Mitch Ryder

Miltenberg, , 11.03.2012

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 17.03.2012
Stil: Blues, R&B

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Mitch Ryder,
Miltenberg, Beavers, 11.03.2012

Das "Beavers" in Miltenberg liegt eigentlich nicht weit entfernt von mir und in den letzten Jahren haben hier einige international bekannte und erfolgreiche Bands gespielt. Auch wenn deren Glanzzeiten meist schon ein paar Jahre waren, so waren da durchaus hoch geschätzte Musiker darunter. Ein paar Tage vor diesem Abend erst Reste der ANIMALS. Auch die BLUES BAND hat hier schon gespielt und TEN YEARS AFTER Bassist Leo Lyons war mit seinem HUNDRED SEVENTY SPLIT-Projekt ebenfalls schon in diesem Club.
Für mich musste es anscheinend Mitch Ryder sein, um mich doch endlich mal an den bayrischen Untermain zu ziehen. Es sind doch schon wieder ein paar Jahre, seit ich den Detroit-Shouter zuletzt gesehen habe. Ähnlich wie Mitch, wenige Stunden zuvor, wandle ich noch etwas durch den Club und staune über die Massen an Plakaten, Postern, LP-und CD-Covern, Titelbilder von Magazinen, Konzertkarten und sonstige Memorabilia. Ein wahres Museum wurde hier zusammengetragen und somit ist eine nahezu perfekte Atmosphäre geschaffen, um hier ein gutes Konzert zu erleben.

Bald nach acht Uhr betritt die Band - und um wen könnte sich seit Jahren anderes handeln als um ENGERLING - die Bühne. Mitchs Stammtruppe für den europäischen Boden bereitet wie üblich die Bühne und das Publikum vor. Es ist Meisterorganist Boddie Bodag, der hier den Teppich am stimmungsvollsten ausrollt, aber wenn Mitch Ryder - gemessenen Schrittes - die Bühne betritt und das Mikro ergreift, ist es schnell mit stimmungsvoll-beschaulich vorbei. Das Feuer brennt immer noch in diesem Mann und wenn die Bewegungen langsamer werden, die Stimme ist immer noch der Wahnsinn!
Mit Do You Feel Alright und Rock'n'Roll (übrigens auch eine tolle Version auf dem 2008er Live Album "Air Harmonie"!) kommt schnell Stimmung auf und Bewegung in die Beine der Anwesenden. Und die Augen leuchten, denn schon jetzt weiß jeder Anwesende, was für eine tolle Band da loslegt. Vordergründig macht hier Gisbert "Pitti" Piatkowski das Rennen, denn seine Soloeinlagen an der Gitarre sind schon jetzt beeindruckend., aber auf seine Art ist jeder der Beteiligten ein echter Künstler.
Und dazu noch richtig gute Songs! Vor Jahren produzierte John Mellencamp eines von Ryders Alben ("Never Kick A Sleeping Dog") und mit dem Resultat war - glaub ich - keiner der beiden Musiker so glücklich, aber heute Abend spielt die Band ein Lied daraus und noch nach Tagen geht mir mainstreamig-rockende (was sonst?) When You Were Mine nicht mehr aus dem Kopf.
Aus seinem neuesten Album folgt The Promise, welches sehr funkig und treibend rüberkommt, getoppt aber noch vom Allzeit-Klassiker It Must Be In Her Genes. Der Song reißt mich heute noch so mit, wie vor zehn Jahren Frankfurter Sinkkasten, als ich Mitch Ryder zum ersten Mal erlebte.

Auch War war damals schon im Programm und ist auch immer noch ein echter Bringer im Konzert. Es ist einfach die Leidenschaft und Energie, die Ryder immer noch in diese Songs pumpt. Und natürlich diese tolle, blind eingespielte Band, die ihn dabei unterstützt. Von Bodag kommt in dem Song wieder ein richtig tolles Orgelsolo, in welches er mühelos und so, dass man es mehr spürt, als hört, die amerikanische Nationalhymne kurz integriert.
Der Schalk sitzt dem Leadsänger im Nacken und wenn er ein "Lullaby", also ein Schlaflied", von seiner Oma ankündigt, dann kann man erwarten, dass jetzt noch einmal einen Gang höher geschaltet wird und erst recht gerockt wird. Das hochenergetische Tough Kid ist hierfür das Vehikel und die Musiker reihen sich zum Refrain am vordersten Bühnenrand auf. Das sorgt natürlich für steigende Stimmung und erst mit John Lennons In My Life (Mitch Ryder: "Einem der schönsten Liebeslieder, die je geschrieben wurden") wird es etwas ruhiger. Anscheinend wurde der Titel erst kurzfristig ins Programm genommen, denn - wie gesagt - Mitch Ryder war sehr angetan von der Einrichtung und den vielen Bildern und Erinnerungen an alte Bekannte.
Er erzählt dem Publikum, dass er durchaus als Blues-Sänger bekannt wäre und darin gar nicht mal schlecht wäre. Das unterstreicht er mehr als doppelt, mit Ain't Nobody White (Can Sing The Blues). Ein weiterer Hammer-Song aus dem Repertoire des Sängers.

Mir gefällt an diesem Abend einmal mehr Heiner Witte an der Lead-, Rhythm- und Slidegitarre (genial im zuletzt genannten Ain't Nobody White!) besonders. Ein toller Sound und ein eine beispielhafte Songbegleitung. Immer darauf bedacht, sich nicht zu sehr in den Vordergrund zu drängen, ist er trotzdem immer präsent und unterstützt oder fordert seine Mitspieler. Von Boddi Bodag hätte ich gern mehr an Orgel und Piano gehört, aber er verdient sich seinen Szenenapplaus u. a. mit Einsätzen auf der Blues-Harp. Auch das beeindruckend gut.
Die Rhythmussektion, Manne Pokrandt und Hannes Schulze an Bass und Schlagzeug, ist ebenfalls von besonderer Güte und pusht oder unterstreicht die Nummern immer nach Bedarf und punktgenau. Macht richtig Spaß sich von denen treiben zu lassen. Besondere Aufmerksamkeit bekommt natürlich Gisbert "Pitti" Piatkowski. Mir ist das zwar manchmal zu viel Fingerfertigkeit, aber auch ich kann mir ein gewisses Maß an Bewunderung nicht zurückhalten. Wie der über die Saiten, gleitet, Akkorde mit Fingerläufen wechselt, sie mit Fingern oder Plektrum anschlägt oder in Guitar-Hero-Manier "tappt" (mit den Fingern der rechten Hand nach dem Anschlag auf dem Griffbrett drückt) ist so gekonnt wie überragend gemacht. Das kriegt in dem Rahmen nicht so oft geboten.
Mitch Ryder bewegt sich langsam, nahezu bedächtig, aber wenn er am Mikro steht und seine Stimme erhebt, da wackeln die Gläser im Regal. Als ein Fan ihm nach dem Reggae von True Love zuprostet, hebt Mitch seine Wasserflasche fast entschuldigend: "Well, it's water.. If I would start drinking, this place would be a mess". Erinnerungen an seinen "legendären" Rockpalast-Auftritt kommen hier hoch.

Zu den besten, weil intensivsten, Momenten heute Abend gehört sicher das bluesige All The Fools It Sees (vom "You Deserve My Art" Album), der lockere Boogie Yeah, Your're Right und - natürlich - das erneut wahnsinnig intensive Heart Of Stone. Dazwischen noch der herrliche "Gitarren-Dialog" in Nice'n'Easy - klasse!
Dass Mitch Ryder am Ende zwei Mal zurück auf die Bühne kommen würde, hätte ich nicht zu hoffen gewagt - es sind letztlich gut 2 1/2 Stunden Programm! - und dazu mit Long Neck Goose eine Reminiszenz an seine glorreichen Taten der 60er, sowie mit Vodoo Chile (begeisternd hier erneut Gisbert Piatkowski) einen Gruß an Jimi Hendrix loswird ebenfalls nicht.
Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass Mitch Ryder ein Ausnahmeentertainer ist und für seine Musik kaum eine bessere "Begleitband" finden könnte. Das wird jeder Anwesende an diesem Abend unterschreiben und ich bin richtig froh, hier gewesen zu sein. Und vielleicht und hoffentlich bald wieder.

Epi Schmidt, 11.03.2012

 

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