Classic Rock Night
Ratshausen, Festivalgelände, 02.07.2010 |
Fotostrecke Offizielle Homepage RAHEL FISCHER im Hooked on Music |
Den Auftakt des Abends bestreiten Rahel Fischer & Band. Die zierliche Schweizerin hat sich erste Meriten auf Operetten- und Musical-Bühnen verdient, unter anderem im Ensemble von "We Will Rock You" in Köln, Stuttgart, Wien und Zürich. Zunächst stehen einige gefällige New Country-Songs auf dem Programm. Die Band ist solide, und auch wenn sich daraus kein spektakulärer Auftritt entwickelt, so hätte ich mir doch gewünscht, Rahel Fischer wäre diesem Sound durchgängig treu geblieben. Rahel Fischer kann sich aber einige QUEEN-Songs nicht verkneifen. Abgesehen davon, dass die stilistisch beim besten Willen nicht zum restlichen Material passen, klingen sie einfach erschütternd schlecht. Das liegt weniger an der Sängerin, als vielmehr an den obskuren Arrangements. Vielleicht liegt es aber auch einfach an mir, weil ich QUEEN immer noch als Rockband betrachte und keinen geschliffenen Musicalact. Dolly Partons Jolene versöhnt zum Abschluss und macht noch einmal deutlich, wo Rahel Fischers Stärken eher zu finden sind. |
Fotostrecke Offizielle Homepage COLOUR RAIN im Hooked on Music |
COLOUR RAIN gehören zu der Legion neuer Bands, die wie COLDPLAY klingen wollen und sich am Ende wundern, wenn es sich nach U2 anhört. Die Thüringer hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck. Der Auftakt der Show ist entsetzlich langweilig und der 'Hit' Red suitcase erweist sich als Rohrkrepierer ersten Grades. Es mangelt der Band eklatant an Ausstrahlung und vielleicht sollte ihnen mal jemand sagen, dass ein Liveact, der über Straßenfestniveau agiert, es nicht nötig hat bei jeder Ansage auf die bandeigene Website hinzuweisen. Irgendwie kriegen COLOUR RAIN dann aber doch noch die Kurve. Die Kompositionen im letzten Drittel des Sets wirken energischer, zupackender und offenbaren doch gehöriges Potenzial. Lasst die Band mal die Erfahrung von dreißig, vierzig Shows in sich aufsaugen und ich bin guter Dinge, dass dann auch die Livepräsentation wesentlich stimmiger ausfallen wird. Vor allem Anhänger zeitgemäßer, atmosphärischer Rockmusik, wie sie auch von Acts wie 30 SECONDS TO MARS oder MANDO DIAO zelebriert wird, sollten den Ostdeutschen ihre Aufmerksamkeit schenken. |
Fotostrecke Offizielle Homepage ELA im Hooked on Music |
ELA hinterließ schon vergangenes Jahr beim Rock am Limes einen ordentlichen Eindruck, in Ratshausen überzeugt die Band auf ganzer Linie. Die Formation hat große Lust vor den etwa 1000 Besuchern ein Rock-Feuerwerk abzubrennen. Die Songs sind eher einfacher Natur, die ihre Wurzeln im harten Rock der Achtziger haben, vor allem aber sind sie mit ihren griffigen Melodien und unwiderstehlichen Refrains absolut Party- und Festivaltauglich. Der Funke springt schnell über, nicht zuletzt weil die Show anspricht. Es wäre ein fataler Irrtum ELA auf die adrette Sängerin zu reduzieren, die ihre Reizen einzusetzen weiß. Ihre Mitstreiter leisten mit ihrer forschen Bühnenpräsentation, die an die besten Sleaze- und Street Rock-Zeiten der Achtziger erinnert, einen wichtigen Beitrag. ELA haben einfach dieses gewisse Etwas, diesen extra Schuss Entertainment, den man vornehmlich bei den großen Stadionacts aus USA findet. Songs wie das große Make my day, Dynamite oder Mad about your love sind auch nicht schlechter als das kommerziellere Material von Doro, Deutschlands Rocklady Nummer 1. Wenn es gelingt die Liveenergie auf das nächste Album zu bannen, dann haben ELA eine große Zukunft vor sich. |
Fotostrecke Offizielle Homepage MSG im Hooked on Music |
Die aktuellen Auftritte stehen unter dem Motto '30 Jahre MSG' und zu diesem Anlass bringt der Gitarrenhexer eine
exquisite Band auf die Bühne. Zwar ist Chris Slade verhindert, doch BLACK 'N' BLUE-Drummer Pete Holmes ist auch nicht
zu verachten. Neben Gitarrist und Keyboarder Wayne Findley freut man sich besonders auf das Wiedersehen mit den
Mitgliedern der klassischen Besetzung. Tief Luft holen als Gary Barden die Bühne betritt. Nicht wenige wären mit einer so geringen Blutkonzentration im Alkohol ein Fall für die Notaufnahme. Die Bewegungen wirken ungelenk, aber Garys Gesang geht den Abend über insgesamt betrachtet in Ordnung. Klar, die hohen Passagen kann der Brite nicht mehr meistern, aber er kennt seine aktuellen Fähigkeiten und unternimmt daher keine von vorneherein zum Scheitern verurteilte Experimente. Was nicht mehr geht, geht halt nicht mehr und wird entweder dem Publikum überlassen oder mit Hilfe neuer Arrangements clever umschifft. Michael Schenker selbst ist ja immer wie eine Wundertüte für Überraschungen gut. Heute hat er Lust und ist gut drauf wie selten. Damit steht einer großen Show mit mitreißenden Kabinettstückchen an der Flying V nichts im Wege, und mehr als einmal hält das Publikum stauend und voller Ehrfurcht den Atem an. Klasse auch die Setlist. Die Klassiker aus den ersten beiden MSG-Alben und Michaels Signature-Tunes aus UFO-Zeiten konnte man erwarten, drei Stücke des aktuellen Albums "In the midst of beauty" nicht unbedingt. Dazu noch, zumindest für mich überraschend Rock my nights away, vom "Built To Destroy"-Album, das gemessen an seiner Klasse von Michael Schenker oft unangebracht stiefmütterlich behandelt wird. Hut ab! Zwar hofft man immer darauf, dass die alten Recken noch mal so richtig zu Hochform auflaufen, aber selten gelingt das so beeindruckend wie MSG an diesem Abend. Besonderer Dank an Tobias Eisele - Classic Rock Night GbR |