Patti Smith

Banga

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 06.06.2012
Jahr: 2012
Stil: Melancholic Folk Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Patti Smith
Banga, Sony Music, 2012
Patti SmithVocals
Lenny KayeElectric and Acoustic Guitars
Jay Dee DaughertyDrums
Tony ShanahanBass, Keyboards
Produziert von: Patti Smith, Tony Shanahan, Lenny Kaye, Jay Dee Daugherty Länge: 58 Min 43 Sek Medium: CD
01. Amerigo07. Mosaic
02. April Fool08. Tarkovsky (The Second Stop Is Jupiter)
03. Fuji-San09. Nine
04. This Is The Girl10. Seneca
05. Banga11. Constantine's Dream
06. Maria12. After The Goldrush

Hätte man vor Jahren nicht gedacht, dass Patti Smith anno 2012 noch so aktiv wäre. Zeitweise hat sie auch gar nicht so gut ausgesehen, aber in den letzten Jahren ist sie doch fast so eine Art "Grande Dame" der Alternative Rock Music geworden. Patti Smith Establishment? Tja, wer hätt's gedacht. Ganz so einfach ist es nicht, aber ihre Anhänger sind jedenfalls froh, dass mit "Bunga" nun das erste neue Material seit dem 2004er Album "Trampin'" vorliegt.
Bemerkenswert ist schon, dass ein Großteil dieser Songs auf einer Art "Kreuzfahrt" entstand und das ausgerechnet auf jenem Unglücksschiff, welches sein Kapitän im letzten Jahr an die italienische Westküste knallte und das seitdem mit Schlagseite im Mittelmeer vor sich hindümpelt. Die Bergung gestaltet sich nach wie vor schwierig.
Patti und ihr Gitarrist Lenny Kaye waren bereits 2009 mit diesem Schiff unterwegs und schrieben dabei Songs, die später in New York aufgenommen wurden.
Musikalisch bleibt sich Patti Smith natürlich treu, erinnert immer mal an Leute wie John Cale oder Nick Cave, was heißt, dass die Stimmung meist melancholisch bis düster ist.

Aber genau diese Stimmung kann wohl keine andere Künstlerin so in Worte und Töne fassen und dabei den Hörer nicht verschrecken sondern faszinieren. Das gelingt mit dem getragenen Opener Amerigo bereits vorzüglich. Mit einem kleinen BEATLES-Zitat versehen - und überhaupt sehr "britisch", ist dieses Lied Amerigo Vespucci gewidmet, nach dem Amerika letztlich benannt wurde. April Fool birgt mehr Drive und hat schon fast was von einem Ohrwurm. Leicht atmosphärisch und verführerisch und mit einem fast schon sphärischen Solo von Sohnemann Jackson Smith. Gefällt mir gut und läuft sicher auch im Auto bestens.
Fuji-San klingt anfangs wie ein Gebet, eine Anrufung, und so etwas in der Art ist es, auch wenn es dann gezügelt rockig vorangeht. Gewidmet ist der Song den Menschen in Japan, die unter dem Erdbeben im letzten Jahre zu leiden hatten/haben. Erinnert mich auch ein klein wenig an Tanita Tikaram.
Zu den bewegendsten Songs auf diesem Album - und der "song I wish I never had to write" (Patti Smith im Booklet) - ist This Is The Girl, das die Sängerin über den Tod von Amy Winehouse geschrieben hat. Eines Kloßes im Hals kann man sich hier nicht erwehren.

Im Titelsong kommt die "alte Patti" durch: rau, bedrohlich, bellende Hunde im Hintergrund, vibrierend-hypnotische Musik, die den Hörer in ihren Strudel zieht.
Die Akkorde von Maria klingen zunächst etwas nach "With a little help from my friends", dann wird es aber sehr getragen, melancholisch, wie bei einem traurigen Abschied, aber irgendwie auch verzaubernd. Freude im eigentlichen Sinne kommt da natürlich nicht auf, und das war bei Frau Smith noch selten so, aber eine Wahnsinnsatmosphäre kann sie schon schaffen. Aufgerissen wird diese nur vom grellen Slide-Gitarrensolo, welches wiederum ihr Sohn Jackson spielt.
Das locker dahinrollende Mosaic könnte gut Verwendung in einem Road-Movie finden, allerdings würde der Regisseur wohl Tarantino oder Coen heißen. Ein paar fernöstliche Töne scheinen sich hier auch unterzumischen.
Nine hat Patti eigentlich als Geburtstagsgeschenk für Johnny Depp geschrieben und für ihn nur mit Gesang und Gitarre aufgenommen. Johnny Depp unterlegte die Aufnahme mit Drums und einer von ihm gespielten Gitarre und so kam der Song dann noch auf dieses Album. Vor meinem inneren Auge sehe ich Johnny in dem Film "Dead Man" auf dem Kanu treiben ...
Constantine's Dream entstand unter dem Eindruck des Besuches der Basilika des hl. Franziskus. Auch das melancholisch und getragen, überwiegend von Akustikgitarren und Stimme.
Als letztes Stück ist Neil Youngs After The Goldrush vertreten. Vielleicht wollte Patti doch einen etwas hoffnungsfroheren Song zum Abschluss? Sie hält sich recht nahe ans Original außer den Kinderstimmen, die am Schluss in den Gesang einsteigen und den Refrain "look at mother nature on the run, in the 21st century" mitsingen. "Banga" ist sicher kein Album, welches einen sofort aus dem Sessel reißt, aber wer Patti Smith und ihre Musik mag, der wird hier ein paar echte Perlen entdecken können.

Epi Schmidt, 04.06.2012

 

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