Mott The Hoople

Live

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 12.08.2004
Jahr: 1980

Links:

Mott The Hoople Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


Mott The Hoople
Live - 30th Anniversary Edition, Sony Music/Columbia, 1974 (1980)
Ian Hunter Vocals, Rhythm Guitar
Overend Watts Bass, Vocals
Ariel Bender Guitar, Vocals
Morgan Fisher Piano, Vocals
Blue Weaver Organ ("Broadway")
Mick Bolton Organ ("Hammersmith")
Länge: 125 Min 08 Sek Medium: Do-CD
CD 1 - Broadway:
1. Intro - Jupiter from "The Planets"8. One Of The Boys
2. American Pie / The Golden Age Of Rock'n'Roll9. Hymn For The Dudes
3. Sucker10. Marionette
4. Roll Away The Stone / Sweet Jane11. Drivin' Sister / Crash Street Kids / Violence
5. Rest In Peace12. All The Young Dudes
6. All The Way From Memphis13. Walking With A Mountain
7. Born To Late
CD 2 - Hammersmith:
1. Intro - Jupiter from "The Planets"7. Roll Away The Stone
2. Drivin' Sister8. All The Young Dudes
3. Sucker9. Jerkin' Crocus / One Of The Boys / Rock'n'Roll Queen / Get Back
4. Sweet Jane10. Whole Lotta Shakin' Goin' On / Violence
5. Sweet Angeline11. Walking With A Mountain
6. Rose

Über solche Re-Issues hab ich mich ja schon oft geärgert. Etwa bei THE WHO - "Live At Leeds": Da hat man sich jahrelang an der LP erfreut, gut, nachdem die abgespielt war nahm man die CD-Ausgabe ganz zufrieden in Kauf. Paar Jahre darauf gibt's dann plötzlich die erweiterte und remasterte Version mit acht zusätzlichen Tracks. Auch noch vertretbar, aber kaum nennt man die sein eigen, taucht doch plötzlich das komplette Konzert auf!
Es gibt natürlich auch erfreulichere Beispiele und eins davon rotiert in meinem CD-Player: MOTT THE HOOPLE "Live"! Ähnlich wie bei "Live At Leeds", oder auch Eric Clapton's "Rainbow Concert", war die Originalveröffentlichung auf eine LP beschränkt und konnte somit nur Bruchteile dessen wiedergeben, was damals wirklich auf der Bühne abging. Das wurde dann für die CD-Erstausgabe natürlich übernommen und die glänzte ja auch nicht mit übertriebener Soundgüte.
Nun, zweite Chancen gibt es hin und wieder und mit der "30th Anniversary Edition" wird doch einiges von den früheren und ganz frühen Missständen behoben.
Im mehrfach aufklappbaren Digi-Pack, ausgestattet mit einem umfangreichen, unterhaltsamen und informativen Booklet, ist die Ausgabe schon optisch einladend. Brian May von QUEEN schrieb die einleitenden Worte und berichtet gleichzeitig über die damaligen Auftritte. Ja, die Band um Freddie Mercury spielte damals im Vorprogramm von MOTT THE HOOPLE (der einzigen Band, bei der QUEEN jemals als "Anheizer" auftraten!).
Äußerst erfreulich auch, dass die original Song-Reihenfolge wieder hergestellt wurde und so beginnt die "Broadway" CD mit einem ohrenbetäubenden Intro, dem ein paar vertraute Pianoakkorde folgen und Ian Hunter singt den ersten Part von American Pie. Bis zur Stelle "..the music died", um dem ein ironisches "or, did it?" anzufügen. Das Piano beginnt zu hämmern und "Bam", die Band steigt mit voller Gewalt in The Golden Age Of Rock'n'Roll ein. Wahnsinn wie das abgeht! Nicht nur im Glam-Rock Bereich gehörten MOTT THE HOOPLE damals zu den ganz großen Bands im Musikbusiness. Sie waren die erste Band überhaupt, die am Broadway (im "Uris Theatre") auftrat und das gleich mehrere Abende hintereinander.

Ian Hunter kräht sich wie gewohnt die Seele aus dem Hals, in einem Mix zwischen Bob Dylan, Ray Davies und Steve Harley, und immer so, dass man befürchtet, die Stimme wird kein weiteres Lied mehr vertragen. Den ausgestiegenen Mick Ralphs ersetzte hier ja schon Luther Grosvenor (ex SPOOKY TOOTH) an der Leadgitarre, allerdings unter dem Pseudonym Ariel Bender, und der fetzt des öfteren richtig gut ab.
Dem kommt der um etliches verbesserte Sound natürlich entgegen. Bis auf drei Songs, bei denen das nicht mehr möglich war, sind alle Stücke entweder remastert oder von den original Multitrack-Aufnahmen abgemischt worden.

Ja, es ging richtig gut zur Sache bei diesen Konzerten. Die Qualitäten eines genialen Songschreibers wie Ian Hunter liefern dafür reichlich Material und wenn nach Roll Away The Stone mal schnell Lou Reed's Sweet Jane eingebaut wird, legt die Band gleich noch ne Schippe drauf. Gefühlvolle Balladen hatte die Band in Form von z.B. Rest In Peace auch drauf, die beinhalten aber immer mal ein bisschen Glam-Bombast. Da haben QUEEN am Bühnenrand ganz schön gestaunt und sicher das ein oder andere abgeschaut.
Bei All The Way From Memphis lässt es die Band dafür wieder richtig krachen. Da muss ein Wahnsinnsstimmung im Uris Theatre geherrscht haben den die Power ist fast zu spüren.
Auch die als Zaungäste anwesenden LED ZEPPELIN waren beeindruckt, haben sich aber wie gewohnt furchtbar aufgeführt. So wollte John Bonham fast mit Gewalt Schlagzeug bei All The Young Dudes spielen, was ihm verwehrt blieb und auch Plant und Page sorgten für Ärger, so dass sich sogar ihr Manager Peter Grant (!) beim Abschied bei MOTT THE HOOPLE entschuldigte.
Den Aufnahmen hier ist nichts davon anzumerken. Bassist Overend Watts singt eine heftig rockende Version von Born Late 58, in der "Ariel Bender" wilde Slide-Gitarrensoli beisteuert (klingt z.T. sogar mal nach Mickey Moody) und die "Blaupause" für Can't Get Enough, One Of The Boys, ist Party-Stuff pur! Ariel/Luther kann sich hier richtig an seiner Gitarre austoben.

Ein charismatischer Sänger wie Ian Hunter lässt auch ruhigere Songs wie Hymn For The Dudes immer spannend und interessant klingen und seine Mitmusiker spielen auf hohem Niveau. Nicht zuletzt bei dem mitreißenden Marionette, mit seinen vielen Rhythmen und Wechseln von ruhig zu rockig. Da sind dann auch wohl wieder die "Marionetten" über der Bühne geschwebt. Das muss schon eine geile Mischung aus Rock'n'Roll und Show gewesen sein, die diese Truppe zelebrierte.
Wenn man bedenkt, dass ein Teil der Songs erst auf dem folgenden Album "The Hoople" in ihrer Studioversion veröffentlicht wurden, erstaunt es schon, wie perfekt die im Set integriert waren. Etwa Crash Street Kids im Medley mit Drivin' Sister und dem heftigen Violence.
Die Glam-Rock Hymne schlechthin, All The Young Dudes, hier gesungen von Stan Tippins, sorgte für hörbare Hochgefühle im Publikum und wenn Ariel Bender die Chuck Berry-Licks zum Einstieg von Walking With A Mountain spielt, besteht keine Chance mehr diesen Rock'n'Roll Dampfer aufzuhalten - das rockt gnadenlos!

Ähnlich lief es im Londoner "Hammersmith" ab. Wie damals noch üblich, spielte die Band zwei Auftritte an einem Tag. Die Aufnahmen stammen alle aus der zweiten Show und auch hier ist die Begeisterung von Band und Publikum zu hören. Ob im rockigen Drivin' Sister oder dem eher heavy-groovenden Sucker, immer geht es mit fast brachialer Gewalt zur Sache.
Sweet Jane wird hier komplett gespielt und von Ian Hunter mit dem Vermerk: "I hope you like our version" angekündigt. Keine Sorge, da kommt wohl keine andere Version drüber!
Auf heimischen Boden fallen die Ansagen und Dialoge mit dem Publikum etwas umfangreicher aus und sorgen für zusätzliche Stimmung. Eine Bemerkung wie "we weren't always superstars", zeigt, dass sich die Band ihres Status durchaus bewusst war.

Wie schon auf dem Original sind Sweet Angeline und Rose vertreten. Ersteres mit seinem effektvollen Dialog-Mittelteil und fulminanten Schluss, das zweite als einfühlsame Ballade startend und sich immer mehr aufschwingend zu einer fast bombastischen Nummer.
Roll Away The Stone kommt wieder absolut anmachend und natürlich mit seinen Scha-la-la-la Verweisen an die damals aktuelle Glam-Rock Zeit auch etwas lustig.
Leider gingen die Aufnahmen zu All The Way From Memphis und Hymn For The Dudes verloren, aber der Rest ist vollständig vorhanden. Das viertelstündige Medley, welches sich aus Jerkin' Crocus entwickelt, ist in diesem verbesserten Sound einsame Spitze!

Wenn sich MOTT THE HOOPLE durch eigene und fremde Klassiker fetzen wackelt jede Hütte. Das war wohl auch damals so (Aufruhr bei den Konzerten der Band war sowieso nichts neues und von vielen Orten waren sie schon "verbannt"), denn danach wollte die Leitung des "Hammersmith" die Band nicht weiter machen lassen. MOTT THE HOOPLE unterbanden das Schließen des Vorhanges indem sie das hauseigene Piano als Keil benutzten und rockten einfach ungezügelt weiter. In Walking With A Mountain steigert sich die Gruppe dermaßen rein, dass eine doppelt so lange Version wie die auf der ersten CD daraus wird. Gitarrist Ariel Bender schleudert mit Rock'n'Roll-Licks gerade so um sich und treibt die Band in eine gnadenlose Rock-Orgie. Die komplette Halle muss abgehoben haben!
Das passendste Schlusswort stammt wohl von Luther Grosvenor: "It's quite simple. Led Zeppelin came to Broadway to see THE greatest rock'n'roll band in the world at that time - MOTT THE HOOPLE!!"

Ach, eins vielleicht noch: Wann erscheint endlich DEEP PURPLEs "Made In Europe" als komplettes Konzert??

Epi Schmidt, 12.08.2004

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music