Trier, Messeparkhalle, 09.12.2006 | |
Seit 1975, seit nunmehr fast 32 Jahren steht der mittlerweile 60-jährige als Steuermann und Kapitän auf der Brücke der MS Motörhead und trotz allem, was da kam und kommt: Sei es Punk, sei es die NWoBHM, seien es Death-, Thrash, Speed- oder Power-Metal, Motörhead sind eine Macht und ziehen ihr Ding durch, ohne nach links oder nach rechts zu blicken. Gewaltig, brachial, schnell, laut.
Der Dreier um den stoischen Briten und seine Mitstreiter Phil Campbell (guit.) und Mikkey Dee (dr.) war angetreten, die Festen der ältesten deutschen Stadt, des vormals römischen Augusta Treverorum, zum Wanken zu bringen. Und tatsächlich: Trier bebte.
Wie ein Dolch im Fleisch des vorweihnachtlichen Pseudoharmoniewahns straften Motörhead all jene Lügen, die da im Vorfeld des Auftrittes etwas von altem Eisen oder gar von Anachronismus gefaselt hatten.
Ohne Vorwarnung wurden die knapp 5.000 Zuschauer in der ausverkauften Messeparkhalle gegen halb zehn Uhr am Abend des 9. Dezember 2006 mit der 100-Dezibel-Marke bekannt gemacht. Dr. Rock fungierte wie erwartet als furioser Opener.
Was folgte war ein bunter Strauß von bekannten und beliebten Motörclassics. Gekonnt wurde der Bogen über vier Dekaden musikalischen Schaffens gespannt. Selbst das weiland höchst umstrittene Album "Another Perfect Day" (1983) war mit einem Track vertreten (Dancing On Your Grave).
Neben Uralt-Gassenhausern wie z.B. Metropolis, Stay Clean und Overkill fanden auch die jüngsten Studio-Outputs "Inferno" (2004) und "Kiss Of Death" (2006) ihre Berücksichtigung (Killers, In The Name Of Tragedy, Whorehouse Blues, Be My Baby, One Night Stand, Sword Of Glory).
Überraschend, aber nicht minder wertvoll das THIN LIZZY-Cover Rosalie für den unvergessenen Phil Lynott.
Das Zugabendoppel Ace Of Spades/Overkill ließ den Abend zur Perfektion heranreifen. Was zuvor nur vermutet worden war, wurde jetzt vollumfänglich bestätigt: Man hatte mal wieder das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Großartig.
Nachtrag:
Die örtliche Zeitung, der Trierische Volksfreund, erklärte in seiner Ausgabe vom 11. Dezember 2006 zu dem Konzert nur folgendes:
(Zitat) "... und genau zwei Tage später lasst ihr zu, dass ein bourbongetränkter Engländer und seine zwei Spießgesellen ein alle Trommelfelle vergewaltigendes akustisches Inferno veranstalten, gegen das die Posaunen von Jericho wie ein Glöckchen klingen."
Damit ist eigentlich alles gesagt.