Oberhausen, Turbinenhalle, 22.02.2006 | |
Also, wenn man der Vorband den Soundcheck kippt, ist das ja eigentlich ein gutes Zeichen. Zumindest für die Vorband. Warum? Ganz einfach, der Hauptact hat Angst, dass die Vorband ihm das Wasser abgräbt. Schlecht ist es allerdings für die Zuschauer, die in der Regel nur einen Soundbrei vorgesetzt bekommen.
Glücklicherweise ist zumindest letzteres bei DRAGONFORCE nicht der Fall, die können auch ohne Soundcheck.
Vorher enterten aber noch SABATON die Bühne, deren Soundcheck ich übrigens beiwohnen durfte, und begeisterten die zur Zeit cirka 500 Anwesenden mit ihrem straighten Metal. Gar nicht mal schlecht, was die Schweden da auf die Beine stellten, Primo Victoria sei nur als einer der Stampfer genannt die gespielt wurden und großen Anklang beim Publikum fanden. Durchgezockt wurde quasi das ganze Album, mit Achtungsapplaus konnten sie nach der Show die Bühne verlassen.
Nach kurzer Pause ging's dann los: Für mich das Highlight des Abends, 45 Minuten Gitarrensoli in 6 Songs. DRAGONFORCE zeigten allen was eine Harke ist. Noch schneller als auf dem Album spielte man sich durch My Spirit Will Go On und Fury Before The Storm, keine Pausen zu machen, wie mir Herman Li im Interview versprach, wurde allerdings nicht eingehalten, so 2-3 Sekunden zwischen den Songs waren schon drin. Auch wurde das Publikum begrüßt!
Ihre Bierflaschen an den Mikroständern angetapet und mit Strohhalm versehen, hauten mich die Jungs um, in der Halle gingen die ersten Reihen mit.
Fronthuster ZP Theart klang gut und hielt das von der Rhythmusabteilung vorgegebene Tempo gut mit und gar nicht "so als ob man die Gesangsspuren um einige Takte schneller abspielt", werter Kollege Schneider. Mit Dawn Over A New World gab es sogar eine Ballade!
Through The Fire And Flames und Storming The Burning Fields repräsentierten den neuen Longplayer "Inhuman Rampage", Valley Of The Damned vom Erstling beendete den Gig.
Was das Gitarrenduo Hermann Li/Sam Totman lieferte: Einfach unglaublich. Ständig in Bewegung, spielten sie lächelnd die schwierigsten Passagen runter und hatten einen Höllenspaß.
Absolut geile Performance.
Jetzt war ich gespannt auf EDGUY. Und auch die sollten mich nicht enttäuschen.
So gesehen, haben sie Ihren Vorbildern HELLOWEEN ja eh schon den Rang abgelaufen und auch showmäßig stecken sie die Kürbisse locker in die Tasche. Frontsau Tobi Sammet zeigte einmal mehr, dass er bei den besten gelernt hat: Haare raufen und Hüftschwung bei Paul Stanley, Spagatsprünge vom Drumriser bei Dave Lee Roth. Und wer hatte noch mal dieses Funkenmariechen-artige Beinhochreißen etabliert? [Die Kessler Zwillinge? Red.] Egal. Entertainer pur, immer unterwegs und gut bei Stimme. Sei es der Opener Catch Of The Century oder Tears Of A Mandrake. Klasse.
Die Jungs bewegten sich auf der Bühne, hatten Spaß an der Sache, Tobi riss das ein oder andere Späßchen und überhaupt. Nee, EDGUY sind live 'ne Macht.
Vom neuen Album gab's Sacrifice, Save Me, Fuckin' With Fire, Superheroes, Land Of The Miracle und schon erwähntes Catch Of The Century. Knapp die Hälfte der Songs also, klar, man will ja das neue Album promoten.
Showmäßig ging's sparsam zu, keine Pyros oder sowas, aber der große Drache war da und breitet ab und an seine Flügel aus [Martin Schneider ist NICHT groß! Red.]. Beim Drumsolo legte Drummer Felix Bohnke seine Darth Vader Maske an. Das war's auch schon mit den extravaganten Sachen (wenn man mal von Tobis Zebrajackett und Cowboyhut absieht).
Live präsentieren die EDGUYs die Songs des neuen Albums etwas härter als auf CD, ich bevorzuge allerdings die älteren Stücke wie Babylon oder den Zugabenteil, wo es dann die Gassenhauer Vain Glory Opera, Avantasia (goil!) und King Of Fools gab. Spot aus, Licht an. Das war's.
Geiler Abend, geile Bands. Die Halle hätte voller sein können, aber am Vorabend war man in Köln, das greift natürlich einige Gäste ab.
Mein Fazit: Ich will DRAGONFORCE als Headliner sehen, damit sie mich schwindelig spielen können!