Mike Zito Keep Coming Back, Ruf Records, 2015 |
Mike Zito | Vocals, Electric and Acoustic Guitar | |||
Jimmy Carpenter | Saxophones, Vocals | |||
Lewis Stephens | Piano, Organ, Wurlitzer, Rhodes | |||
Scot Sutherland | Bass Guitar | |||
Rob Lee | Drums | |||
Trina Shoemaker | Percussion | |||
Anders Osborne | Vocals and Guitar on I Was Drunk | |||
Suzie Simms, Riley Zito, David Farrell | Background Vocals | |||
| ||||
01. Keep Coming Back | 07. Girl From Liberty | |||
02. Chin Up | 08. Get Out Of Denver | |||
03. Get Busy Living | 09. Nothin' But The Truth | |||
04. Early In The Morning | 10. Cross The Border | |||
05. I Was Drunk | 11. What's On Your Mind | |||
06. Lonely Heart | 12. Bootleg | |||
Wie im Interview Ende 2014 angekündigt, lieferte Mike Zito Ende letzten Jahres sein neues Album für Ruf Records ab. Ebenfalls wie in der Ankündigung, hat nicht er selbst produziert, sondern Trina Shoemaker. Da gehen jetzt nicht bei jedem sofort sämtliche Lichter an, aber wenn man mal auf der Homepage schaut, und an welchen Produktionen sie beteiligt war, dann nickt das Köpfchen schon recht häufig voll Anerkennung. Von Sheryl Crow über QUEENS OF THE STONE AGE, BLUES TRAVELLER, bis Emmylou Harris gehen da die Credits.
Also schon einmal ein Grund, warum dieses Album richtig gut klingt. Ein weiterer ist sicher, dass Mike Zito mit seiner eingespielten Tourband THE WHEEL gewirkt hat, die wir allerdings bereits von "Songs From The Road" und dem Vorgänger-Studioalbum “Greyhound” kennen. Und entsprechend feurig geht's mit dem Titelsong auch gleich los. Direkt hoch geschalten, in den vierten Gang, kommt man sich fast vor, wie bei George Thorogood und seinen DESTROYERS. Das liegt an dem Druck, den die Band entwickelt, an der Slide-Gitarre und an dem Saxofon. Letzteres war auf “Greyhound“ noch nicht vertreten, erweist sich jedoch als echter Gewinn in Zitos Musik.
Auch Chin Up schiebt ordentlich. Eher im Midtempo, aber mit etlichen Rock’n’Roll-Licks, das Sax hier mehr im Background, aber das Schlagzeug stampft dazu einen Dschungel-Beat und Lewis Stephens und hämmert ein Jerry Lee Lewis-Gedächtnis-Piano.
Da braucht's einen “Verschnaufer“ und da muss ich mal auf die Worte von Anders Osborne in den Liner-Notes verweisen: “I Love Mike Zito! He’s got that rare kinda voice that resonates in your soul”. Und genau so ist es! Da sprechen Erfahrung, Erlebtes, Schmerz, Entzug, auch Glück, aus dieser Stimme und nur vom Leben gezeichnete, wie Mike Zito, können so etwas in solch herrliche, soulige, raue Balladen reinlegen.
Der lehnt sich auch mal entspannt zurück und lässt eine Country-Nummer, wie Early In The Morning dahinplätschern, ohne dass die Musik dabei seicht wird. Zu geschmackvoll weiß Zito seine Musik zu inszenieren und zu instrumentieren. Könnte man stundenlang dazu vor sich hinwippen.
Eben genannter Anders Osborne ist bei I Was Drunk als Sänger und Gitarrist mit an Bord. Die beiden Künstler lassen es ruhig angehen. Der Rausch ist vorbei, aber der Kater wirkt nach und da kommen schon ein paar bittersüße Erinnerungen hoch. Wunderschön-herbes Country-Duett.
Mehr groovy, Richtung Teilzeit-Heimat Louisiana, wird es bei Lonely Heart und mein fühlt die Hitze der Sümpfe nahezu. Erinnert mich Sänger wie Eric Lindell. Wunderschönes Saxofon hier wieder.
Roots-rockiger kommt Girl From Liberty daher. Das wird für muskelkatergeplagte Tanzbeine nach den Konzerten sorgen, den die Nummer geht in Ohr und Beine gleichermaßen. Hat was von Mellencamp - gerade auch vom Gesang her – und darf direkt als Anspieltipp hier ausgerufen werden.
Beim nächsten Song braucht’s keine Vergleichsperson, denn die stammt direkt aus der Schatzkiste von Bob Seger. Get Out Out Of Denver rockt nicht ganz so atemlos, wie beim Detroit-Shouter, aber eine geile Nummer ist und bleibt’s und man darf erwarten, dass live hier noch ein paar km/h zugelegt werden. Bester Party-Stoff!
Ein weiteres Highlight ist Nothin‘ But The Truth. Da geht’s wieder tief hinein, in einen Swamp-Groove, der aber auch gut in Schwung kommt und zum Tanzen einlädt. Also, das ist schon hervorragend ausgewogen, was Mike Zito hier zelebriert. Background-Sängerinnen bestens “eingepasst“, Instrumente, wie Saxofon und Piano, genau richtig integriert, und als Grundlage Songs, wie sie die genannten Kollegen auch nur selten besser hingekriegt haben. Und wenn wir von Kollegen sprechen, muss noch John Fogerty genannt werden, dessen Bootleg (vom CCR-Album “Bayou Country”) Mike hier zum Schluss in einer tollen, rauen Version covert. Stimmlich klasse und eine perfekte Mischung aus Zitaten vom Original und zeitgemäßem Roots-Rock.
Schlechte Alben erwartet keiner von Mike Zito, aber mit “Keep Coming Back“ hat er sicher ein neues Glanzlicht in seiner Karriere gesetzt.