Neil Diamond
The Very Best Of, Sony Music, 2012 |
Neil Diamond | Vocals, Guitar | |||
u.a. Dr. mit John, Joe Lala, Jesse Ed Davis, Richard Bennett, Jim Keltner, Garth Hudson u.v.m. | ||||
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01. Forever In Blue Jeans | 13. Song Sung Blue | |||
02. Beautiful Nigth | 14. You Don't Bring Me Flowers (Duet with Barbra Streisand) | |||
03. Love On The Rocks | 15. Hello Again | |||
04. Cherry, Cherry | 16. Red, Red Wine | |||
05. I Am... I Said | 17. If You Know What I Mean | |||
06. Sweet Caroline | 18. Brother Love's Travelling Salvation Show | |||
07. Cracklin' Rose | 19. Pretty Amazing Grace | |||
08. Play Me | 20. Kentucky Woman | |||
09. I'm A Believer | 21. Shilo | |||
10. Girl, You'll Be A Woman Soon | 22. America | |||
11. Holly Holy | 23. Hell Yeah | |||
12. Solitary Man | ||||
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Bei Albumtiteln wie "The Very Best Of" rolle ich eigentlich mit den Augen und ich stell das Zeug in den Grabbeltisch vor der Baumarktkasse zurück. Wenn ich es überhaupt in die Hände nehme. In diesem Fall interessiert es mich aber nun doch , denn zum einen hat Neil Diamond in den letzten Jahren sowohl mich als auch den Kollegen Ipach mit seinen "Spätwerken" angesprochen und dann gilt es für mich noch ein paar "Altlasten" aufzuarbeiten. Ich kann mich noch gut an die Albencover im Zimmer meiner älteren Brüder erinnern, die diesen Typ in Jeanshemden und meist mit einer großen, Akustikgitarre unter dem Arm zeigten und von dem eine gewisse Faszination ausging. In meiner Jugend - als ich mehr auf Hard'n'Heavy stand - waren meine Anläufe mit Diamonds Musik zum Scheitern verurteilt, aber die Bilder auf den LPs ließen mich doch nicht los. Auch wenn er da eigentlich selten Forever In Blue Jeans zu sehen war, ist das doch das Bild, das ich vor Augen habe. Oder das Plakat von "The Jazz Singer", oder das Cover von "Hot August Night". Immer irgendwie unerklärlich faszinierend. Auf fast jedem Bild schaut einem der Sänger direkt in die Augen und man weiß unwillkürlich, da ist Substanz dahinter.
Ob man nun jedes Album von ihm haben muss, sei dahingestellt, aber knapp zwei Dutzend seiner Songs gehen praktisch problemlos ins Ohr und in den letzten Jahren hab ich sogar manches Lied von ihm für mich auf der Akustikgitarre entdeckt.
Leute meines Alters, die in den 70ern aufgewachsen sind, haben Forever In Blue Jeans oder Beautiful Noise schon zahllose Male gehört - bewusst oder unbewusst - und inzwischen freu mich meist, wenn die mal irgendwo laufen. Nicht zuletzt deswegen, weil man sonst ja selten was Vernünftiges im Radio zu hören kriegt. Klar, sind diese Songs fast immer mit Streichern oder Bläsern oder sonst was aufgeblasen und mainstreamgerecht gemacht, aber sie haben immer einen guten Sound - gedankt sicher auch den unzähligen hochkarätigen Musikern, die hier beteiligt waren - und einen guten Drive, der einfach Spaß macht. Irgendwie hat es Neil Diamond geschafft, eine schier perfekte Mischung aus den Zutaten, Folk, Rock, Pop, Country, Gospel und R&B zu kreieren. Das erinnert nicht von ungefähr an Elvis, der ähnlich in seinem letzten Jahrzehnt agierte, nur dass Neil nicht so abgehoben ist und entsprechend heute noch Konzerte ausverkauft.
Im Booklet zu diesem Album schreibt er zu jedem Song seine ganz eigenen Erinnerungen. So erfährt man, dass er die Songs für das Album "The Jazz Singer" live vor der Kamera aufnahm, weil er einfach überaus schlecht im Singen zum Playback sei. Deswegen klingt Love On The Rocks so "live", so direkt als stünde der Sänger im Zimmer? Ich weiß nicht, aber wenige Sänger können so eine Atmosphäre schaffen. Tom Jones wäre so einer.
Ob den leicht psychedlischen Folk von Cherry, Cherry, den Country-Folk von I Am... I Said, die 60's Pop-Nummer Sweet Caroline, das melancholische, spanisch angehauchte Girl, You'll Be A Woman Soon, oder den munter perlenden Ohrwurm Cracklin' Rose, man kann sich schwer von diesen Songs trennen.
Natürlich finden sich hier auch die Originale von den Songs, die durch andere Musiker/Bands bekannt oder sogar zum Hit wurden. Ob I'm A Believer (THE MONKEES), Red, Red Wine (UB 40), Kentucky Woman (DEEP PURPLE) oder Solitary Man (Johnny Cash), es sind bereits in ihrer "Urform" geniale Songs.
Neben den gekonnt gemischten Zutaten, ist es doch meist der sonore Klang von Neil Diamonds Stimme und der satte Akustikgitarrensound, welches diese Aufnahmen ausmachen. Alles Weitere, peppt die Songs zwar auf, macht sie auch mal seichter, aber nichts kann ihre ursprüngliche Qualität zerstören und so werden diese Songs noch in Jahrzehnten gespielt und gehört werden. Von mir sicher noch öfter und als Nächstes besorg ich mir eine der Live-Aufnahmen von Neil Diamond, um auch diesem Phänomen auf die Schliche zu kommen. Immerhin hat der Mann 1992 in den ersten sechs Monaten mehr Tickets in den Vereinigten Staaten verkauft, als irgendwer sonst und spielt noch heute vor vollen Häusern!
Da sag ich doch abschließend und mittlerweile: "Neil, I'm a believer".