Micke Bjorklof & Blue Strip
After The Flood, Hokahey! Records, 2013
Micke BjorklofVocals, Harmonica, Rhythm Guitar
Lefty LeppänenElectric and Slide Guitar, National Steel Guitar, Background Vocals
Teemu VuorelaDrums
Seppo NuolikoskiBass, Backing Vocals
Timo Roiko-JokelaPercussion, MalletKAT
Additional Musicians:
Brian CooganHammond Organ, Piano, Wurlitzer
Michaela HarrisonBacking Vocals
Alexis MarceauxBacking 'Vocals
Produziert von: Mark Bingham Länge: 46 Min 15 Sek Medium: CD
01. House For The Blues07. Sometimes
02. Jack The Black Hat08. Gumbo Mama
03. Water From Your Shoe09. Jezebel
04. Woogie Or Die10. Rambliefied
05. Understanding11. After The Flood
06. King Alcohol12. Open Up Open

Dass man in Finnland den Blues kriegen kann, wissen wir längst. Für manchen mag das an den Preisen liegen, die man in den skandinavischen Ländern für Alkoholika bezahlen muss, aber Acts wie Erja Lyytinnen und aktuell Ina Forsman haben uns gezeigt, dass da musikalisch auch einiges geht.
Seit 1991 ist Micke Bjorklof mit seiner Band BLUE STRIP (kann man sicher und wohl nicht unbeabsichtigt auch als “Blues Trip“ lesen) in dieser Musikrichtung unterwegs und für das 2014er Album “After The Fire“ erfüllten sie sich den Wunsch, ein Album in New Orleans aufzunehmen. Produzent Mark Bingham (unter anderem für Tab Benoit tätig) musste nicht lange überredet werden, nachdem er sich die Band live angesehen hatte, war man sich schnell einig.

Na ja, die ersehnte Umgebung wird ihr Übriges getan haben, dass man hier recht beseelt – oder sollte man sagen “ bebluest“? – zu Werke ging. Das House Of The Blues erinnert mit seinen wieselflinken SRV-Läufen stark an den Texas-Blues, allerdings bremst Micke das an den entsprechenden Stellen aus und last hier eine Menge Louisiana-Swamp-Feeling einfließen. Rockt trotzdem prächtig und Mickes Mundharmonika gibt dem Teil nochmal ordentlich Feuer. Gerade bei den Unisono-Riffs mit Lefty Leppänens Gitarre.
Ja, der Swamp-Groove ist hier häufig gegenwärtig, und kommt gleich in dem drückend-heißen Jack The Black Hat fast greifbar aus den Boxen. Die Backgroundsängerinnen-Abteilung hat hier großen Anteil, an dem hypnotischen Flair. Vorsicht, dass da kein Alligator durchs Zimmer krabbelt, während Leppänen sein Wah-Wah-Solo jaulen lässt.
Dessen Slide-Gitarre leitet uns hinüber, in den lockeren Beat von Water From Your Shoe. Da schält sich ein kleiner Ohrwurm heraus und vor allem Mickes Gesang gefällt mir hier richtig gut. Spätestens beim Refrain, ist man beim Mittanzen bei dieser Southern-Soul-Nummer voll mit dabei.
Nicht nur der Boogie, nein, auch der Woogie will ordentlich zelebriert werden, und so stürzen sich die Finnen in eine weitere schwitzige Nummer, namens Woogie Or Die. Brodelt bedrohlich, aber der Boogie bringt die Party doch in Fahrt.

Understanding lebt in erster Linie von Leppänens Slide-Künsten, unter denen sich dieser jumpy Blues wunderbar windet. Erinnert ein bisschen an Sonny Landreth und das will schon was heißen.
Wie schon angemerkt, ist Alkohol in Finnland teuer, aber doch häufig präsent. Nicht gerade King Alcohol, doch die leicht umnebelte Szenerie im gleichnamigen Song spricht schon Bände. Ich muss hier irgendwie an die deutsche Band CLIFF BARNES AND THE FEAR OF WINNING denken.
Zu den Stücken, die in die Beine gehen, gehört auch das funkige Gumbo Mama, zu dem man wahrlich nicht lange stillsitzen kann. Ebenfalls funky, aber mehr im langsamen Groove zu Hause, mit leichtem Rap-Charakter beim Gesang, ist Jezebel. Eine weitere Nummer, die im Kopf hängen bleibt.
Blues-Freunden macht man mit dem akustischen Intro zu Ramblified schon wegen dem Old School-Style eine Freude und die ausdrucksstarke Stimme von Bjorklof zieht einen schnell in diesen Strudel mit hinein. Aus dem einen auch der Titelsong nicht entlässt. Geht wieder gut in Beine und Kopf. Erinnert mich ein bisschen an die LOS LONELY BOYS, mit seinen Tex-Mex-Anleihen.
Open Up Open lockt uns erneut ins Grenzgebiet und hat gleichzeitig so einen leichten Surf-Charakter, wie in den späten Sechzigern. Kommt auf jeden Fall ebenfalls gut, wie die ganze Scheibe. Also findet sich mit MICKE BJORKLOF & BLUE STRIP ein weiterer Grund, den (musikalischen) Kompass mal öfter nach Norden auszurichten. Wenn er das nicht sowieso schon tut.

Epi Schmidt, 13.02.2016

 

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