Howling Songs, Ici D'Ailleurs, 2008 | ||||
Matt Elliott | Vocals, Guitars | |||
Band & Orchestra | Miscellaneous Instruments | |||
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01. The Kübler-Ross Model | 06. I Name This Ship The Tragedy | |||
02. Something About Ghosts | 07. The Howling Song | |||
03. How Much In Blood | 08. Song For A Failed Relationship | |||
04. A Broken Flamenco | 09. Bomb The Stock Exchange | |||
05. Berlin & Bisenthal | ||||
Betrachtet man das Coverbild, sichtet die neun Songtitel und hört anschließend Matt Elliotts neuestes Album "Howling Songs" kann es einem schon fast gruselig werden. Das Abscheu erregende Tierchen auf dem Schädel dieses bleichen Jünglings mit den leeren Augen evoziert reichlich Assoziationen. Düster, verwirrend, gespenstisch, unheimlich, beklemmend, möglicherweise Stoff für eine vergessene Geschichte Franz Kafkas liefernd, entspricht diese verstörende Schwarzweiss-Zeichnung dem akustischen Stimmungsbild dieses dritten Teils der Elliott'schen Albumtrilogie, die vor Jahren mit dem Erstling "Drinking Songs" initiiert wurde und in "Failing Songs" seine Fortsetzung fand.
Um die erstaunliche musikalische Reise dieses interessanten Künstlers nachvollziehen zu können, sollte man wissen, dass Elliott in den Neunziger Jahren unter dem Moniker THIRD EYE FOUNDATION in der englischen Elektronik/Ambient/Drum'n'Bass Szene einige Wellen schlug, um sich nun mit dieser, zumindest für Hörer mit Mainstream verklebten Ohren, doch etwas kruden Mischung aus düster melancholischer Singer/Songwriter Theatralik und ambitionierter Zusammenführung unterschiedlichster europäischer Folk-Derivate weitestgehend von seinen Ursprüngen zu entfernen.
Elliott setzt seine Ideen einerseits recht spannend um, weil er eine ganz spezielle, dunkle Atmosphäre kreiert, fordert aber andererseits auch eine Menge Geduld und Nerven, weil es zeitweise schwerfällt, den unheimlichen Gedankengängen Elliotts zu folgen und zudem die ständig und immer wieder sehr heftig auftretenden Dynamiksprünge bzw. -wechsel zu ertragen. Es liegt schon eine Portion Verwegenheit in der Luft, wenn Elliott sich im Opener The Kübler-Ross Model elf Minuten lang in einem Wellental der Gefühle suhlt, um die Ideen der schweizerischen Medizinerin und Sterbeforscherin Kübler-Ross zu erforschen.
Viele Arrangements wildern in europäischen Folklore-Gebieten (den Faden der "Drinking Songs" und "Failing Songs" weiterspinnend), gerne auch in ost-europäischen, da zergeln Violinen, Mandolinen und Akkordeons durch das morsche Geäst oder man tanzt schon mal in manischer Euphorie einen südeuropäischen Tango, während man sich vor dräuenden Chorgewittern in Acht nehmen muss. Sicherlich gewagt, aber es funktioniert. Die ruhigeren Passagen, wenn Matt Elliott mit seiner Leonard Cohen'schen Nachdenklichkeit die Tragik seiner Texte unterstreicht, wirken da schon fast wie ein Erholungsspaziergang durch einen kühlen, regennassen, matschtriefenden Wald.
Matt Elliotts "Howling Songs" bieten wahrlich keine leichte Kost, versprechen dem aufmerksamen Hörer aber jederzeit ein spannendes musikalisches Abenteuer auf der Schattenseite des Lebens.