Overkill

Prong
Enforcer
Darkology

Aschaffenburg, Colos-Saal, 11.11.2014

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 14.11.2014
Stil: Thrash Metal

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Redakteur(e):

Marc Langels


Overkill, Prong, Enforcer, Darkology,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 11:11:2014

Am 11.11. übernehmen in den deutschen Städten für gewöhnlich die Närrinen und Narren bundesweit das Zepter und beherrschen das Straßenbild in ihren Verkleidungen. Nicht so aber an diesem 11. November in Aschaffenburg. Hier dominierten Frauen und Männer in schwarz gekleidet und überwiegend mit einem giftgrünen Namenszug auf ihren T-Shirts, Hoodies und Kutten die Szenerie. Sie alle pilgerten in den Colos-Saal, um eines der wohl interessantesten Packages des diesjährigen Konzert-Winters zu erleben. Die New Yorker Thrasher OVERKILL sind in Europa unterwegs, um ihr neuestes Studio-Werk “White Devil Armory“ zu promoten. Zur Unterstützung haben sie sich ihre New Yorker Kollegen PRONG eingeladen, die ihr ebenfalls noch recht neues Album “Ruining Lives“ live vorstellen. Und als ob das nicht schon überzeugend genug wäre, sind zudem noch die schwedischen True Metal-Hoffnungsträger ENFORCER und die Amerikaner DARKOLOGY auf den Tour-Tross aufgesprungen.

Die Türen des Colos-Saal öffnen sich an diesem Abend um 18:30 Uhr und das ist auch gut so, denn bereits zwanzig Minuten später – und damit zehn Minuten früher als auf den Karten angekündigt – starten DARKOLOGY bereits in ihren Set. Die vier Italiener bieten in den ihnen zur Verfügung stehenden etwas mehr als 20 Minuten einen traditionellen Metal, der unter dem ziemlich dumpfen Sound leidet. Dabei sind die Lieder mit Ausnahme des für diesen Sound etwas zu komplexen Shadows Of Oth ziemlich gut. Und das abschließende BLACK SABBATH-Cover The Mob Rules ist ja ohnehin ein Metal-Klassiker erster Güte, der die zu diesem Zeitpunkt noch recht spärlichen Zuschauer erstmals so richtig in Wallung bringt. Zudem haben DARKOLOGY mi Kelly Sundown Carpenter einen exzellenten Sänger, der immer wieder sein beeindruckendes Organ unter Beweis stellt.

Nach einer spektakulär kurzen Umbauphase von lediglich 15 Minuten entern nun ENFORCER die Bühne und legen von den ersten Tönen an los wie die Feuerwehr. Acht Songs haben die Schweden im Angebot, wobei einer ein Cover des VENOM-Klassikers Countess Bathory ist. Die zum Quartett geschrumpfte Gruppe lässt auf der Bühne die Metal-Atmosphäre vom Anfang der 1980er Jahre wieder aufleben und frönt ganz unprätentiös dem New Wave of Bristish Heavy Metal mit einer Energie, die trotz des weiterhin eher mauen Sound-Erlebnisses binnen kürzester Zeit auf das Publikum überspringt, das nun den Colos-Saal zu etwa zwei Dritteln füllt. ENFORCER kommen gut an und heizen die Stimmung in der Halle weiter an. Das führt dann zu ersten Bangern und der ein oder andere scheint das Material der Band auch zu kennen, denn einige der Anwesenden singen zumindest die Refrains fleißig mit. Die 30 Minuten ihrer Spielzeit vergehen nahezu wie im Flug – auch wenn die Stücke vielleicht etwas abwechslungsreicher sein könnten – und das Publikum ist am Ende des Sets ziemlich begeistert.

Wieder ist die Saal-Beleuchtung lediglich 15 Minuten an, bevor der Co-Headliner um 20:25 Uhr die Bühne betritt. PRONG haben mit “Runing Lives“ bewiesen, dass ihr mächtiger Groove Metal keine zeitlich begrenzte Erscheinung der anbrechenden 1990er Jahre war, als sie mit “Beg To Differ“, “Prove You Wrong“ und “Cleansing“ drei Klassiker des modernen Metal vorlegten. Und grooven können die Herren Tommy Victor (Gesang & Gitarre), Jason Christopher (Bass & Gesang) und Art Cruz (Schlagzeug) zeigen den anwesenden Fans, dass Klassiker wie For Dear Life, Beg To Differ, Lost And Found, Turnover, Whose Fist Is It Anyway? oder Snap Your Fingers, Snap Your Neck einfach zeitlos sind und jedes Publikum in Stimmung und Bewegung versetzen. Victor hat dabei offensichtlich eine Menge Spaß und zusammen mit Bassist Christopher heizt er der Menge ordentlich ein und fordert sie immer wieder dazu auf, zu springen, zu bangen und die Fäuste in die Luft zu reißen. Es bildet sich sogar der erste Circle-Pit im ja nicht gerade geräumigen Colos-Saal – was auch ein Zeichen dafür ist, wie gut PRONG hier ankommen.

Insgesamt knapp 75 Minuten lang zelebrieren PRONG ihre bereits 25 Jahre andauernde Karriere und spielen sich durch einen wahren Best-Of-Set, der kaum Wünsche offen lässt. Vielleicht hätte man sich noch die ein oder andere Zugabe – wie wenige Tage zuvor in Nürnberg –gewünscht, aber das lässt wohl der Zeitrahmen der Show nicht zu, denn ansonsten hätten OVERKILL keinen kompletten Auftritt mehr hinbekommen. Schließlich ist unter der Woche im mitten in der Altstadt gelegenen Colos-Saal eine Sperrzeit erreicht. Aber aus ihrer Zeit holen PRONG das Optimum raus und machen die Meute heiß für den Headliner, der auch nur rund 20 Minuten auf sich warten lässt.

OVERKILL steigen dann auch direkt mit dem Opener ihrer aktuellen CD in den Set ein: Armorist ist ein Fanal, ein deutlicher Wink, in welche Richtung es in den kommenden knapp 90 Minuten gehen wird. Thrash Metal, gewürzt mit ihrer ureigenen Prise Punk-Einfluss – zeichnet OVERKILL aus und die Band ist gekommen, um alles in Schutt und Asche zu legen. Weiter geht es mit abwechselnd mit Klassikern wie Overkill und Wrecking Crew, die das dazwischen geschobene Electric Rattlesnake perfekt einrahmen. Der Sound ist jetzt deutlich besser, mächtig druckvoll und beeindruckend laut. Trotzdem kann man sowohl die Gitarren, als auch D.D. Vernis Bass ebenso gut hören wie Bobby Ellsworths Stimme, die durch Mark und Bein geht. Der Mann, den man in der Metal-Szene nur als „Blitz“ kennt ist ein Frontmann par excellence. Nicht nur gesanglich ist er das Aushängeschild der Band sondern auch als Kommunikator und Sympathieträger.

90 Minuten Auftritt sind bei einer Band, die über einen solchen Back-Katalog verfügt, der gefüllt ist mit Schätzen in Song-Format natürlich viel zu kurz, um wirklich alles unterbringen zu können. Also machen OVERKILL aus der Not eine Tugend. Sie packen lediglich drei Stücke (neben Armorist noch Pig und Bitter Pill) des bärenstarken aktuellen Albums in eine Setlist, die gespickt ist mit Hits und Raritäten. So wird jeder bedient: die Old-School-Fans, die der Band schon seit vielen Jahren folgen. Diese stellen die Mehrheit der Zuschauer an diesem Abend. Aber es sind auch einige jüngere Gesichter im Publikum, die wohl kaum bereits Metal hörten, als OVERKILL in den 1980er Jahren mit Alben wie “Feel The Fire“, “Under The Influence“ oder “The Years Of Decay“ den Grundstein für ihre noch heute andauernde Karriere legten.

So bleibt die einzige Kritik, die man an dem Auftritt üben kann, dass eben zu viele der Band-eigenen Klassiker außen vor bleiben. Da hätte sich der Fan schon noch den ein oder anderen Track von “Influence“, “Decay“ oder auch von Alben wie “Horrorscope“, “I Hear Black“ oder auch neueren Datums wie “Killbox 13“ und “ReliXIV“ gewünscht, die in der Setliste allesamt unbeachtet blieben. Da wäre es vielleicht doch sinnvoller gewesen, auf DARKOLOGY zu verzichten und die dadurch eingesparte Zeit (inklusive Umbau immerhin knapp 45 Minuten) auf PRONG und insbesondere OVERKILL zu verteilen. Denn so bleibt der Eindruck, dass man eigentlich nur die Hälfte dessen gesehen hat, was man eigentlich bekommen wollte.

Doch wenn man nach den 90 Minuten und dem traditionell abschließenden SUBHUMANS-Cover Fuck You sich in der Menge umschaut, dann sieht man keine enttäuschten Gesichter. Sicher von der einen oder anderen Seite hört man Wortfetzen wie „Hätten sie nicht noch…?“ oder „Warum denn nicht…?“, aber nach Hause gehen sie alle mehr als zufrieden. Denn Musik und Show waren so perfekt, wie man sie von OVERKILL gewohnt ist. Und schließlich haben die Zuschauer von den vier Bands insgesamt rund 220 Minuten tolle Metal-Unterhaltung genießen können. Da kann man wirklich nur von „Kritik auf dem allerhöchsten Niveau“ sprechen. Denn das Konzert war natürlich komplett betrachtet über jeden Zweifel erhaben. Alle vier Bands haben Gas gegeben und die Zuschauer mehr als nur ordentlich gerockt. Und im Prinzip hatte man an diesem Abend sogar gleich zwei würdige Headliner – da strahlt das Herz des Metal-Fans.

An dieser Stelle noch einmal ein besonderer Dank an Matthias vom Colos-Saal für die freundliche Akkreditierung.

Marc Langels, 11:11:2014

 

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