Original Album Classics, Epic / Sony BMG, 2008 | ||||
Richie Furay | Vocals, Guitar | |||
Jim Messina | Vocals, Guitar | |||
Rusty Young | Guitar, Steel Guitar, Banjo | |||
George Grantham | Drums, Vocals | |||
Randy Meissner | Bass, Vocals | |||
Timothy B. Schmit | Bass, Vocals | |||
Paul Cotton | Guitar, Vocals | |||
Barry Hast | Piano | |||
Joe Lala | Percussion | |||
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"Pickin' Up The Pieces": | (1969) 43 Min 16 Sek | |||
01. Forword | 08. Pickin' Up The Pieces | |||
02. What A Day | 09. Grand Junction | |||
03. Nobody's Fool | 10. Oh Yeah | |||
04. Calico Lady | 11. Just In Case I Happens | |||
05. First Love | 12. Tomorrow | |||
06. Make Me A Smile | 13. Consequently So Long | |||
07. Short Changed | 14. Do You Feel It Too (Not on Original Album) | |||
"Poco": | (1970) 41 Min 02 Sek | |||
01. Hurry Up | 05. Anyway Bye Bye | |||
02. You Better Think Twice | 06. Don't Let It Pass You By | |||
03. Honky Tonk Downstairs | 07. Nobody's Fool/El Tonto De Nadie, Regressa | |||
04. Keep On Believin' | ||||
"From The Inside" | (1971) 38 Min 11 Sek | |||
01. Hoe Down | 06. From The Inside | |||
02. Bad Weather | 07. Do You Feel It Too | |||
03. What Am I Gonna Do | 08. Ol' Forgiver | |||
04. You Are The One | 09. What If I Should Say I Love You | |||
05. Railroad Days | 10. Just For Me And You | |||
"A Good Feelin' To Know": | (1972) 40 Min 43 Sek | |||
01. And Settlin' Down | 06. Early Times | |||
02. Ride The Country | 07. A Good Feelin' To Know | |||
03. I Can See Everything | 08. Restrain | |||
04. Go And Say Goodbye | 09. Sweet Lovin' | |||
05. Keeper Of The Fire | ||||
"Crazy Eyes": | (1973) 37 Min 58 Sek | |||
01. Blue Water | 05. A Right Along | |||
02. Fool's Gold | 06. Crazy Eyes | |||
03. Here We Go Again | 07. Magnolia | |||
04. Brass Buttons | 08. Let's Dance Tonight | |||
Da hat nicht nur der Kollege Domrath ganz schön geweint, als sich POCO vor ein paar Jahren daran machten ihren guten Ruf live-mäßig zu killen. Von wegen "Keeping The Legend Alive". Obwohl doch relativ viele Mitglieder der Originalbesetzung mit auf der Bühne standen. Die Jahre gehen halt auch Legenden nicht spurlos vorbei. Genau: Legende! Dieses Wort gebrauchte Herr Domrath auch und mancher wird es vielleicht als zu hoch gestochen empfunden haben. Hat man die Band doch oft mehr als die EAGLES in kurzen Hosen angesehen. Aber erstens, wer weiß denn, wie viel die "Adler" denn von den Herren Furay, Young, Messina - und Meisner sowieso - übernommen haben, und, zweitens waren POCO durchaus eine eigenständige Band, die vielleicht ein größeres Bindeglied zwischen den 60 und 70er Jahren waren, als man es ihnen so schnell zugestehen mag.
Schön, alle Scheiben der Gruppe braucht man vielleicht nicht unbedingt im Schrank stehen zu haben - auch ich habe nach ca. 5 LPs dann nachgelassen - aber ein paar braucht's schon und da kommt einem diese "Original Album Classics" Serie von Epic doch ganz gelegen: 5 Originalalben im Schuber, zwar ohne nennenswerte Bonusgeschichten aber doch nett, praktisch und gut. Es gibt andere Interpreten in dieser Reihe, bei denen man nicht mit fünf Scheibchen davon kommt, aber hier passt das das.
Die Auflistung auf der Schuber-Rückseite stimmt chronologisch nicht ganz, aber immerhin geht's mit "Pickin' Up The Pieces" los. Dem 1969er Debütalbum, welches der "All Music Guide" zu einem der stärksten jener Ära zählt und auf dem sich Reste von BUFFALO SPRINGFIELD, u.a., mit Randy Meisner zusammen taten. Letzterer verabschiedete sich dann bald wieder um via Linda Ronstadt die EAGLES mitzugründen.
Auf "Pickin' Up The Pieces" half er mit einen genialen Country-Rock zu schaffen, der der feuchte Traum von Gram Parsons hätte sein können. Wo im ersten Song noch einiges von 60s Psychedelic und viel von BEATLES und ganz viel von CSNY sich übereinanderschichtet - mit Stimmen, die beide Bands vor Neid erröten lassen können - galoppiert in What A Day urplötzlich ein Banjo davon, als wäre Lucky Luke hinter ihm her. Während eine George Harrison - Twanggitarre für ein paar prägnante Riffs sorgt. Kommen einem aber auch bekannt vor.
So gestaltet sich das ganze Album zwischen 60er Jahre Sound und reichlich Countryanleihen (Rusty Youngs Pedal Steel: superb!) Ähnlich wie das die BYRDS zeitweilig gemacht haben, allerdings schwingt bei POCO mehr von jenem bittersüßen Unterton mit rein, den wiederum Crosby, Stills und Nash so gekonnt zelebrierten.
Wie gesagt, verlies Randy Meisner dann die Band und wurde aber bestens ersetzt, durch einen gewissen Timothy B. Schmit, der, wie wir wissen, ja heute noch bei den EAGLES den Tieftöner zupft und prächtigst zwitschert.
Wir schreiben das Jahr 1970 und allzu viel änderte sich nicht an der Musik der Band. Die Gitarrenparts und -soli scheinen mir etwas mehr Raum einzunehmen und klanglich hat man einen Schritt vom 60's Sound weg gemacht, aber wenn man mehr in die Country-Ecke tendiert, wie in You Better Think Twice klingt erneut sehr authentisch. Erneut sind die Stimmen ein Traum und lediglich der große Hit hat der Band wohl zum großen Erfolg gefehlt. Da nützte auch eine country-süßliche Adaption von Honky Tonk Downstairs nichts, wenngleich der für manche Träne im Bier gesorgt haben dürfte.
Man bemühte sich durchaus, mehr Schwung in die Sache zu bringen, aber z.B. Keep On Believin' kommt schon gut, rockt auch, hat Drive, aber ich kann mir schon vorstellen, dass jemand, der nicht viel mit Steel Guitar, Countryklängen und mehrstimmigen Gesang anfangen kann, da lieber zu Bekannterem greift. Und sich dann solch tolle Nummern wie Anyway Bye Bye oder Nobody's Fool/El Tonto De Nadie, Regressa entgehen lässt. Da ist von Jazz über R&B, Country, Psychedelic und Rock alles drinn, was man braucht und grooven tut es auch noch geil. Gönnt den Songs mal ein paar Durchläufe und ihr wollt die CD nicht mehr aus dem Player im Auto nehmen.
Als Nächstes - jetzt nicht von der abgedruckten Reihenfolge irritieren lassen - folgt "From The Inside" und schon Hoe Down macht mit seinem a capella Intro gleich mächtig Laune. Natürlich sind wir wieder mittendrin im Countryflair und Rusty Young erfreut auch gleich mit einem flotten Steel Guitar Solo. Sollte man nicht meinen, aber produziert hat das Teil der alte Soul- und Blues-Brother Steve Cropper. Ist der für den etwas klareren, ländlicheren Sound verantwortlich? Mag sein. Jedenfalls mischt sich zu einer näher werdenden Verwandtschaft zu besagten EAGLES nun auch ein größerer Schuss Neil Young, was sich schon beim zweiten Song; Bad Weather, verdeutlicht. Dass man nicht mehr ganz so furios, eher erdig, oft akustisch zugange ist, bekommt der Gruppe hier gut. Natürlich klingen auch immer noch an vielen Ecken, z.B. in You Are The One, CSNY durch und stellenweise rockt die Band, siehe Railroad Days härter, als man das von ihr erwarten würde. Da dürfte dann auch manche Southern-Rock-Band die Ohren gespitzt haben.
Auch Timothy B. Schmit ist als Lead-Sänger zu hören. In dem leicht melancholischen From The Inside erklingt seine, sehr feminine, Stimme äußerst ansprechend. Damit hätten wir schon das dritte gute Album, welches einem mit einem guten Gefühl zurücklässt.
"A Good Feelin' To Know" ist das nächste Album und über das reingerufene "Boogie" erschrickt man schon fast. Tatsächlich rockt And Settlin' Down gar nicht übel und bringt einen erneut in Stimmung. Der größere 70's Einfluss verstärkt sich und die Produktion klingt auch voller. Vom Country entfernte man sich auch weiter und gab Rock - und somit kräftigeren Gitarrenklängen - mehr Platz. Auch wenn es mal Ride The Country heißt, ist da doch mehr Rock drin und erneut kommen viele Ähnlichkeiten zu Neil Young zu Ohren. Timothy B. Schmit ist, wie gewohnt, für die eher balladesken Stücke zuständig und die Ähnlichkeiten zu CSNY werden diesmal besonders durch die von Stephen Stills geschriebene Up-Beat Country-Rock Nummer Go And Say Goodbye unterstrichen.
Bei Keeper Of The Fire vermischen sich Countryelemente mit 70er Jahre Groove und Southern-Rock zu einem tollen Gebräu und ein Song wie Early Times hätte bei, ja, schon wieder, den EAGLES sicher mehr Beachtung gefunden. Herrlich schleppender Song und Furay und Kollegen jodeln sich wieder in schwindelnde Höhen. Das schmerzt schon fast. Aber schön!
Höchste Hitqualitäten muss man dem Titelsong bescheinigen, der einem Take It Easy nur in wenig nachsteht und auch die beiden letzten Songs begeistern. Klasse, das gospelhafte Sweet Lovin'. Für Einsteiger sicher nicht das verkehrteste Album und allgemein ein echter Tipp!
Diese Qualität kann "Crazy Eyes", nach meiner Meinung, nicht ganz halten, aber so munter dahin plätschernde Songs, wie Blue Water gehen doch ganz gut runter. Da wird wieder mehr dem Honky Tonk gefrönt unterstützt von Paul Harris am Piano, und mit Joe Lala als Perkussionisten. Den kennen wir ja auch aus dem Umfeld von Neil Young. Außerdem ist Chris Hillman mit an Bord und da kommt schon richtig Freude auf, wenn der seine Mandoline auf Geschwindigkeit bringt und sich mit Pedal Steel und Fiddel ein paar Soloduelle liefert.
Ein paar Höhepunkte finden sich auch hier. Dazu zähle ich das süßlich-verträumte Brass Buttons, in dem erneut Rusty Young ein wundervolles Steel Guitar Solo beisteuert. Und, natürlich, Magnolia, der leicht sphärischen Ballade, der auch die hinzugenommenen Streicher nichts anhaben können.
Mit Let's Dance Tonight verabschieden sich POCO aus dieser Box lassen den Hörer auch munter mitwippen. Auf den folgenden Scheiben finden sich, so weit ich sie kenne, immer mal wieder gute Songs aber so durchgehend gut, wie auf den ersten fünf Alben - das Live-Album mal nicht erwähnt - waren POCO nie mehr. Umso schöner das hier kompakt serviert zu bekommen. Lediglich an Liner-Notes und Booklet mangelt es, aber dafür gibt's das Teil ja auch vergleichsweise günstig. "Pick up the pieces!"