Ray Lamontagne

Trouble

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 14.02.2005
Jahr: 2004

Links:


Redakteur(e):

Frank Ipach


Trouble, Echo / PIAS / Rough Trade, 2004
Ray LaMontagne Vocals, Acoustic Guitar, Harmonica
Ethan Johns Guitar, Percussion, Piano, Drums, Bass Guitar, Harmonium
Julie Gigante, Phillipe Levy, Mark Robertson Violin
David Low Cello
Sara Watkins Fiddle, Backing Vocals
Produziert von Ethan Johns Länge: 44 Min 41 Sek Medium: CD
1. Trouble 4:01 6. Forever My Friend 5:44
2. Shelter 4:36 7. Hannah 5:42
3. Hold You In My Arms 5:06 8. How Come 4:32
4. Narrow Escape 4:39 9. Jolene 4:10
5. Burn 2:54 10. All The Wild Horses 3:16

Die klassische Musiker-Geschichte verläuft sicher etwas gradliniger als die des in New Hampshire geborenen Ray LaMontagne. Als eines von sechs Kindern wuchs er unter mütterlicher Fürsorge in verschiedenen amerikanischen Bundesstaaten auf. Rastlose Familie. Der Vater, selbst Musiker, verliess die Familie kurz nach Rays Geburt.
Die logische Konsequenz dieses Nomadenlebens waren zahlreiche Schulwechsel, die den Leistungen des ständig malenden und Geschichten schreibenden und sich prügelnden Ray nicht sehr zuträglich waren. LaMontagne bezeichnet sich in der Rückschau selbst als Sonderling, der es aber dennoch schaffte die High-School abzuschliessen.
Anschliessend Maloche in einer Schuhfabrik in Maine. Tristesse, Gleichförmigkeit, Trostlosigkeit. Eines morgens aber weckte ihn sein Radiowecker mit dem Stephen Stills-Song Tree top flyer. Ray umschreibt dies tatsächlich als seinen höchstpersönlichen Erweckungsmoment. Die plötzliche hypervirulente Infektion mit dem Musik-Virus. Von nun an nur noch Singen, Platten hören, singen, Platten hören . . .

Eigentlich ein Spätzünder beeindruckt LaMontagne nun um so mehr, als nämlich sein Debutalbum ein musikalisch arg ausgereiftes und erwachsenes Statement in Sachen Songwriting darstellt.
Zwar wird in Rays Biografie nirgends auf das Erlernen des Gitarrespielens hingewiesen, dennoch beherrscht er das so typische Handwerkszeug eines Singer-Songwriters ebenfalls recht gut. Das wird er sich wohl in seiner musikalischen Sozialisationphase während des Plattenstudiums so illustrer Künstler wie Bob Dylan, Joni Mitchell, Neil Young, Ray Charles, Otis Redding und C, S & N nebenher beigebracht haben. Sei´s drum . . . Ray LaMontagne gibt eine gute Figur ab.

Seine Stimme trägt das komplette Album, stellt quasi sein kostbarstes Gut dar. Sein als weisser Amerikaner doch recht schwarz gefärbtes Timbre erinnert mitunter an verstorbene Soul-Grössen wie Otis Redding und Sam Cooke. Van Morrison mag als bleichgesichtige Vergleichsgrösse herhalten.
Das darf man dann wohl getrost als Singer-Songwriter-Soul mit Folkeinflüssen bezeichnen. LaMontagne croont sehr ergreifend, sehr intensiv über Liebe und über die Merkwürdigkeiten und Ungerechtigkeiten in der modernen Welt. Ähnlich wie einst seine Helden der Siebziger, deren Sounds und Stimmungen er zweifellos als Leitfaden benutzt.

Doch wäre wahrscheinlich alles nur halb so schön, stünde ihm nicht ein mehr als veritabler Produzentenpartner zur Seite. Kein Geringerer als Ethan Johns, der sich sich in den letzten Jahren durch seine Zusammenarbeit mit Leuten wie Ryan Adams, KINGS OF LEON und THE JAYHAWKS einen extrem guten Namen verschaffte, verhilft "Trouble" durch sein gewitztes Händchen zu diesem organisch warmen und analog klingenden Gesamtsound, der den Kompositionen LaMontagnes in die Karten spielt. Gesucht und gefunden. Echte und schnörkellose Schönheit.
Ethan Johns stattet die Titel neben seinen properen Schlagzeug- und Gitarrenfiguren zudem noch mit einigen wundervollen Streicherarrangements aus, die Rays Lieder neben aller Melancholie in ein bittersüss gestricktes Netz der Versöhnlichkeit einbinden.
Ausser Sara Watkins, der Fiddlerin von NICKEL CREEK, die zwei Liedern ihre Fertigkeiten schenkt, finden sich keine weiteren Kollaborateure. Im Grunde wird alles einfach gehalten, alles wirkt sehr entspannt, sehr moderat. Selbst die Streicher wirken in ihrer zeitweiligen Opulenz niemals aufdringlich, sondern immer songdienlich.

Der Song, der am extremsten an Rays altes Vorbild Stephen Stills erinnert, ist mit How come auch derjenige der als einziger von verschärften E-Gitarren-Licks flankiert wird. Ansonsten regiert hier das Akustische. Mit Hannah versteigt sich LaMontagne zwar etwas zu arg in seiner Ehrerbietung an alte Helden wie THE BAND, weil Hannah dem Klassiker The weight doch zu sehr ähnelt, aber alles in allem legt der Sänger und Gitarrist doch ein sehr unterhaltsames und im wahrsten Sinne des Wortes schönes Werk vor. Das macht Hoffnung auf ein feines zweites Album.

Frank Ipach, 14.02.2005

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music