Michael Kiske

"In meiner Freizeit studiere ich Philosophie"

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 01.02.2009

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Redakteur(e):

Marc Langels


Michael Kiske
"In meiner Freizeit studiere ich Philosophie", Interview

Bekannt wurde der Sänger Michael Kiske durch seine frühen Werke mit HELLOWEEN (insbesondere den beiden "Keeper"-Alben), nach seinem Ausstieg wurde es jedoch ruhig um den sympathischen Frontmann, der nur hin und wieder Solo-Alben veröffentlichte, oder aber mit Projekten wie AVANTASIA, REVOLUTION RENAISSANCE oder PLACE VENDOME in Erscheinung trat. Nun erscheint in Kürze das neueste Werk von PLACE VENDOME und wir hatten Gelegenheit, Kiske ein paar Fragen zustellen.

Worin unterscheidet sich STREETS OF FIRE von dem Debüt?

Für mich persönlich ist es deutlich angenehmer zu hören, weil mehr AOR und etwas weniger aufgeblasen produziert. Obwohl ich jetzt nach einigen Interviews doch wieder merke, wie unterschiedlich die Menschen Musik hören. Die unterschiedlichsten Vergleiche kommen da; aber das ist ja irgendwo auch das Schöne an Musik, jeder erlebt etwas anderes.

Sind PLACE VENDOME nun schon eine feste Band oder eher ein Projekt, sprich sind auch mal Live-Aktivitäten geplant?

Für mich ist das nur ein sehr angenehmes Projekt; live habe ich da nichts geplant und dergleichen nur im Kopf mit meiner eigenen Musik und Band.

Du bist auch häufig bei anderen Projekten involviert (AVANTASIA oder REVOLUTION RENAISSANCE), wie kam es jeweils dazu?

Die jeweiligen Leute kontaktieren mich und fragen nach, ob ich Lust darauf hätte. Wenn's mir gefällt und ich die Leute mag, mache ich es in der Regel, denn mir tut das Ganze irgendwie gut, weil ich damit kurzfristig auch mal etwas aus meiner eigenen Welt herauskomme.

Du bist seit über 20 Jahren im Musikgeschäft dabei, hast Höhen und Tiefen erlebt, was treibt Dich heute noch dazu an, weiterzumachen?

Die Musik, die künstlerische Herausforderung, solange die Seele lebt, ist da auch Musik bei einem Musiker. Außerdem kann ich gar nichts anderes.

Du hast Dich vor Jahren recht deutlich von der Metal-Szene distanziert, hat sich Deine Meinung seitdem gewandelt (eventuell weil Du eine Veränderung in der Szene beobachtet hast o.ä.)?

Die Metal-Szene als solche interessiert mich auch nach wie vor nicht mehr wirklich; ich suche grundsätzlich keine Gruppenzusammengehörigkeiten, habe ich noch nie. Ich bin nur etwas entspannter jetzt. Als ich jung war, war diese Szene auch noch viel cooler, freier, lebendiger. Nicht ganz so vom Satanismus durchseucht, meine ich zumindest. Sicher habe ich sie damals aber auch noch anders erlebt. Heute sehe ich, dass in der Szene viel zu viel moralisch total falsch läuft. Aber mit gutmütiger Rock- oder auch Hardrock Musik (sogar gelegentlich manchem Metal) habe ich keine größeren Probleme, solange es nicht zu hart ist oder gar brutal wird. Ich dachte eine Zeit lang zwar, dass meine innere Distanzierung von demjenigen innerhalb der Metal-Szene, was ideologisch einfach nicht geht und grundfalsch ist, bedeuten müsse, dass ich nun nur noch akustische Musik aufnehmen kann. Aber das ist Unsinn. Ich darf mich weder in die eine noch in die andere Richtung fremdbestimmen oder mir vorschreiben lassen, was ich darf oder was nicht. Innere Befreiung von dieser Szene bedeutet nämlich auch, dass ich mir von dem dort grassierenden extremistischen Denken (Schwarz/Weiß-Pro/Contra-entweder bist du für uns, und dann ist alles klasse, was sich Metal nennt, oder gegen uns, und dann darfst du nur noch akustische Liebesballaden aufnehmen usw.) keine Moral predigen lasse; wenn du verstehst was ich meine. Ich bin als Künstler ja kaum wirklich frei von dieser Szene, wenn ich ihre Dogmen von der anderen Seite kommend dann doch wieder anerkenne.

Lange Zeit sah es auch so aus, als ob das Wort HELLOWEEN für Dich ein Un-Wort sei, nun hast Du letztes Jahr eine CD mit umarrangierten Stücken aus der HELLOWEEN-Zeit veröffentlicht. Wieso?

Nie war HELLOWEEN ein Unwort für mich! Wie die Leute immer auf so was kommen! Es sind halt viele Enttäuschungen damit verbunden und ich möchte auch nach 16 Jahren (nicht mehr Mitglied in dieser Band), nicht immer bloß über die Vergangenheit reden, vor allem nicht, wenn ich neue CDs promote. Die guten Jahre in HELLOWEEN möchte ich aber sicher nicht missen.

Hat sich dadurch, dass Du Dich noch einmal intensiv mit der Musik aus der damaligen Zeit beschäftigt hast, Deine Sicht oder Deine Haltung im Bezug auf HELLOWEEN geändert?

Wie gesagt, habe ich mit den guten Jahren in Helloween keine Probleme. Es waren vor allem persönliche Differenzen das Problem. Nur in Bezug auf meine eigenen Songs zu dieser Zeit hat "Past In Different Ways" etwas Licht für mich gebracht, denn man kann nun sehen, dass ich immer schon ich selber war, auch damals schon, nur diese meine eigenen Songs aus dieser Zeit habe ich mir auch wieder angeeignet, um sie noch einmal akustisch zu interpretieren. Aber weder bedeutet das eine ''Annährung'' an die Metal-Szene, noch an HELLOWEEN usw., sondern nur ein Wiederannehmen meiner Musik aus dieser Zeit.

Welche Musik/Bands hörst Du eigentlich privat?

Am meisten Klassik; dann gerne OASIS, U2, TRAVIS, KEANE, COLDPLAY, MARIA MENA, SARAH MCLACHLAN usw. Heute mag ich am liebstem Musik, die nicht meint, sich ungesund aufblasen zu müssen, um spannend zu sein. Für mich muss Musik nur wahrhaftig sein und mich emotional erreichen, dann ist sie gut. Und dazu muss sie weder hart, laut, schnell usw. sein; auch ist guter Gesang sicher nicht deshalb gut, weil er hoch ist usw. Dieser oberflächliche Kinderkram hat mit der Qualität von Musik gar nichts zu tun. Aber sei kann ebenso auch rockiger sein natürlich; was zählt, ist der Geist.

Da Du ja nicht mehr ständig in der Mühle Aufnahmen/Touren/Aufnahmen/Touren steckst, was machst Du, wenn Du Dich nicht mit Musik beschäftigt?

Dann studiere ich Philosophie, die (für mich) großen Denker der Welt, und anthroposophische Geisteswissenschaften.

Was würdest Du heute neu startenden Bands/Musikern raten, wenn sie sich im Bereich Hard-Rock/Metal etablieren wollen?

Wer sich innerhalb einer Szene-Schablone (künstlerisch begrenzen) etablieren will, der sollte nicht mich um Rat fragen, weil ich an durch Dogmen und geistige Begrenzung gegängelte Musik heute gar nicht mehr glaube kann; so etwas langweilt mich eher. Ansonsten sollte man als Musiker immer frei das machen, woran man glaubt, was ganz natürlich kommt. Darüber labern heute zwar alle, weil es sich so gut anhört, nur leben es die wenigsten konsequent, wenn es Widerstände gibt.

 

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