Pothead

Potsdam, Lindenpark, 23.09.2005

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 23.09.2005

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen

Peter Tenzler


Potsdam, Lindenpark, 23.09.2005

Es gibt Konzerte, da geht man eher etwas widerwillig hin, fühlt sich genervt von der support band, der langen Umbaupausen oder sonstigen Verzögerungen, der gespielten Musik vom Band, dem laschen oder hypereuphorischen Publikum und natürlich den Licht- und Sichtverhältnissen und dem Sound. Und Es gibt die Konzerte von POTHEAD.

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Insbesondere rund um Berlin, der Wahlheimat dieser deutsch-amerikanischen Freundschaft, die ja zu zwei Dritteln Seattle den Rücken gekehrt hat, kann man sich eigentlich nichts Besseres antun, als ein derartiges Konzert zu besuchen. Nun also mal wieder Potsdam und zwar im bewährten Lindenpark. Ein (natürlich) zahlreiches und erwartungsvolles, spürbar gut gelauntes Publikum sorgte dafür, dass es noch deutlich vor 22.00 Uhr losging (in Berlin zum Ende der Woche hin fast undenkbar) und dieses eingespielte Power-Trio gleich einige Salven abfeuern konnte. Wie konnte es anders sein, mit Rock Child hat man die willige Menge ruck zuck erobert, die Rhythmusmaschine mit Drummer Sebastian Meyer und dem Bass-Stoiker Jeff Dope läuft dermassen gut geölt und ohne jegliches Stottern, dass die Band sofort auf Betriebstemperatur kommt.

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Einfach nur bewundernswert, wie Brad seinen charismatischen Gesang und sein erstaunlich effektives Gitarrespiel unter einen Hut bringt, wie diese Band ohne viel Firlefanz zu machen locker und lässig haufenweise wahre Klassiker an hart packenden und trotzdem cremig groovende Songperlen aus dem Ärmel schüttelt. Seien es Appretiate von "Pot Of Gold", Dr. De Structo und Constantinople von "Tuf Luv", das lebhafte Funkenbus oder das magische I'm A Sinner, Too von "Desiccated Soup" oder auch Black War, Y-Road oder Troop, das Geniale an POTHEAD ist, dass sie aus wohlvertrauten Zutaten wie ein bisschen Retro-Rock, ein bisschen Spät-Grunge, ein Prise Südstaaten-Flair, tüchtig metallischen Kanten und einigen gut abgehangenen Killerriffs eine ganz originäre Mischung, einen vollkommen eigenständigen Sound mit dem unverkennbaren Trademark POTHEAD erschaffen haben.

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Auch optisch passt das alles wie die Faust aufs Auge: die passionierten Anzugträger Jeff und Brad einerseits und der T-Shirt-Fan Sebastian geben ein bescheidenes, sympathisches Bild ab, bei dem im Vordergrund steht, was auch das Wesentliche sein muss: die unverschämt gute, mitreissende Musik und keine unnötigen Show-Mätzchen oder sonstige Luftnummern. Allerdings gönnt man sich dann doch eine durchaus beeindruckende Lightshow, so dass die Zuschauer auch diesbezüglich nicht zu kurz kommen, aber eben im Dienste der Sache, zur Unterstreichung der Musik und nicht irgendwelcher Effekthascherei zu Liebe. Da fügt sich dann auch die leicht maulfaul wirkende, introvertierte Scheu von Brad in den Gesamteindruck, der eigentlich immer nur "Danke" oder "Vielen Dank" zwischen den Songs zum besten gibt. Auch hier gilt: kein unnötiges Gelabere, lass es rocken, Kumpel.

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Auch der Konzertablauf ist ein längst lieb gewonnenes und so außer bei POTHEAD nur noch ganz selten praktiziertes Ritual. Einem schon für sich begeisternden "regulären" set von 70 bis 80 Minuten schließt sich eine ebenso lange, fast nicht endenwollende Zugabe an, so dass man eigentlich von zwei Sets sprechen kann. Und da werden dann noch einmal die ganz großen Gefühle angepackt mit dem Gänsehaut erzeugendenStadium oder d e m POTHEAD-Klassiker schlechthin, Indian Song.Der Lindenpark hat zu diesem Zeitpunkt schon längst den Siedepunkt erreicht, je nach Temperament wird gemosht, getanzt, gebangt oder einfach nur strahlend mit dem Kopf genickt. Deutlich nach Mitternacht und der gefühlt mindestens dreißigsten Zugabe taumeln erschöpfte, aber glückliche Menschen durch den Ausgang in die Spätsommernacht. Wieder einmal haben POTHEAD alle gegeben und alles gewonnen.

Ralf Stierlen, 19.10.2005

 

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