Pain Of Salvation Road Salt One, Inside Out, 2010 |
Daniel Gildenlöw | Gesang & Gitarre | |||
Johan Hallgren | Gitarre & Gesang | |||
Fredrik Hermansson | Keyboards & Gesang | |||
Leo Margarit | Schlagzeug & Gesang | |||
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01. No Way | 07. Darkness Of Mine | |||
02. She Likes To Hide | 08. Linoleum | |||
03. Sisters | 09. Curiosity | |||
04. Of Dust | 10. Where It Hurts | |||
05. Tell Me You Don't Know | 11. Road Salt | |||
06. Sleeping Under The Stars | 12. Innocence | |||
Die Schweden von PAIN OF SALVATION sind eine der letzten wirklich unberechenbaren Bands im Bereich des Progressive Rock. Daniel Gildenlöw und seine Band sind immer über eine Überraschung gut und diese Tradition setzen sie auch auf ihrem neuen Album “Road Salt One“ fort. So muss sich der Hörer beim ersten Durchgang auf eine faustdicke Überraschung einstellen, denn das, was er hier zu hören bekommt könnte man stellenweise am ehesten als Progressive Blues bezeichnen.
Nicht, dass mir eine solche Genrebezeichnung schon einmal untergekommen wäre, insofern ist es wirklich wieder etwas komplett Neues, was PAIN OF SALVATION hier bieten. Und das Überraschend-Schöne: wenn man sich darauf einlässt, dann ist das eine extrem spannende und bereichernde musikalische Erfahrung. Natürlich wird hier auch gerockt, aber nicht mehr so ausladend und heftig wie früher. Die brachialen Gitarrenriffs, die bislang im Wechsel mit den melodischen Parts ein Trademark des Band-Sounds waren, sucht man hier aber nun vergeblich.
Ein wenig erinnert “Road Salt One“ an das erste LED ZEPPELIN-Album mit seinen schweren Blues-Momenten (etwa bei She Likes To Hide). Auf der anderen Seite könnte es sich angesichts der stimmlichen Nähe auch um einen Solo-Ausflug von Chris Cornell (SOUNDGARDEN, Ex-AUDIOSLAVE) handeln (gerade bei No Way drängt sich diese Parallele geradezu auf). Zugleich versuchen sich PAIN OF SALVATION hier stellenweise an Klangkunst à la Tom Waits (Sleeping Under the Stars). Ein weiteres Highlight ist das fragile und melancholische Sisters, das auch zu den letzten Alben von MARILLION gepasst hätte.
Die Fans des puren Progressive Rock werden an “Road Salt One“ sicherlich schwer zu knabbern haben, denn hier machen es ihnen PAIN OF SALVATION schwer mit den schwermütigen und verkopften Songs. Aber dieses Album will erarbeitet werden. Der Hörer soll sich mit den Lieder auseinander setzen, sich in sie hineinfühlen, sie erkunden, erforschen und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Für den schnellen Konsum waren PAIN OF SALVATION ohnehin noch nie zu haben, aber auf “Road Salt One“ gehen sie noch einen Schritt weiter. Ob dieser Schritt auf eine weitere Ebene führt, oder aber den Absturz mit sich bringt, darüber entscheidet am ende die Toleranz der Fans.
Eines ist nach Road Salt One“ klar: Stillstand wird es bei PAIN OF SALVATION nicht geben. Vorhersehbar werden die Werke von Daniel Gildenlöw auch niemals sein. Aber spannend sind sie, sowie mutig und anspruchsvoll. Mutig alleine schon deshalb, weil PAIN OF SALVATION es wagen, auch ihre Fans mal musikalisch vor den Kopf zu stoßen und sie dazu aufrütteln, aus altbekannten Schemata und Denkbildern auszubrechen. Diese Musik ist nichts, was man „im vorbeigehen“ konsumieren kann. Nur wer die nötige Zeit, die Muße und die nötige Offenheit mitbringt, wird diese Musik für sich entdecken können – allen anderen bleibt der Zugang leider verwährt.