Nils Lofgren
Nils Lofgren at Rockpalast, in-akustik, 2005 |
Nils Lofgren | Guitar, Vocals | |||
Bobby Marinquez | Guitar, Backing Vocals | |||
Tom Lofgren | Hammond B3, Fender Rhodes, Guitar, Backing Vocals | |||
Mike Zack | Drums | |||
Tommy Thomas | Piano, Backing Vocals | |||
Wornell Jones | Bass, Backing Vocals | |||
Scotty Ball | Bass | |||
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WDR Studio L, Köln, 1976: | ||||
1. Cry Tough | 6. Jailbait | |||
2. It's Not A Crime | 7. Like Rain | |||
3. Keith Don't Go | 8. Rock'n'Roll Crook | |||
4. Going Back | 9. Back It Up | |||
5. Share A Little | ||||
Grugahalle, Essen, 1979: | ||||
1. Keith Don't Go | 9. Going Back | |||
2. A Fool Like Me | 10. You're So Easy | |||
3. Beggar's Day | 11. I Came To Dance | |||
4. No Mercy | 12. Incidentally... It's Over | |||
5. It's Not A Crime | 13. Back It Up | |||
6. Like Rain | 14. Moon Tears | |||
7. Heart On Fire | 15. Soft Fun | |||
8. Cry Tough | ||||
Da wurde doch endlich mal eine vernünftige Entscheidung beim WDR gefällt und einige der Rockpalast-Klassiker auf
DVD mit remastertem Sound und bestmöglicher Bildqualität herausgebracht.
Die Aufnahmen auf diesen DVDs darf man getrost als legendär bezeichnen. Man muss sich das noch mal in Erinnerung
rufen: Das wurde europaweit ausgestrahlt und zu den Besuchern in den Hallen saßen unzählige vor den Fernsehern
und feierten mit! Mancher wird sich vielleicht gar bei einem der Kameraschwenks im Publikum wiedersehen.
Apropos Kamera. Größtenteils eine Wohltat, Konzerte verfolgen zu können, ohne das permanent hektisch hin und her
geblendet wird oder überzogene Nahaufnahmen und sonstige Kapriolen eher an einen Videoclip erinnern. Schön auch
wenn die Kamera vor den Zugaben den Musikern in die fast schon familiäre Atmosphäre hinter der Bühne folgt. Das
hin und wieder recht gestelzte Englisch der Moderatoren gehört halt einfach zum Rockpalast dazu und ist immer
mal für einen Schmunzler gut.
Den Machern der DVDs sei noch gesagt: Auch wenn die Booklets nicht sehr umfangreich sind (brauchen sie auch
nicht), sind sie unterhaltsam mit Anekdoten angereichert. Allerdings wäre es für den einen oder anderen
"Nicht-Insider" doch ganz nett, wenn die jeweiligen Bandbesetzungen aufgeführt wären. Es sind ja doch mehr
Musiker beteiligt als nur die Hauptdarsteller...
Ansonsten warten wir die Veröffentlichung von J. GEILS BAND, THE WHO, GRATEFUL DEAD, Dickey Betts & GREAT
SOUTHERN, u.s.w.
"Cry tough, throw that girl on the floor, help her up and watch her beg for more. Cry tough, pull down your soul, you
just need another shot of Rock'n'Roll."
Mit solchen oder ähnlichen simplen, aber effektvollen Zeilen verzauberte Nils Lofgren in den Siebzigern ein grosses
und hungriges Publikum. Mit der Empfehlung, als Neil Young Sidekick für Aufmerksamkeit gesorgt zu haben und einem
von Kritikern und Publikum gleichermassen honorierten Album-Output seiner ersten Profi-Band GRIN, erspielte sich
Lofgren zwischen 1970 und 1980 eine treue und loyale Gefolgschaft.
Schaut man nun auf die inzwischen fast dreissig Jahre alten Rockpalast-Aufzeichnungen aus dem legendären Studio L
des WDR, überkommt einen, wie üblich, ein wenig Wehmut. Man erinnert sich an seine eigene Jugend, findet sich selbst
im Wohnzimmer seiner Eltern wieder und denkt grinsend an die sonntäglichen halbstündigen Fernsehaufzeichnungen aus
dem Hause Rüchel und Wagner.
Nils Lofgren? Junge, wusste man in Deutschland 1976 etwas über Nils Lofgren? Ach, woher! Glücklich war man, aufgeregt
und stimuliert, einen neuen Gitarren-Heroen entdeckt zu haben. Ich weiss noch genau, wie sich mein Schulkollegen und
ich einigten, gleich beide der seinerzeit erhältlichen Soloalben Lofgrens zu ergattern. So sahen wir uns binnen
kürzester Zeit in die Lage versetzt, "Nils Lofgren" und "Cry Tough" zu besitzen und auszutauschen. Dem Rockpalast
sei Dank.
Doch bevor ich zu sentimental werde, konzentriere ich mich auf Fakten und versuche einen möglichst neutralen Blick
auf diese DVD zu werfen. Das Studio L ermöglichte den eingeladenen Künstlern in halbwegs intimer Atmosphäre, ohne
grossen Schnick-Schnack ihre Songs dem interessierten Studio- und Fernsehpublikum zu präsentieren. Der Sound, ja,
der Sound... der kommt in der Rückschau fast Proberaum-mässig daher. Ziemlich trocken und ungeschönt. Das hat schon
was... Lofgrens Gitarre hinterlässt den Eindruck, als sei sie in den Solopassagen ein wenig zu sehr in den
Hintergrund gedrängt. Ein kleiner Schubs am Mischpult-Regler hätte gut getan. Lofgrens Solo-Sound scheint ein wenig
zu quäkend, zu zirpend, zu wenig fett. Trotz Fender-Amp. Obwohl natürlich Lofgrens unverkennbarer Ton, sein
typischer Gitarrenstil, diese immer wieder mit Chorus-Effekt verklärten Linien, schon für ausreichend Anerkennung
sorgen.
Die versammelten Bandkollegen, allen voran der zweite Gitarrist Bobby Manriquez und der Drummer Mike Zack,
hinterlassen einen mehr als erfreulichen Eindruck. Manriquez, weil er kompetent und ohne Aufdringlichkeit die
Soloausflüge seines Dienstherren untermalt bzw. mit geschmackvollen Soli (insbesondere beim herrlich groovenden
Goin' back) ergänzt und der andere, Zack, weil er mit purem Enthusiasmus und wahrhaft körperbetontem Einsatz
sein solides Rock-Drumming aufwertet.
Tom Lofgren (Nils' älterer Bruder), an Saiten und Tasten, wie immer unauffällig, aber effektiv. Ein echter
Teamplayer. Der Bassmann, Scotty Ball, ruhig, stoisch, abgeklärt. Eine feine Combo. Auch nach fast dreissig Jahren
versprühen diese damals noch recht jungen Hunde ein ansteckendes Feuer und beindrucken durch Eifer und Spielwitz.
Etwas mehr als drei Jahre später kehrt die Band in etwas verändertem Line-up zurück in die Essener Grugahalle. Nils
Lofgren als Star, zumindest für den interessierten Rockhörer, und die Band mit reichlich Erfolgsalben im Rücken. "I
Came To Dance" und "Nils" erzielten gerade auch in Deutschland ansehnliche Verkaufszahlen. Das Programm, ein
kunterbunter Ritt durch alle vier Lofgren Soloalben, mit all den traditionellen Highlights wie Keith don't
go, It's not a crime, Cry tough und Back it up.
Das Publikum steht quasi von Beginn an auf Lofgrens Seite. Kein Wunder, denn die Combo zeigt sich in guter Form. Der
Sound scheint etwas ausgewogener als die 76-er Studio-L Variante. Lofgrens Stratocaster schneidet mit fetterem Ton
durch die Halle und des Protagonisten Selbstbewusstsein zeigt sich in waghalsigen bis affigen Sprüngen vom eigens
bereitgestellten Trampolin. Jau, das sorgte damals noch für Aufsehen. Unvergessen, der Salto am Endes des Gigs.
Selbst der mehrminütige Ausfall seiner Klampfe zu Beginn von Back it up bringt Nils nicht aus der Ruhe. Da
hatte er das Essener Publikum schon längst vollends auf seine Seite gezogen. Spätestens zu Lofgrens kurzer
Selbstdarstellung und Selbsteinschätzung beim offenherzigen I came to dance grölt die Halle lauthals den
entwaffnend simplen Refrain tausendfach gen Hallendach. Spass an der Freude als richtungsweisende Doktrin. "My
manager kept telling me, if you wanna be great, you better wise up and sing your song straight. I said listen here
fool in order to survive, I've gotta be my dirty self I won't play no jive.
Wunderbar. Eins steht fest, Nils Lofgren war, ist und bleibt ein Guter.
Ein wenig nachdenklich stimmt mich die Nachlässigkeit der Covergestalter, die das Intro von Back it up mit Listen to my heart betiteln, obwohl es sich natürlich hier um einen kurzen Auschnitt und eine Ehrehrbietung an Danny Whittens (CRAZY HORSE) I don't wanna talk about it handelt. Schwamm drüber. Dieses Lied ist einfach zu schön...
Region Code: 2
Dolby Digital: 5.1 und Stereo 2.0
Picture Format: PAL 4:3