Ray Davies Our Country - Americana Act II, Sony Music, 2018 |
Ray Davies | Lead Vocals, Guitars, Piano, Backing Vocals, Percussion, Spoken Word | |||
Bill Shanley | Acoustic and Electric Guitars, Backing Vocals | |||
Gary Louris | Acoustic and Electric Guitars, Backing Vocals | |||
Marc Perlman | Bass, Backing Vocals | |||
Tim O'Reagan | Drums, Backing Vocals, Percussion | |||
Karen Grotberg | Piano, Keyboards, Lead Vocals, Backing Vocals | |||
John Jackson | Mandolin, Violin, Acoustic Guitars, Backing Vocals | |||
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01. Our Country | 11. The Empty Room | |||
02. The Invader (Spoken Word) | 12. Calling Room | |||
03. Back In The Day | 13. Louisiana Sky | |||
04. Oklahoma U.S.A. | 14. March Of The Zombies | |||
05. Bringing Up Baby | 15. The Big Weird | |||
06. The Getaway | 16. Tony And Bob | |||
07. The Take | 17. The Big Guy | |||
08. We Will Get There | 18. Epilogue | |||
09. The Real World | 19. Muswell Kills | |||
10. A Street Called Hope | ||||
Wahrscheinlich hat die Ankündigung Ray Davies‘, dass er “die Band wieder zusammen“ bringen will, für weit mehr Aufsehen gesorgt, als er dies mit seinem neuen Soloalbum erreichen könnte, aber wann wäre im Leben von Raymond Douglas Davies schon einmal etwas in “normalen Bahnen“ gelaufen?
Tatsächlich hat ihn anscheinend die nicht enden wollende Tour der ROLLING STONES so inspiriert, dass die alten Gräben zumindest zeitweise zugeschüttet werden sollen und eine kleine Tour ins Auge gefasst wird. Natürlich längst nicht in der Größenordnung von Mick & Co., denn Ray spielt lieber um die Ecke im Pub. Außerdem weiß man bei den Gebrüdern Davies ja nie, ob es bis zum nächsten Gig nicht doch wieder kracht.
Nachdem Ray aber mit seinem Soloalbum “Americana“ im letzten Jahr so gut ankam, musste da praktisch ein Nachfolger kommen und den legt er nun mit “Our Country – Americana Act II“ vor. Wie beim vorherigen Album stehen ihm die JAYHAWKS zur Seite und viel besser kann man bei einem Album mit dieser Musikrichtung und Thematik wohl nicht unterstützt werden. Paar Zusätzlich Musiker gab‘s auch noch.
Ray ist einfach einer der besten Geschichtenerzähler, den die Unterhaltungsbranche je hervorgebracht hat und das ändert sich im Alter nicht. Qualität besteht einfach.
Auch wenn dieses Album “Our Country“ heißt, geht die Liebe für das Traumland seiner Kindheit und späteren Jahre nicht so weit, dass man nicht doch wieder in den legendären Konk Studios in London aufgenommen hätte. Zum Teil gründen diese Songs natürlich auf dem 2013 erschienen Buch von Davies “Americana“, zum Teil sind diese Songs auch für andere Projekte geschrieben worden. Die Faszination für die Vereinigten Staaten ist natürlich längst nicht mehr so groß, wie zu Kindesbeinen, und im Titelsong – herrlich melancholisch und trotzdem irgendwie beschwingt/hoffnungsvoll – klagt der Sänger “gone is the land I used to know so well“, endet aber am Schluss, fast hymnisch mit der Botschaft “And we‘ll build a better world to live in our country“.
Seine ersten Schritte in diesem Land unternahm Ray bekanntlich als Mitglied der KINKS und als Teil dieser Invaders erzählt er gesprochenen Wortes von diesen Zeiten. Kann man auch alles im Booklet mitlesen.
Back In The Day fängt fast genauso an wie Around And Around in der STONES-Interpretation, wechselt dann aber in einen 50‘s Doo-Wop-Rock‘n‘Roll. Da sind sie wieder, die “Dance Hall-Tage“ die Davies im Leben und musikalisch so beeinflusst haben.
Oklahoma U.S.A. gefällt mir heutzutage deutlich besser in der doch sehr beschaulichen Version auf “Muswell Hillbillies“. Wird hier auch kein Rocker draus, aber irgendwie… kerniger.
So pendeln Ray und Band zwischen Country, Folk, Rock, Blues und, ja, Americana. Die Übergänge sind da natürlich fließen und oftmals kaum auszumachen. Es ist der Sänger, der alles zusammenhält und seine Songs und Geschichten, denn man auch nach über 50 Jahren (fast) genauso gern lauscht, wie damals beim “Waterloos Sunset“.
Mit Tony And Bob und The Big Guy erweist er offenbar einstigen Security-Leuten die Ehre und erinnert damit auch nochmal an jenes Ereignis, als er 2004 in New Orleans angeschossen wurde.
Die JAYHAWKS musizieren in gewohnt fundiertem und perfektem Stil und sorgen mit Instrumenten und Stimmen für genau den passenden Background, den Rays erneuter Amerika-Trip benötigt. Mit The Getaway (ursprünglich auf “Other People‘s Lives“) und The Real World (einst auf “Working Man‘s Café“) gibt‘s auch zwei Neueinspielungen und am Schluss mit Muswell Kills eine relativ harte Rock-Nummer, die ich mir auch – sofern es wirklich dazu kommt – im Konzert der wieder einmal vereinigten KINKS vorstellen könnte.