Paul McCartney New, Universal Music, 2013 |
Paul McCartney | Vocals, Guitar, Bass, Piano, Lap Steel, Moog , Synthesizer, Mellotron, Tambourine | |||
Paul Epworth | Drums | |||
Rusty Anderson | Guitar | |||
Brian Ray | Guitar, Backing Vocals | |||
Paul Wickens | Keyboards, Hammond Organ | |||
Abe Laboriel Jnr. | Drums | |||
Cathy Thompson, Laura Melhuish, Patrick Kiernan, Nina Foster | Violin | |||
Peter Lale, Rachel Robosn | Viola | |||
Caroline Dale, Katherine Jenkinson, Chris Worsey | Cello | |||
Richard Pryce, Steve McManus | Bass | |||
| ||||
01. Save Us | 07. Appreciate | |||
02. Alligator | 08. Everybody Out There | |||
03. On My Way To Work | 09. Hosanna | |||
04. Queenie Eye | 10. I Can Bet | |||
05. Early Days | 11. Looking At Her | |||
06. New | 12. Road | |||
Mit dem musikalischen Output von Sir Paul McCartney hatte ich eigentlich nach "Kisses On The Bottom" schon ein wenig abgeschlossen. Also, was Neuveröffentlichungen angeht. Sein Beitrag zu Dave Grohls "Sound City"-Dokumentation lies dann aber schon etwas aufhorchen und nun, mit über 70, bringt er doch ein glatt noch einmal ein ambitioniertes Werk heraus und nennt es - die Liverpooler Spitzbübigkeit hat ihn nicht verlassen - ganz einfach "New".
Und seine schier endlose Jugendlichkeit bleibt ihm anscheinend auch erhalten. Jedenfalls legt er bei Save Us los, wie ... ja, wie wohl seit den 70ern nur äußerst selten und das kommt schon nahe an seinen "Sound City"-Auftritt heran. Kernige Gitarren, die ein eingängiges Thema transportierten und eine Stimme die Jahrzehnte jünger klingt. Wenn da nix mehr schief läuft, ist das jetzt schon locker das beste Album seit, na, sagen wir "London Town".
Alligator kommt etwas gebremster und mehr im gewohnten McCartney-Stil, der trotzdem sehr modern klingt. Produzent Mark Ronson wird hier gehörigen Anteil haben, wie überhaupt die Wahl von relativ jungen Produzenten - Giles Martin (Sohn von BEATLES-Produzent George Martin), Ethan Johns (Sohn von Produzentenlegende Glyn Johns) - sich als absoluter Glücksgriff erweist. Songs, die früher vielleicht - im alten Fahrwasser - etwas ins trudeln und absaufen geraten wären, wie On My Way To Work, haben hier immer noch Drive und Schmackes.
Ohne BEATLES-Querverweise geht es nicht - Hallo? Der Mann war maßgeblich an der Band beteiligt! - und so könnte Queenie Eye problemlos auf z.B. "Magical Mystery Tour" zu finden sein und wäre da sicher nicht der schlechteste Song. Herrlich, der Schlagzeug-Sound und das hämmernde old-fashioned Piano!
Auch Paule schweift gern mal in jene Tage ab, wenn er - mit bewusst brüchiger Stimme - die Early Days reflektiert. Da kommen die Einflüsse aus den Mitsechzigern zurück und man findet sich irgendwo zwischen amerikanischem Country - remember Rocky Raccoon - und irischem Folk (ja, Mull Of Kintyre) wieder. Beschaulich und schön.
Der Titelsong ist absoluter BEATLES-Sound, wie ihn wohl nur einer so überzeugend präsentieren kann. Vielleicht jetzt nicht der Power-Pop-Hit, aber immer noch Klassen besser, als alle Imitationen. This is the real thing! Im Ausklang gibt's noch kurz einen freundlichen Gruß an die einstigen Konkurrenten von den BEACH BOYS
Sperriger und modern groovend wird's bei Appreciate. Erinnert so ein klein wenig an der STONES Anybody Seen My Baby und ist nicht unbedingt etwas, für die Yesterday-Fraktion. Würde aber auf "Sgt. Pepper" nicht so deplaziert wirken.
Erstmals plätschert mir mit Everybody Out There ein Song etwas zu beliebig dahin, wenn er auch mit dem Gitarrenthema und effektivem Chor gut gemacht ist und eine positive Stimmung transportiert. So einen Song schüttelt Paule wahrscheinlich locker zum Tee aus dem Ärmel. Wenn er gegen Ende in seine "Rock-Stimme" verfällt, klingt das aber schon geil.
Das leicht psychedelische Hosanna ist eher was fürs entspannte Chillen, wohingegen I Can Bet den lockeren Pop von Alben wie "Tug Of War" heraufbeschwört. Ob der gut gesetzten Instrumental-Breaks reißt dass zwar nicht vom Hocker und kommt immer noch recht prächtig.
Einem McCartney in seinem ureigensten Terrain - einer lieblichen Ballade - redet man nicht rein. Außerdem ist auch Looking At Her mit kleinen Intermezzi versehen, die die Spannung aufrecht erhalten und Road liefert immerhin einen interessanten, leicht sphärisch-abgedrehten und progressiven Ausklang für diese Scheibe.
Das muss man auch erst einmal so hinkriegen!
Ein komplettes Hammer-Album kann man sicher nicht mehr vom Grandseigneur der Popmusik erwarten - und hat wohl auch keiner - und trotzdem bleibe ich dabei:
Sein bestes Album seit mindestens 20 Jahren.
P.S.: Nicht zu früh abschalten (kennen wir ja, von manchem BEATLES-Album), denn unversehens schaltet sich Scared hinzu, wobei es sich um eine jener unnachahmlichen Liebeserklärungen am Piano handelt, wie sie nur ein Paul McCartney verfassen und bringen kann. Sei ihm und der Angebeteten gegönnt.