bad As Me | 14. Saving All My Love For You | |||
07. Christmas Card From A Hooker | 15. If I Have To Go | |||
08. Just The Right Bullets | 16. What's He Building? | |||
Was haben Robert Plant & Alison Krauss, Beth Hart & Joe Bonamassa, Norah Jones, Diana Krall, Rod Stewart, The Eagles, Marc Cohn und Southside Johnny mit der norwegischen Chanteuse Rebekka Bakken gemeinsam? Sicher nicht das aparte Erscheinungsbild eines edlen Fotomodells, sondern eine Vorliebe und Schwäche für die exquisiten Songs des einzigartigen Kauzes Tom Waits.
Tom Waits' feines Händchen für außergewöhnliche Songkunst darf man inzwischen als unumstößlich betrachten und jeder der oben genannten Interpreten deutete die Songs des Kaliforniers aus einem anderen Blickwinkel, gleichwohl mit mehr oder weniger künstlerischem Anspruch bzw. Erfolg.
Rebekka Bakken geht diese Aufgabe nicht anders an, sucht nach frischen Ansätzen und unternimmt diese Tour de force mit Hilfe der famosen hr-Big-Band unter der Leitung ihres spiritus rector Jörg Achim Keller. Impulsgeber Keller entwickelte die Idee bereits vor längerer Zeit und musste die seit Jahren im Jazz-Pop-Folk-Segment erfolgreiche Norwegerin nicht lange um Zustimmung bitten.
Lässt man die 16 Tracks in ihrer instrumentalen und gesanglichen Vielfalt auf sich wirken, kommt man relativ schnell zu der Überzeugung, es wachse hier zusammen was zusammen gehört. Die smarte Frau Bakken bedient sich der wunderbar ausgeklügelten Arrangements des in Münster aufgewachsenen Keller und formt glitzernde Bilder im Cinemascope-Format.
Tom Waits' Songs, die schließlich schon immer eine gewisse Affinität zum Jazz vorwiesen, geraten unter dem Einfluss dieser begabten Musikvirtuosen nicht immer so einzigartig, skurril und verwegen wie bei Meister Waits selbst, klingen hingegen elegant, mild und hübsch, verfolgen aber ganz zielsicher ihre Absichten, den Waits'schen Klangkosmos mit eigener Handschrift zu revitalisieren.
Wahrscheinlich hätte es auch ziemlich deplatziert geklungen, wenn Rebekka Bakken z.B. bei Bad as me einen ähnlich überdrehten und aufgekratzten Duktus wie Waits verfolgt hätte. Frau Bakken ist natürlich eine Croonerin und macht sich ihre Fertigkeiten zu Nutze. Das ist gut so und taucht Waits' Schaffen einmal mehr in neue Farben.
Manches entfernt sich mehr, manches weniger vom Original. Lieder aus der frühen Schaffensphase des Amerikaners wie Please call me, baby; San Diego Serenade und I wish I was in New Orleans entwickeln nur ganz beiläufig ein Eigenleben. Ein typisch eigenwillig-knorriger Waits-Song wie Hang on St. Christopher klingt im Bakken-Umfeld wie ein tanzwütiges funky R & B Kleinod, das man so vor Jahren auch auf einer Rickie Lee Jones Platte hätte finden können.
Die musikalischen Wagnisse die "Little Drop Of Poison" eingeht, bleiben zwar überschaubar, entwickeln aber einen opulent schönen und eleganten Gegenentwurf zum düster-verruchten Image eines Tom Waits, so dass der für dieses Albumprojekt lancierte Werbeslogan "Die Schöne und der böse Bube" gar nicht mal so verkehrt erscheint.