Patty Griffin

1000 Kisses

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 09.10.2002
Jahr: 2002

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Patty Griffin
1000 Kisses, Sanctuary Records / Zomba, 2002
Patty Griffin Vocals, Guitar, Resonator Guitar, Finger Cymbals
John Deaderick Piano
Luis A. Guerra Acoustic Bass
Emmylou Harris Harmony Vocals
David Jacques Bass
Doug Lancio Electric Guitar, 12-String Guitar, Mandolin
Kami Lyle Trumpet
Michael Ramos Accordion
Giles Reaves Bells, Djembe, Drums, Hi Hat, Tom-Tom, Vibraphone
Produziert von: Patty Griffin, Doug Lancio & Michael Ramos Länge: 39 Min 40 Sek Medium: CD
1. Rain6. Long Ride Home
2. Chief7. Nobody's Crying
3. Stolen Car8. Tomorrow Night
4. Making Pies9. Mil Besos
5. Be Careful10. Reprise

"You have a gift. You know what you need to do, now go out and do it".
Dies sind die Worte die Patty Griffins Gitarrenlehrer seiner Schülerin mit auf den Weg gab, nachdem er ihr Songwritertalent entdeckt hatte.

Befassen wir uns aber zunächst ein wenig mit Griffins musikalischer Geschichte, die hier in Deutschland kaum jemand kennen wird.
Patti selbst beschreibt sich als sehr schüchtern und insbesondere bezüglich ihrer musikalischen Qualitäten als ziemlich unsicher. So begann sie verhältnismäßig spät ihre professionelle Karriere zu entwickeln, denn jahrelang fühlte sie sich nicht reif genug, vor ein Publikum zu treten.
Als Teenager sammelte sie zwar Bühnenerfahrung in einer Coverband, doch das Feuer loderte scheinbar nicht heiß genug. Zwischenzeitlich heiratete sie, arbeitete jahrelang als Bedienung in einer Pizzeria, verlagerte ihre Freizeitaktivitäten mehr auf Sport denn auf Musik und so schritten die Jahre eher ereignislos voran. Letztendlich war's oben erwähnter Gitarrenlehrer John Curtis, der Mrs. Griffin in einer Weise protegierte, die ihr das nötige Selbstbewusstsein einhauchte.

Mittlerweilen fast 30 Jahre alt, begann sie um 1993/94 die Aufnahmen zu ihrem ersten offiziellem Demo-Tape, welches eines Tages bei A&M Records auf dem Tisch landete. Nach einigem Hin und Her, der Firma fehlten mal wieder die Single-Hits, entschlossen sich alle Beteiligten die ursprüngliche Demo-Version der Griffin-Songs zu veröffentlichen, nachdem die Voll-Produktion, immerhin von Malcolm Burn, nicht zu aller Zufriedenheit ausfiel. Die U.S.-Kritikerschaft lobte das erste Album "Living with ghosts" über den grünen Klee und einige namhafte Künstler, wie z.B. Emmylou Harris und Bette Midler, zollten dem Newcomer ihre Anerkennung.
Das zweite Werk "Flaming red" wurde dann 1998 in voller Bandbesetzung eingespielt und offerierte einige bisher unbekannte, meist rockigere Facetten unserer Künstlerin.

Beim dritten Album kam es leider wieder zu den üblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen der Künstlerin und den profitorientierten Bossen der Plattenfirma. Durch diverse Verkäufe und Umstrukturierungen innerhalb der Major-Company-Landschaft wurde nun "Interscope" zu Pattys Heimat. Doch die vermissten in Pattys Songs ebenfalls den potenziellen Single-Hit. Die Story kommt uns doch bekannt vor!
Griffins findiger Manager fand gottlob Mittel und Wege, Patty aus diesem ekeligen Firmendesaster herauszulancieren, ohne an dem angehäuften Schuldenberg zu ersticken.
Nun endlich war der Weg frei, ein Album nach eigenen Wünschen zu gestalten. Innerhalb weniger Tage produzierte sie gemeinsam mit ihrem Gitarristen Doug Lancio und einigen befreundeten Musikern ihr vorliegendes Werk "1000 Kisses" in Lancios Keller-Studio. So einfach ist das, wenn einem nicht ständig die Herren Labelchefs dazwischenquatschen.
Finanziert wurde die Scheibe hauptsächlich mit dem Geld aus den bislang reichlich geflossenen Tantiemen, derer Künstler die Pattys Songs für ihre eigenen CDs aufnahmen. Dixie Chicks, Emmylou Harris, Linda Ronstadt, Bette Midler und Mary Chapin-Carpenter sind wahrlich keine schlechten Adressen.

Eine neue Heimat wurde mit dem künstlerfreundlichen ATO-Label schnell gefunden. Firmen-Mitinhaber ist kein geringerer als Dave Matthews.
Befreit von jeglichem Druck spielt die versammelte Band bei "1000 Kisses" derart inspiriert, dass man den alten Chefs im Nachhinein noch eins um die Ohren hauen sollte (Verzeihung).

Knapp vierzig Minuten Wohlklang, gepaart mit fast ausschließlich akustischen Instrumenten wie Contrabass, Cello, Akkordeon, Vibraphon, Mandoline und natürlich diversen Gitarren, sorgen für eine intime und wirklich einnehmende Stimmung, die von Griffins vorzüglicher Stimme dominiert wird.

Die Singer-Songwriter-Attitüde kommt in Songs wie Rain, Makin' pies oder auch Long ride home besonders prominent zur Geltung.
Das Bruce Springsteen-Cover Stolen car wirft ein gänzlich anderes Licht auf diesen fast vergessenen Titel von 1980. Hier taucht dann auch mal eine flächige E-Gitarre auf, die mit ihren Feedback-Kaskaden die verzweifelte Stimmung des Textes unterstreicht.
Doch auch die anderen Stücke wie Chief, welches in einem beschwingten Country-Blues-Gewand daherkommt und die Geschichte eines leicht sonderbaren Kriegsveteranen erzählt, sorgen für erfreuliche Abwechslung.

Einen Blues-Standard von 1958 (Tomorrow night) nimmt Patty zum Anlass, ihre Stimme in einem, ja fast zärtlichen Timbre erklingen zu lassen. Stell dir einfach vor, DU bist der Mann den sie dort anfleht und der Song zeigt so seine enorme Wirkung. Das gestopfte Trompetensolo hier, legt sich wie eine warme Decke um deine Seele.

Eine weitere Cover-Version und strenggenommen ein wenig aus dem Rahmen fallend, ist das spanisch gesungene Mil Besos (Tausend Küsse). Voll orchestriert, sagen wir mal im "Buena Vista Social Club"- Style, steht es im absoluten Gegensatz zum bisherigen Verlauf des Albums. Doch da wir alle genügend flexibel sind, wissen wir die Schönheit dieses Liedes zu schätzen und honorieren das zauberhafte Arrangement und die wirklich sexy Gesangsdarbietung von Mrs. Griffin. Man könnte sich glatt mit seiner Partnerin auf der Tanzfläche verlieren. Das klingt authentisch und besitzt wahrlich Stil.

Frank Ipach, 09.10.2002

 

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