Micke Bjorklof & Blue Strip
Ain't Bad Yet, Hokahey! Records, 2015
Micke BjorklofVocals, Harmonica, Electric Guitar
Lefty LeppänenElectric and Slide Guitar, Background Vocals
Teemu VuorelaDrums
Seppo NuolikoskiBass, Background Vocals
Timo Roiko-JokelaPercussion, MalletKat
Additional Musicians:
Lena Lindroos, Veera RailioBackground Vocals
Tim LewisHammond Organ, Rhodes
John PorterElectric Guitar on Today
Produziert von: John Porter Länge: 41 Min 01 Sek Medium: CD
01. Last Train To Memphis07. Rat Chase
02. Troublemaker08. Sweet Dream's A Sweet Dream
03. Rain In Jerusalem09. Today
04. Get Ya In Da Mood10. Blame It On The Bright Lights
05. Hold Your Fire Baby11. In Chains
06. It Ain't Bad Yet

Dass man nach Amerika hinüber muss, um einen authentischen und packenden Blues geboten zu bekommen, das ist längst nicht mehr der Fall. In good ol‘ Europe wird man da durchaus fündig und gerade in Skandinavien gibt’s einige verdammt gute Bands.
In Finnland leben ja angeblich mit die glücklichsten Menschen. Das soll an den Wäldern, den Seen, der entspannten Lebensweise und an manch anderen Dingen liegen. Ich sag‘ mal, wenn man eine Band wie MICKE BJORKLOF & BLUE STRIP in seinen Gefilden hat, kann das nur zum Wohlbefinden beitragen. Das haben wir auf dem Album ”After The Flood” zu hören bekommen und das setzt sich auf dem 2015er Album “Ain’t Bad Yet” fort. Nein, das ist wahrlich noch nicht schlecht, sondern eher noch besser.

Da wird gleich mit dem Last Train To Memphis ordentlich Fahrt aufgenommen. Micke ruft seine Boys zusammen, der Drummer schaufelt wie ein Berserker die Kohlen in den Kessel und die (Dobro-?) Slide raspelt uns den Delta Blues. Und das so gut, dass ich mich stellenweise an meinen Lieblings-Slider Sonny Landreth erinnert fühle. Ein Einstieg, der gleich richtig Lust auf Mehr macht. Und das liefert uns der Troublemaker. Der Zug ist gut in Fahrt gekommen und kann sich ein gemächlicheres Tempo genehmigen. Nichtsdestotrotz bleibt der “in-the-face“-Sound bestehen, der uns sehr direkt diesen Swamp-Blues serviert. Wundervoller Background-Gesang, tolle Slide und charismatischer Sänger – was braucht man mehr?
Ob man Rain In Jerusalem braucht, weiß ich nicht, aber ich kann an so einen Heavy-Blues durchaus Gefallen finden. Hier wird der Sound deutlich rauer, der Grundcharakter aggressiver, aber die Freude an dem Stil bleibt. Ja, man kann auch ohne dröhnenden Bass und Knüppel-Schlagzeug “heavy“ sein. Könnte Live ein richtiges “Brett“ sein.
Get Ya In Da Mood, ja, das glaube ich schon, dass einen die Band in Stimmung bringt. Gerade, wenn Micke, wie hier, zur Blues Harp greift und seine Truppe in eine obercoole Mit-Groove/-Schnipp/-Shake-Nummer führt. Das hätten die STONES bestimmt auch gerne auf ihr Blues-Album aufgenommen.

Auch wenn es etwas “sperriger“, wie in Hold Your Fire Baby, wird, weiß die Band das Level und die Stimmung weit oben zu halten. Dabei funktionieren die wirklich wie das sprichwörtliche Uhrwerk, ohne langweilig zu werden. Selbst im Titelsong, der leicht sphärisch dahin-vibriert, sorgen die Slide-Gitarre und die Stimme für die nötige Erdung.
Rat Chase ist eher was für die funky People, das Tempo und der Druck sorgen aber auf jeden Fall für Schweißtropfen auf der Stirn.
Sweet Dream’s A Sweet Dream geht mehr Richtung Modern-Blues. Hier gefällt besonders die Hammond im Hintergrund.. Sehr schön gemacht, zwischen stimmungsvoll und kernig.
Für Today greift Produzent John Porter auch mal zur E-Gitarre und jammt sich mit der Band durch eine Mischung aus purem Delta-Blues und Country-Road-Song. Kommt prächtig dürfte nicht nur in Finnland ein paar Hörer eine Spur glücklicher machen.
Was überhaupt für das komplette Album gilt, denn Ausfälle sind hier keine zu verzeichnen. Da wird, anhand von Blame It On The Bright Lights, kurz vor Schluss nochmal zünftige Kneipen-Stimmung verbreitet, bevor wir uns In Chains in alter Gospel-Tradition im Morgengrauen nach Hause schleppen. Um am folgenden Abend wieder bei dieser Blues-Party dabei zu sein, denn, soweit wir uns erinnern, war das doch wirklich nicht schlecht bisher.

Epi Schmidt, 23.03.2018

 

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