Ramones

Punk Rock Blitzkrieg - Mein Leben mit den Ramones

( English translation by Google Translation by Google )

Buch-Review

Reviewdatum: 17.10.2015
Jahr: 2015
Stil: Punk Rock
Verlag: Iron Pages Books

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Ramones
Punk Rock Blitzkrieg - Mein Leben mit den Ramones, Iron Pages Books, 2015
von: Marky Ramone mit Rich Herzschlag
ISBN: 978-3-940822-06-2
Umfang: 336 Seiten
Preis: 22,90 € zzgl. Versandkosten

Schlagzeuger leiden häufig an Selbstüberschätzung, aber genau das zeichnet sie häufig auch aus, oder verhilft ihnen zu der Energie, die man als “Motor“ einer Band benötigt.
Gleichzeitig sind Schlagzeuger auch häufig diejenigen in einer Band, die sich gern diversen Ausschweifungen hingeben. Suchtgefährdet sind sicher viele Menschen, aber bei diesen Rhythmikern scheint mir das ausgeprägter, als bei anderen Menschen. Meine ureigenste Theorie. Aber zumindest Marky Ramone scheint mir da recht geben zu wollen.
In seiner eben erschienen Biografie geht es recht häufig um Alkohol und das – ebenfalls häufig – zu allen Zeiten des Tages. Zumindest zu Beginn und über weite Teile seiner Karriere konnte Marky Arbeit und Alkohol noch trennen, aber später vermischte sich das immer mehr und, wie es bei Süchtigen so ist, ein ziemlicher Realitätsverlust ging mit einher.
Nahezu ein Wunder, dass seine Erinnerung doch recht gut funktioniert. Die natürlich auch häufig sehr einseitig ist.
Einer seiner ehemaligen Bandkollegen von den RAMONES kann ihm nicht mehr widersprechen, den die Urbesetzung – Joey, Johnny, Dee Dee und Tommy – hat mittlerweile komplett das Zeitliche gesegnet und gern hätten wir noch etwas mehr über die Zeit der Band vor Markys Einstieg, 1978, erfahren, aber immerhin war dieser (bürgerlicher Name Marc Bell) derjenige, der am längsten auf dem Stuhl hinter dem Drumkit bei der Punk Rock-Legende saß

Als echter Ostküsten-Bewohner und da die meiste Zeit in New York, hat Marky einen Großteil der Entwicklungen seit Beginn der 60er Jahre im Big Apple mitbekommen. Hat da in diversen Bands gespielt, die alle, nach seiner Aussage (das blitzt wieder die Selbstüberschätzung durch), hochkarätig waren, ihrer Zeit voraus und überhaupt das Zeug zu Weltstars gehabt hätten – ich kenn keine einzige davon - und hat natürlich, als echter Alkoholiker, genaueste Einblicke in Clubs, Bars und Gläser gehabt.
Immerhin war er Mitglied von RICHARD HELL & THE VOIDOIDS, einer mehr lokalen Kulttruppe, die mit dem Album “Blank Generation“ 1977 auf sich aufmerksam machte.
Ein Jahr später stieg Marky dann in die Band ein, für die er wie geschaffen schien: Bei den RAMONES.
Darum dreht es sich auch erfreulicherweise hauptsächlich, wenn man die Abenteuer der Band verständlicherweise aus der Sicht von Marky erlebt und sieht. Und aus seiner Sicht scheint er der “Normalste“ in der Band gewesen zu sein. Chef, ganz klar, war Johnny Ramone. Der saß Vorne im Bus, schmierte seine ultrarechten Ansichten jedem unter die Nase, der nicht rechtzeitig das Weite suchte, verkloppte gern seine Freundin und erweist sich überhaupt als sturköpfiger Despot, der nicht einmal den Weg ans Sterbebett seines langjährigen Lead-Sängers fand. Viel gute Worte hat Marky nicht für Johnny übrig.
Joey, der Sänger wiederum, bekam den Platz ganz hinten im Bus zugewiesen, sprach lebenslänglich nur die allernötigsten Worte mit seinem Gitarristen (und umgekehrt), hatte Zwangsneurosen, die andere Bands in den Wahnsinn getrieben hätten – woran der liebenswerte Roadmanager Monte wohl nur knapp vorbei gegangen ist – und sehr, naja, eigene Vorstellungen von Körperhygiene.
Vielleicht ganz gut, dass von den beschriebenen Personen keiner mehr lebt, sonst hätte Marky unter Umständen ein paar Probleme.

Probleme hatte natürlich auch Dee Dee Ramone, der zwar ein hervorragender Songschreiber war – die Story, wie er im Hause von Stephen King eben mal Pet Sematary aus dem Ärmel schüttelt ist schon toll - , auf der Bühne immer der war, der one, two, three, four die Songs einzählte (nicht etwa Joey), der gern in jede nur mögliche Bredouille geriet, aber eben auch für jede Art von Drogen mehr als empfänglich war. Sein Tod, mit einer Spritze im Arm, spricht da Bände.
In diesem Band ist das Meiste unterhaltsam. Literarisch Hochwertiges erwartet man sowieso nicht beim Punk und man erfährt Dinge, die man vielleicht nicht unbedingt wissen wollte (manche Story über Phil Spector oder wie Marky tote Fliegen von der Windschutzscheibe isst) und andere, die man vielleicht nicht wusste (dass Bruce Springsteen einst Hungry Heart den RAMONES auf den Leib schrieb und nur von seinem Manager daran gehindert wurde, ihnen den vielversprechenden Song zu überlassen).
Für Punk Rocker und/oder New York-Fans ein Buch, welches Spaß macht zu lesen und gut unterhält und wer sich als Geistesverwandten von Marky Ramone wiederfindet, der findet sich ja vielleicht auch einmal mit ihm, bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker (AA).

Epi Schmidt, 14.10.2015

 

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