Motorpsycho The Tower, Stickman Records, 2017 |
Hans Magnus Ryan | Guitar, Vocals & Keyboards | |||
Bent Saether | Bass, vocals, Guitar & Keyboards | |||
Tomas Järmyr | Drums, Percussion & Vocals | |||
Gast | ||||
Alain Johannes | Vocals, Guitar & Flute | |||
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01. The Tower | 06. In Every Dream Home | |||
02. Bartok Of The Universe | 07. The Maypolet | |||
03. A.S.F.E. | 08. A Pacific Sonata | |||
04. Intrepid Explorer | 09. The Cuckoo | |||
05. Stardust | 10. Ship Of Fools | |||
Schon seit 1989 treiben MOTORPSYCHO aus Trondheim ihr kreatives Unwesen, dass sich so recht in keine Schublade stecken lässt. Ist es Prog? Hard Rock? Psychedelic Rock? Jazzrock? Stoner? Alternative Country? Metal? Von allem ein bisschen was, auf den mittlerweile über zwanzig Alben (die Zahlweise variiert, da es ja auch einige Kooperationen mit anderen Künstlern, Kompilationen und natürlich zahlreiche Nebenprojekte gibt) ganz unterschiedlich akzentuiert und in den Fokus gesetzt. Das letzte Studioalbum „Here Be Monsters“ verwirrte die sich selbst als „Psychonauten“ bezeichnende harte Fanbase der Norweger mit Anmutungen von Country und Softrock, während es ansonsten doch eher etwas härter zur Sache geht..
2016 musste dann auch der Weggang des langjährigen Drummers Kenneth Kapstad verkraftet werden, der immerhin seit 2007 den musikalischen Kosmos von MOTORPSYCHO mitbestimmte. Mit dem nun in Anlehnung an den Turmbau zu Babel entwickelten neuen Album „The Tower“ wurden die Zügel wieder straffer gezogen, manch einer spricht gar vom härtesten oder zumindest rockigsten Album von MOTORPSYCHO ever. Das würde ich nur bedingt unterschreiben, angesichts von „Heavy Metal Fruit“ oder „Trust Us“ schließlich kann man die Band für weite Phasen ihres Schaffens, so unterschiedlich die Schwerpunkte auch gesetzt wurden, mit Fug und Recht als „Power Trio“ bezeichnen.
Tatsache ist natürlich, dass Stücke wie The Tower oder A.S.F.E. mit ihren Gitarrenbrettern das Stonerherz höher schlagen lassen, neben gewaltigen Riffs geht es aber auch immer mal wieder ziemlich crimsonesk zu (Bartok Of The Universe) oder es gibt vom psychedelischen in Spacerock-Gefilde schwappende Jams (Intrepid Explorer). Wie man überhaupt MOTORPSYCHO eigentlich als perfekt geölte, gerne mal steinharte, aber im Prinzip nach allen Seiten offene Jam-Rock-Maschine bezeichnen könnte.
So gibt es denn auch nicht nur Druckvolles, sondern auch Folkiges (Stardust - eine Reminiszenz an Woodstock von MATTHEWS SOUTHERN COMFORT?), das bei der CROSBY, STILLS & NASH-Hommage The Maypolet aufgegriffen wird. Überhaupt ist die zweite CD dieses Doppelpacks (man mag es ja gerne etwas ausführlicher bei MOTORPSYCHO) nicht ganz so stürmisch ausgefallen, gibt es mit A Pacific Sonata psychedelischen Westcoast-Sound und zum Abschluss mit Ship Of Fools noch einen leicht apokalyptischen vierzehnminütigen Prog-Riemen.
Für manche pendeln die Trondheimer ja zwischen Genie und Wahnsinn, ich finde dass das Pendel doch deutlich stärker in Richtung Genie ausschlägt, insbesondere mal wieder bei diesem durchaus monumentalen Album. Und den Sympathiebonus bekommen MOTORPSYCHO aufgrund ihres jahrzehntelangen, unermüdlichen Schwimmens gegen den Strom sowieso. Ein wirklich würdiger Baustein in einem faszinierenden musikalischen Gesamtwerk. Und das über alle Sprachgrenzen hinweg