Myrath

Desert Call

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 08.02.2010
Jahr: 2010
Stil: Progressive Metal

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Redakteur(e):

Marc Langels


Myrath
Desert Call, Nightmare Records, 2010
Zaher ZorgatiGesang
Malek Ben ArbiaGitarre
Anis JouiniBass
Elves BouchoudaKeyboards & Gesang
Saif OuhibiSchlagzeug
Produziert von: Myrath Länge: 72 Min 50 Sek Medium: CD
01. Forever And A Day07. Ironic Destiny
02. Tempests Of Sorrow08. No Turning Back
03. Desert Call09. Empty World
04. Madness10. Shockwave
05. Silent Cries11. Hard Times (Bonus Track)
06. Memories

Das gute alte Wörterbuch beschreibt im Allgemeinen progressiv als so viel wie „stufenweise fortschreitend“. Dies kann in verschiedenen Bereichen auch andere Bedeutungen haben, aber in der für und interessanten Richtung, nämlich Musik, steht progressiv ebenfalls häufig für eine Fortentwicklung. Im speziellen Bereich Progressive Metal stellt das Progressive eine stilistische Synthese aus verschiedenen Musikrichtungen dar. Dies wären hier zum einen Heavy Metal, erweitert um Elemente, die es bereits im Progressive Rock und Psychedelic Rock gab.

In den letzten Jahren muss man leider einer recht großen Zahl an so genannten Progressive-Bands (dabei ist es egal ob -Rock oder -Metal) eine Abkehr von der eigentlichen und grundlegenden Bedeutung der Bezeichnung progressiv vorwerfen. Viele von ihnen übernehmen lediglich Einflüsse einzelner bereits erfolgreicher Bands und klingen dann entweder wie reine Klone oder aber sie vermischen die Stile mehrerer Gruppen und erreichen somit zumindest eine gewisse Eigenständigkeit im Sound, auch wenn sie dabei eigentlich kaum etwas zur Weiterentwicklung des Musikgenres an sich beitragen. Für viele reichen denn auch vertrackte Rhythmen, komplizierte Soli und epische Songstrukturen alleine schon aus, um die Musik als progressiv einzuordnen. Aber eine Weiterentwicklung im eigentlichen Sinne findet dabei so gut wie nie statt.

Der langen Vorrede kurzer Sinn: wenn man in der heutigen Zeit denn dann wirklich eine Band entdeckt, die dazu beiträgt, den Progressive Metal weiterzubringen und ihm neues Leben einzuhauchen, dann ist das rar und sollte entsprechend gewürdigt werden. Eine solche Band ist MYRATH.

Das hat zum einen direkt mit ihrer Herkunft zu tun. MYRATH stammen aus Tunesien und entstammen damit schon einmal einem Kulturkreis, der ein weitestgehend anderes Musikverständnis besitzt, was sich auch im Sound der Band niederschlägt. Auf der anderen Seite sind MYRATH, sicherlich auch aufgrund der globalen Vernetzung, aber auch nicht abgeschottet von den anderen Inspirationen der vernetzten Welt und lassen das ebenfalls in ihren Sound einfließen. Damit erhält die Musik von MYRATH einen eigenen Klang, der den Hörer von der ersten Note an fasziniert und in eine fremde – aber doch vertraute - musikalische Welt entführt.

Zunächst zum vertrauten. MYRATH beziehen sich in ihrer Musik auch auf uns bekannte und vertraute Bands wie etwa die übermächtigen DREAM THEATER oder aber FATES WARNING. Dies führt dazu, dass man die Lieder von “Desert Call“ anhören kann, ohne komplett überfordert zu werden. Denn auf der anderen Seite bereichern MYRATH ihren Sound um die Klänge, Melodien und Instrumente ihrer Heimat. Das mag im ersten Moment für unseren westlichen Ohren (die viel zu häufig mit wohlgefälligem aber inhalts- und seelenlosem Pop und Standard-Rock zugekleistert sind) manchmal merkwürdig klingen, aber wer sich auf diese Reise begibt wird dafür reich beschenkt.

Denn eines ist klar, nach dem Genuss von “Desert Call“ kann man nicht einfach so wieder zur Tagesordnung übergehen. Man muss sich mit dem Erlebten auseinandersetzen. Das mag den einen oder anderen Durchgang benötigen, aber umso mehr wird das Gehör sensibilisiert für das Fremdartige, das Interessante – so lange bis es nicht mehr fremd ist (interessant bleibt es aber weiter).

Sicher es gab schon Bands, die mit den arabesken Melodien gespielt haben, aber dort war es eher ein Intermezzo, ein kurzes Aufflackern dessen, was sein kann, wenn man die orientalische mit der westlichen Musik mischt. MYRATH führen dieses Experiment zu Ende und schaffen es dabei vollkommen ungezwungen zwischen Orient und Okzident (zumindest aus musikalischer Ebene) zu vermitteln. Das wirkt aber im Verlauf des Albums nie gekünstelt, aufgesetzt oder erzwungen, sondern stellt für die fünf Musiker ganz offensichtlich einen natürlichen Vorgang dar.

Die spieltechnischen Fähigkeiten von Malek Ben Arbia (Gitarre), Anis Jouini (Bass), Elves Bouchouda (Keyboards und Background-Gesang), Saif Ouhibi (Schlagzeug) und Sänger Zaher Zorgati müssen sich dabei zu keiner Zeit hinter denen ihrer Kollegen verstecken, und könnte auch problemlos bei den führenden Bands im Prog-Metal-Bereich mitspielen, egal ob DREAM THEATER, SYMPHONY X oder irgendeine andere Band.

Als Fazit bleibt nur festzuhalten, dass MYRATH eine wirkliche Bereicherung für die gesamte internationale Musikwelt sind. “Desert Call“ ist ein rundum gelungenes – ich möchte schon fast sagen perfektes - Album, das wirklich in jede ernstzunehmende Progressive-Metal-Sammlung gehört. Denn: wer Ohren hat, zum hören, der höre! So sei es.

Marc Langels, 08.02.2010

 

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