Matt Schofield Far As I Can See, Mascot Label Group, 2014 |
Matt Schofield | Gesang & Gitarre | |||
Jonny Henderson | Keyboards & Orgel | |||
Carl Standbridge | Bass | |||
Jordan John | Schlagzeug | |||
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01. From Far Away | 07. Hindsight | |||
02. Clean Break | 08. Everything | |||
03. Getaway | 09. Yellow Moon | |||
04. Breaking Up Somebodies Home | 10. Tell Me Some Lies | |||
05. The Day You Left | 11. Red Dragon | |||
06. Oakville Shuffle | ||||
Der britische Blues hat in den vergangenen Jahren eine ganze Riege hochklassiger junger Künstler hervorgebracht, die nahezu allesamt für internationale Furore gesorgt haben. In dieser Phalanx ist Matt Schofield mit Mitte 30 bereits der „elder statesman“. Das zeigen auch seine Meriten: so wurde er bereits von einigen Fachpublikationen als bester britischer Blues-Gitarrist gepriesen und das Mojo Magazine machte sein Album “Anything But Time“ zum Blues-Album des Jahres 2011. Diesem Ruf versucht er auch auf seinem fünften Studio-Solo-Album gerecht zu werden: “Far As I Can See“.
Dabei weist das neue Schofield-Werk zahlreiche Parallelen zu den jüngsten Alben des momentanen „King Of Blues“, Joe Bonamassa, auf. Da wäre zum einen die Produktion, die sehr warm, ausgewogen und gefällig ausgefallen ist, Das bedeutet aber auch wenig knackig oder gar bissig – auch in den Gitarren-Parts. Außerdem wäre da die hohe Kunst, richtig gute Lieder zu schreiben. Und zum anderen wäre da noch die vergleichbar hohe Qualität der Mit-Musiker. Auch wenn die Namen von Keyboarder Jonny Henderson, Bassist Carl Standbridge und Schlagzeuger Jordan John nicht denselben Klang haben, wie die der Protagonisten bei Bonamassa, so machen sie hier ihre Sache wahrlich mehr als exzellent. Wie die Rhythmussektion das im 7/8-Rhythmus gehaltene Stück Clean Break in ein echtes Groove-Monster verwandelt ist schon aller Ehren wert.
Wenn dann noch Schofield mit seinem singenden aber auch leicht schneidenden Stratocaster-Ton zum Solo ansetzt, dann hält man als Hörer schon manches Mal kurz die Luft an. Denn Schofield ist wahrlich ein begnadeter Saiten-Artist, was er hier in nahezu jedem Stück beweist. Die Soli sind häufig das so oft beschriebene i-Tüpfelchen auf dem jeweiligen Song. Dabei ist es unerheblich, ob schnell oder langsam, ob laut oder leise, Schofield schafft es, jeder Note Gewicht zu verleihen. Das beste Beispiel dafür ist wohl das abschließende und irgendwie wohl „ein bisschen“ von Jimi Hendrix beeinflusste Red Dragon. Ein wahr gewordener Traum für Gitarren-Fans in neuneinhalb Minuten.
Die Jazz-Einflüsse in Schofields Spiel, wie sie in der Vergangenheit immer mal wieder - zum Beispiel bei See Me Through von “Anything But Time“ - sehr offensichtlich zu Tage traten, finden sich hier nicht mehr so verstärkt sondern eher in moderaten Dosen. Stattdessen halten hier Soul (Breaking Up Somebodies Home), Funk (Hindsight mit herrlichen TOWER OF POWER- oder Maceo Parker-Bläsersätzen), Rock’n’Roll (Tell Me Some Lies) Hof und rücken bislang etwas weniger repräsentierte Seiten im Schofields Spiel in den Fokus. Aber er ist definitiv kein Ego-Zocker, vielmehr lässt er gerne auch mal Henderson an den Tasten den Vortritt beim solieren, zum Beispiel im Instrumental Oakville Shuffle.
In jeglicher Hinsicht ist Schofield auf “Far As I Can See“ ein echter Voll-Treffer gelungen. Die Stücke sind superb, die individuellen Leistungen exzellent, die Produktion hervorragend. Dieses Album könnte zum Maßstab dafür werden, wie moderner Blues klingen muss. Aber auf jeden Fall sollte es seinen Schöpfer endgültig in der obersten Liga der Blueser etablieren. “Far As I Can See“ ist wohl das beste Blues-Album seit einiger Zeit: abwechslungsreich, leidenschaftlich und mitreißend.