Dennis Hormes, Mülheim a. d. Ruhr, Sol-Kulturbar, 08.12.2016 |
Gitarrist, Sänger, Songschreiber, Saitenhexer, Magier, Artist, Endorser, Unternehmer. Dennis Hormes, ex-Gitarrenwunderkind aus Kempen könnte mit diesen Berufsbezeichnungen seinen kompletten Personalausweis zukleistern und damit reichlich Verwirrung stiften. Doch der Napoleon der Yamaha-Klampfen beschränkt sich am Donnerstagabend darauf, dem staunenden Publikum seine bewundernswerten musikalischen Fertigkeiten unaufdringlich und bescheiden zu präsentieren. In der ausverkauften Sol-Kulturbar in Mülheim a. d. Ruhr realisiert man während der ersten zwei, drei Songs ein kollektives Kinnladenrunterklappen, dann raunende Bewunderung und im Nachgang ein breit grinsendes Publikum, während der nicht unbedingt zur Rampensau geborene Hormes sich darauf verlegt, halsbrecherische Soli mit einer Selbstverständlickeit zu servieren, die selbst solche Kapazitäten wie Steve Lukather, Richie Kotzen und Paul Gilbert zu einer anerkennenden Daumen-Hoch-Geste animiert hätten. Dass sich ein unangenehmer grippaler Infekt in Hormes' Körper verirrt hat und das anstrengende Singen etwas beeinträchtigt, stört wahrscheinlich nur den Betroffenen selbst. Mit einem lobenswert gut ausgewogenen, klar differenzierten und kompakt druckvollen Saal-Sound manövriert sich der 35-jährige Niederrheiner mit Weltformat durch ein bluesrockiges Programm, das mächtig groovt und lässig und gekonnt zwischen Tradition und Moderne balanciert und - wie sollte es bei einem Trio anders sein - ausufernde Soli zum Motto des Tages proklamiert. Rasante Soli, die der nicht allzu viele Worte machende Hormes gerne auch mit einem Kopfnicken in Richtung Bass und Schlagzeug lenkt, wo gestandene Cracks wie der hünenhafte Claus Fischer (der im Frühjahr u.a. auch in der Larry Carlton Band den Bass zupfte) und der eher zierliche Trommelkünstler Benni Koch für spannende Momente sorgen und vorbehaltlos unterstreichen, dass sich in der Sol-Kulturbar selten einmal Musiker verirren, die unter gehobenem Meisterklasse-Niveau musizieren. Das Programm speist sich zum größten Teil aus Hormes' aktuellem Soloalbum "Six String Therapy", dessen zielführende und songorientierte Kompaktheit hier zugunsten einer lustvollen und zügellosen Show der instrumentalen Superlative geopfert wird, die dem größtenteils aus Musikern und Saitenfreaks bestehenden Publikum Rechnung trägt. Die beiden eingestreuten Jimi Hendrix Klassiker Freedom und Little Wing sorgen für einen wohltuenden Wiedererkennungswert und belegen, dass die heutigen Enkel des allseits verehrten Sechziger Jahre Gitarren-Gurus aus Seattle nun ihren eigenen Weg gefunden haben, glaubhaft und mit einer angemessenen Portion Ehrfurcht das reiche Erbe der Großväter nicht nur zu verwalten, sondern auch hingebungsvoll zu pflegen und weiterzuentwickeln. Letztlich wundert man sich dann auch gar nicht mehr darüber, dass ein Musiker wie Dennis Hormes so selbstverständlich mit Berufsbezeichnungen wie Gitarrist, Sänger, Songschreiber, Saitenhexer, Magier, Artist, Endorser, Unternehmer zu jonglieren weiß. |