Titel |
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01. Von Angesicht zu Angesicht |
02. Brich nicht |
03. Wolkenkind |
04. Hellrot und blond |
05. Nimmst Du mich mit? |
06. Starkes Lachen |
07. Kein Happyend |
08. Mein Herz |
09. Glasbrechender Moment |
10. Staub |
Musiker | Instrument |
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Melancholu | Gesang, Flügel, Akustikgitarre, Melodica |
Rudi Gall | E-Gitarre, Synthesizer |
Martin Hötte | E-Gitarre |
OG Breuer | Schlagzeug |
Guido Bleckmann | Kontrabass, Fret & E.-Bass |
Sascha Kühn | Keyboards |
Bernd Winterschladen | Saxofon |
Wenn man Melancholu auf dem Cover ihrer neuen Platte "Wolkenkind" so lächeln sieht, ahnt man noch nicht wie sehr die junge Dame aus dem Schwabenländle ihrem Namen gerecht wird. So viel Melancholie und Nachdenklichkeit muss man erstmal wegstecken können. Möglicherweise werden echte Frohnaturen die Scheibe zu düster finden. Es fliegen hier so viele Wolken Richtung Horizont, dass die Sonne nur in wenigen Momenten durchschimmert. Doch wer seinen Hang zur Melancholie pflegt - und man glaubt ja kaum wie viele Menschen dieser Neigung frönen - wird in Melancholus Musik und Texten milden Trost und zarte Erlösung finden.
"Wolkenkind" ist keine einfache Platte. Weiß Gott keine, die man beim ersten Hören schon lieb gewonnen hat. Klingt auf Anhieb wie ein Album zu dem man zig verschiednene Teesorten ausprobieren kann und die Stirn in Falten legt.
Die Türen zu irgendwelchen Charts wird die junge Frau mit diesem doch eher sperrigen Kram niemals durchqueren können. Aber das ist letztlich völlig unbedeutend, denn der künstlerische, selbst verwirklichende Aspekt den Melancholu verfolgt, nötigt dem Hörer Respekt ab. Hier macht sich eine Songschreiberin gemeinsam mit ihren Musikern und ihrem federführenden Produzenten (das Duisburger Urgestein Rudi Gall) auf, ein eigenes musikalisches Umfeld zu kreieren, das sich über die schwarzen und weißen Tasten ihres Klaviers in die verborgenen Winkel von Melancholus Gedankenwelt hineinwagt.
Bei näherer Betrachtung wirken so manche Titel wie beispielsweise Hellrot und Blond sogar richtig geschmeidig und eingängig und so ein elastisch swingender Song wie Brich nicht, auf dem Guido Bleckmanns Bass besonders herausragt, bringen den nötigen Schwung in den ansonsten sehr ruhig dahin fließenden Liederzyklus, der sich gerne nur auf Melancholus zerbrechlichen Gesang und ihre Tastenarbeit kapriziert. So wird jeder, der sich mit diesem außergewöhnlichen Album ein wenig eingehender beschäftigt (und das sollte man tun) seine persönlichen Glanzstücke herausfiltern. Mein persönlicher Favorit, die im Walzertakt vor sich hin flanierende Gratwanderung Glasbrechender Moment, verfügt fast schon über Tom Waits'sche Qualitäten. "Wir halten den Atem an und schauen uns dieses Leben an. Ein Leben, das so viel verspricht und trotzdem voller Scherben ist."
Und wenn man am Ende des "Wolkenwind" Albums erneut auf das Cover schaut und Melancholus freundlich lächelndes Gesicht betrachtet, weiß man trotz aller Tränen und Sorgenfalten, dass man es hier mit einer starken Frau zu tun hat.