Mother Misery Standing Alone, Transubstans Records, 2011 |
John Hermansen | Gesang & Gitarre | |||
Thomas Piehl | Gitarre | |||
Stiff Hell | Bass | |||
Kimmy Lindbergh | Schlagzeug | |||
Gastmusiker | ||||
Malin My Wall | Cello, Geige & Bratsche | |||
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01. Dirty Little Secrets | 07. Inside The Hive | |||
02. In Monochrome | 08. Eyes Of The Moth | |||
03. Dying Heroes | 09. To Hell | |||
04. Standing Alone | 10. War Inside | |||
05. This Is What I Am | 11. State Of Grace | |||
06. Fade Away | ||||
Was tun die Schweden eigentlich in ihr Wasser, dass ein Land mit gerade mal 9,5 Millionen Einwohnern eine solche Anzahl an richtig guten Bands hervorbringt? Wenn man das nämlich mal auf Deutschland oder die USA umrechnen würde (von China oder Indien mal ganz zu schweigen), dann müssten wir uns eigentlich vor einer Flut geiler Bands kaum mehr retten können.
Stattdessen wartet Deutschland jedes Jahr darauf, dass ein abgehalfteter, alter Produzent, ein neues Pop-Sternchen zuerst medial durch die Mangel dreht, ihm einen Knebelvertrag aufzwingt und das arme Ding dann sofort wieder dadurch entwertet, dass er im Anschluss zum nächsten Casting-Irrsinn aufruft. Kein Wunder – und welch ein Glück – dass diese so bezeichneten Super-Stars dann auch sehr bald wieder von der Bildfläche verschwinden. Und neue Talente haben es in dieser Umgebung noch mal so schwer, sich zu entwickeln und eine echte Chance zu erhalten. Warum also jahrelang ein Instrument lernen, wenn man nur mit telegenem Aussehen und schlechter Pop-Musik was werden kann?
Aber egal, wenigstens auf die Skandinavier ist Verlass und die liefern zudem noch richtig gute Rock-Musik ab. Neuestes Beispiel sind MOTHER MISERY und ihr drittes Werk “Standing Alone“. Musikalisch bieten die Schweden modernen Heavy- bis Alternative-Rock mit leichten Stoner-Einflüssen. Aber ihre Trumpfkarte sind eingängige Melodien soweit das Ohr reicht. Insofern und vom Gesang erinnern MOTHER MISERY manches Mal an THE BEATSTEAKS und deren Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß. Dabei überzeugt im vorliegenden Fall besonders die erste Hälfte durch fast süchtig machende Gassenhauer der Marke Dirty Little Secrets, In Monochrome und Fade Away.
Heute kann man kaum mehr glauben, dass MOTHER MISERY einmal als Stonnerrock-Band ihre Karriere begannen, denn davon ist im heutigen Sound rein gar nichts mehr übrig geblieben. Aber schon das letzte Album “All Eyes On You“ hatte da die Abkehr eingeleitet, die nun mit “Standing Alone“ konsequent in Richtung Heavy Rock mit ganz leichten Alternative- und Space- Rock-Einflüssen weitergeführt wurde.
Kompositorisch machen die Jungs alles richtig, auch wenn die zweite Hälfte etwas weniger mitreißend ausfällt als der Auftakt. Wobei man die Betonung hier auf das Wörtchen „etwas“ legen muss. Weiterhin einschränkend muss man dabei die abschließende Akustik-Ballade State Of Grace erwähnen, die zu den absoluten Highlights des Albums gehört. Der Sound der Scheibe ist packend und glasklar ohne aber glattgebügelt zu sein. Es ist ja schließlich Rock, der hier geboten wird. Angesichts der Leistung auf “Standing Alone“ darf man gespannt sein, was die Zukunft für MOTHER MISERY noch bereit hält.