Melanie Dekker, Ulm, Café Einstein, 16.10.2009 |
![]() Ein komischer Laden für ein Konzert. Viel Glas und viel Neon locken ein schniekes Schicki-Micki-Publikum an und schaffen eine unterkühlte, sterile Atmosphäre. Die Bühne und das Platzangebot davor sind von kaum erwähnenswerter Dimension, aber da bis auf wenige Ausnahmen ohnehin alle an ihren Tischen bleiben und Melanie Dekker und ihre Mitmusiker eng zusammenrücken geht es halbwegs.
![]() Das ist ein geschickter Schachzug, denn in dieser Trio-Besetzung gelingt es doch gut einen recht dichten und voluminösen Sound zu erzeugen und nur die wenigsten dürften ein Schlagzeug wirklich vermisst haben. Besonders Stefan Rapp tritt einige Male aus dem Schatten von Melanie Dekker heraus und lässt mit traumhaft schönen, erdig-warmen Gitarrenpassagen aufhorchen.
![]() Auch die vorbereitete Setlist dient nur als grober Leitfaden für die Show. Die Abfolge der Songs wird nach Lust und Laune getauscht und es genauso passt es ins Bild, dass Melanie sich spontan entschließt auf eine sonst übliche Pause zu verzichten. Da hat sie dann zwar die Rechnung ohne ihre Mitmusiker gemacht, überbrückt die notwendige Zigaretten- und Pinkelpause von Stefan und David dann aber einfach solo mit drei Coversongs. Bob Marleys No woman no cry lockt das Publikum überraschend stark aus der Reserve. Mit Bette Davis eyes verbeugt sich Melanie Dekker vor Kim Carnes, einem ihrer großen Einflüsse und für Sweet home Alabama darf sich das Publikum bei 'the guy in the front row, wearing that cool SKYNYRD-Shirt' bedanken.
![]() Aber diese kleine Episode unterstreicht die Publikumsnähe und den Spaß mit der die Singer/Songwriterin den Abend bestreitet. Dazu kann man gegen die Songauswahl wenig einwenden. Ich hätte zwar gerne Sweet bitter gehört, aber die großartigen Versionen von Haven't even kissed U yet und Your heart beating, das einem nicht mehr aus dem Sinn will, lassen das verschmerzen. Ein starker Auftritt, der Lust auf mehr macht. Vielleicht beim nächsten Mal in einem etwas stimmungsvolleren Ambiente und mit einem etwas engagierteren Publikum. Besonderer Dank an Stefan Glogger. |