Paul Butterfield Band

Blues Rock Legends Vol. 2

( English translation by Google Translation by Google )

DVD-Review

Reviewdatum: 09.05.2009
Jahr: 2009
Stil: Blues/Rock

Links:

Paul Butterfield Band Homepage



Redakteur(e):

Frank Ipach


Paul Butterfield Band
Blues Rock Legends Vol. 2, SPVision, 2009
Paul ButterfieldVocals, Harmonica
Buzzy FeitenGuitar, Backing Vocals, Electric Piano
Peter AtanasoffGuitar
Bobby VegaBass
Ernest CarterDrums
Produziert von: Christian Wagner & Peter Rüchel Länge: 66 Min 00 Sek Medium: DVD
01. Rockpalst-Intro07. Goin' Down
02. Fair Enough08. Born Under A Bad Sign
03. One More Haertache09. Just When I Needed You Most
04. Fool In Love10. Be Good To Yourself
05. New Walking Blues11. Interview (With Alan Bangs)
06. It's Alright

Musikgeschichte, Zeitgeschichte, Vokabeln, die sicherlich auf die ersten Rockpalastnächte 1977/78 zutreffen. Dies galt insbesondere auch für die 3. Rockpalastfernsehübertragung aus der Nacht vom 15. auf den 16. September 1978, als nämlich die Gigs der auftretenden Künstler, Peter Gabriel, Paul Butterfield Band und Alvin Lees Ten Years Later, genutzt wurden, um eine kurzweilige Brücke zum anschließenden tief in der Nacht stattfindenden Weltmeisterschaftsboxkampf zwischen Muhammad Ali und Leon Spinks zu schlagen. Den Boxkampf habe ich damals, junger und eher Fußball begeisterter Teenager der ich war, verschlafen. Die Bands natürlich nicht, no way.

Was haben die beiden Gitarristen der Paul Butterfield Band mich damals umgeblasen: Buzzy Feiten, mit seinen Wah-Wah getränkten, wilden Strat-Ausflügen und der blutjunge Peter Atanasoff (19), mit seinem satten, eher bluesig orientierten Gibson 335-Spiel. Paul Butterfield selbst kannte ich nur aus dem Studium des Schmidt-Joos/Graves'schen Rock-Lexikon, die beiden Saitenschwinger also wurden so zu große Entdeckungen für mich.
Atanasoff machte später noch bei Tito & Tarantula von sich reden, Buzzy wurde gern gesehener Session-Gitarrist auf vielen Albumproduktionen (u.a. Rickie Lee Jones, Stevie Wonder, Chaka Khan) und machte sich einen Namen durch seine Zusammenarbeit mit dem Hammond B-3 Meister Neil Larsen.
Der gute Paul Butterfield ist mittlerweile verstorben. Die 1942 in Chicago geborene Blues-Harp-Legende erlag bereits 1987 seinem jahrelangen Drogenabusus und hinterlässt als weißer Blues-Erneuerer der mittleren Sechziger Jahre einen unlöschbaren Eintrag im güldenen Buch der Rock-Historie.

Ähnlich wie zuletzt bei der Beurteilung des SPIRIT Konzertes aus der Essener Grugahalle, bleibt die Wahrnehmung des Butterfield-Gigs nach gut 30 Jahren ebenfalls eine andere als damals. Der Sound und die Bildqualität dieser DVD erscheint eher durchschnittlich, was aber angesichts der Tatsache, dass der Mitschnitt so betagt ist, entschuldbar ist. Die musikalische Qualität des Butterfield Quintetts stimmt jedoch auch nach mehr als 30 Jahren noch versöhnlich, trotz aller Abkehr vom erdigen urwüchsigen Blues, der hier häufig nur in Spurenelementen zu vernehmen ist.
Butterfield hatte sich schließlich nie gescheut, neue Wege zu gehen, und so überrascht es dann auch nicht wirklich, als die Combo mit einem furiosen Instrumentalstück in Fusion/Jazzrock Manier loslegt, in welchem die Gitarristen schon mal recht ausgelassen die Puppen tanzen lassen. Im Zuge des relativ kurzen Konzerts - ca. 50 Minuten - wechseln die Herrschaften locker und unverkrampft zwischen Rock, Funk, Pop und Blues hin und her, verbaseln aber auch schon mal einen Songschluß oder Butterfield vergeigt einen Gesangseinsatz, was aber immer irgendwie sympathisch rüberkommt, denn selbst die abgezocktesten Profis kochen schließlich nur mit Wasser.
Was mich persönlich ein wenig irritiert, ist die Tatsache, dass ich Buzzy Feitens effektbeladenen Gitarrensound (Overdrive plus Chorus, ähnlich wie Nils Lofgrens Gitarrenton) heutzutage nicht mehr ganz so prickelnd finde und mir der sämige, fette Ton von Atanasoff viel besser gefällt als damals. Butterfields Gesangsdarbietungen geraten ganz okay, aber nicht umwerfend, sein prägnantes Harp-Spiel zeugt von unbestritter Klasse. Bassist Bobby Vega und Drummer Ernest Carter steuern einen vitalen, belebenden Groove hinzu und alle gemeinsam bringen sie die Songs mehr oder weniger sicher und zufriedenstellend nach Hause. Im anschließenden Backstage-Interview mit Alan Bangs zeigen sich alle fünf Musiker aufgeräumt und auskunftsfreudig.

Ein ordentlicher und unterhaltsamer Gig, der die guten alten Tage aufleben lässt, aber auch ein Stückchen zur Entschleierung des kultigen Rockpalast-Mythos beiträgt. Denn so grandios und glorreich wie vieles damals erschien, stellt es sich im Rückblick doch als relativ unspektakulär dar, weil die Maßstäbe von 2009 sich natürlich nicht mit denen von 1978 decken. Klare Sache irgendwie, aber doch ein wenig ernüchternd.

Frank Ipach, 09.05.2009

 

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